Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
die zwei Bögen fotografiert und wieder genauso wie vorher gefaltet worden waren, wurden sie wieder in den dünnen Metallbehälter gelegt, der wie ein billiges Zigarettenetui aussah, und unter der Bank angebracht.
»Und?«, fragte Prowalow den zuständigen FSS-Mann.
»Wenn unser Mann das nächste Mal eine Nachricht schickt, können wir sie entschlüsseln.«
»Und dann wissen wir, worum es hier geht?«
»Vielleicht. Zumindest wissen wir dann mehr als im Moment und haben den Beweis, dass dieser Suworow ein Spion ist.«
Prowalow musste sich eingestehen, dass sie der Lösung seines Mordfalls keinen Schritt näher waren als vor zwei Wochen, aber zumindest tat sich etwas, selbst wenn die Spur sie nur noch tiefer in den Nebel hineinführte.
»Und, Mike?«, fragte Dan Murray, acht Zeitzonen entfernt.
»Noch nichts Konkretes, Director, aber wenigstens sieht es inzwischen schon mal so aus, als jagten wir einen Spion. Ein Klementi Iwanowitsch Suworow, der sich gegenwärtig als Iwan Juriewitsch Koniew ausgibt.« Reilly las die Adresse ab. »Die Spur führt zu ihm, oder zumindest scheint es so. Außerdem haben wir beobachtet, wie er Kontakt mit einem chinesischen Diplomaten aufgenommen hat.«
»Und was hat das Ganze nun zu bedeuten?«, wollte FBI-Direktor Murray wissen.
»Da fragen Sie mich zuviel, Director. Jedenfalls sieht das Ganze allmählich nach einem hochinteressanten Fall aus.«
»Sie scheinen ein recht gutes Verhältnis zu diesem Prowalow zu haben.«
»Er ist ein guter Polizist, und wir kommen tatsächlich ganz gut klar, Sir.«
Das war mehr, als Cliff Rutledge von seinem Verhältnis zu Shen Tang behaupten konnte.
»Ihre Berichterstattung über den Vorfall war schon schlimm genug, aber die Bemerkungen Ihres Präsidenten über unsere Innenpolitik sind eine Verletzung der chinesischen Souveränität!« Der chinesische Außenminister schrie beinahe, obwohl er diese Anschuldigung seit dem Mittagessen nun schon mindestens zum siebten Mal vorbrachte.
»Herr Minister«, entgegnete Rutledge. »Zu nichts von all dem wäre es gekommen, wenn Ihr Polizist nicht einen akkreditierten Diplomaten erschossen hätte, was man nun wirklich nicht als zivilisiertes Vorgehen bezeichnen kann.«
»Unsere internen Angelegenheiten stehen nicht zur Diskussion«, erwiderte Shen sofort.
»Das ist durchaus richtig, Herr Minister, aber Amerika hat seine eigenen Überzeugungen, und wenn Sie von uns verlangen, dass wir Ihre respektieren, können wir Sie auch darum ersuchen, den unseren zumindest ein gewisses Maß an Respekt entgegenzubringen.«
»Wir bekommen langsam genug von Amerikas ständiger Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten. Zuerst erkennen Sie unsere abtrünnige Provinz auf Taiwan an. Dann ermutigen Sie Ausländer, sich in unsere Interna einzumischen. Als Nächstes schicken Sie unter dem Deckmantel religiöser Motive einen Spion in unser Land, der zusammen mit einem Diplomaten einer anderen Nation gegen unsere Gesetze verstößt, dann fotografieren Sie einen chinesischen Polizisten bei der Erfüllung seiner Pflicht und schließlich verurteilt Ihr Präsident uns dafür, dass Sie sich in unsere inneren Angelegenheiten eingemischt haben. Diese unzivilisierten Aktivitäten wird die Volksrepublik nicht dulden!«
Und jetzt wirst du gleich verlangen, dass wir euch als bevorzugte Nation behandeln , dachte Mark Gant. Das Ganze war doch wie eine Besprechung mit Investmentbankern – von der Haisorte – an der Wall Street.
»Sie nennen uns zwar unzivilisiert, Herr Minister«, entgegnete Rutledge. »Aber an unseren Händen klebt kein Blut. Und wenn ich mich recht entsinne, sind wir doch hier, um uns mit Handelsfragen auseinanderzusetzen. Können wir demnach zur Tagesordnung zurückkehren?«
»Mr. Rutledge, Amerika hat kein Recht, der Volksrepublik auf der einen Seite etwas zu diktieren und ihr auf der anderen Seite ihre Rechte abzusprechen«, konterte Shen.
»Herr Minister, Amerika hat sich in keiner Weise in Chinas innere Angelegenheiten eingemischt. Wenn Sie einen Diplomaten umbringen, müssen Sie doch mit Protesten rechnen! Was die Frage der Republik China angeht …«
»Es gibt keine Republik China!«, platzte der chinesische Außenminister heraus. »Das ist eine abtrünnige Provinz, und Sie haben durch ihre Anerkennung unsere Souveränität verletzt!«
»Herr Minister, die Republik China ist eine unabhängige Nation mit einer frei gewählten Regierung, und wir sind nicht das einzige Land, das diese Tatsache
Weitere Kostenlose Bücher