Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Deshalb hatte die Rote Armee auf der Basis besonders strenger Fitnesstests und eines hohen Grads an politischer Zuverlässigkeit Soldaten ausgesucht – wie man letztere Eigenschaft wirksam prüfte, würde Clark nie klar werden – und sie für den Einsatz in einer Spezialeinheit ausgebildet. Das ursprüngliche Konzept war aus einem Grund zum Scheitern verurteilt gewesen, den mit Ausnahme der politischen Führung der Sowjetunion jeder hätte vorhersehen können: Die überwiegende Mehrheit der sowjetischen Soldaten wurde einberufen, diente zwei Jahre und kehrte dann wieder nach Hause zurück. Im Gegensatz dazu wurde der Durchschnittsangehörige des britischen SAS erst für eine Aufnahme in diese Truppe in Betracht gezogen, wenn er mindestens vier Jahre gedient und es mindestens zum Corporal gebracht hatte. Dies geschah aus dem einfachen Grund, dass mehr als zwei Jahre Ausbildung erforderlich sind, um unter normalen Bedingungen ein zuverlässiger Soldat zu sein, geschweige denn einer, der auch unter feindlichem Feuer von seinem Verstand Gebrauch zu machen verstand – übrigens ein weiteres Problem der Sowjetunion, die grundsätzlich keine Männer in Uniform, und am allerwenigsten wehrpflichtige Nicht-Offiziere, zu selbstständigem Denken ermutigt hatte. Stattdessen hatte man sich einige raffinierte Waffen ausgedacht. Das Schießmesser war zum Beispiel so eine, mit der Chavez erst heute die Gelegenheit gehabt hatte, zu spielen. Auf Knopfdruck schoss es die Klinge eines Nahkampfmessers mit erstaunlicher Zielgenauigkeit über eine Entfernung von fünf bis sechs Metern. Allerdings musste der sowjetische Ingenieur, der diese Waffe entwickelt hatte, etwas zu viel ins Kino gegangen sein, denn nur im Kino fällt ein Mensch sofort ohne einen Laut tot zu Boden, wenn er ein Messer in die Brust bekommt. Die meisten Menschen finden das ziemlich schmerzhaft und die meisten Menschen reagieren auf Schmerzen, indem sie Lärm machen. Wie ein Ausbilder auf der Farm Clark immer gewarnt hatte: »Schneiden Sie einem Mann nie mit dem Messer die Kehle durch. Dann schlägt er nämlich um sich und macht einen Heidenlärm.«
Im Gegensatz zu dem Aufwand, den man bei der Entwicklung und Fertigung dieses Schießmessers betrieben hatte, waren ihre Pistolenschalldämpfer völliger Schrott, nichts als mit Stahlwolle gefüllte Blechbüchsen, die sich spätestens nach zehn Schüssen selbst auflösten, und das, obwohl ein halbwegs geschickter Maschinenschlosser höchstens fünfzehn Minuten für die Herstellung eines anständigen Schalldämpfers brauchte. John Clark seufzte. Versuche mal einer, diese Leute zu verstehen.
Aber die einzelnen Soldaten waren in Ordnung. Er hatte sie mit Dings Team-2 laufen sehen, und nicht einer der Russen war aus der Formation ausgeschert. Zum Teil war das natürlich auf Stolz zurückzuführen gewesen, aber in erster Linie doch auf Fitness. Ihre Leistungen am Schießstand waren nicht ganz so beeindruckend gewesen. Sie waren nicht so sorgfältig ausgebildet wie die Jungs aus Hereford und nicht annähernd so gut ausgerüstet. Ihre angeblich schallgedämpften Waffen waren immer noch so laut, dass Clark und Chavez bei jedem Schuss zusammenzuckten … aber ungeachtet dessen war der Eifer dieser jungen Burschen beeindruckend. Jeder der Russen stand im Range eines Leutnants und jeder hatte seine Luftlandequalifikation. Mit leichten Waffen waren alle ziemlich gut, und die russischen Scharfschützen waren so gut wie Homer Johnston und Dieter Weber, übrigens sehr zum Erstaunen von Letzterem. Die russischen Präzisionsgewehre sahen ein wenig schrottig aus, schossen aber ziemlich gut – zumindest bis 800 Meter.
»Mr. C, sie müssen zwar noch einiges lernen, sind aber hoch motiviert. Zwei Wochen, und sie können voll mithalten«, erklärte Chavez mit einem skeptischen Blick auf den Wodka. Sie befanden sich in einem russischen Offizierskasino, und es stand jede Menge von dem Zeug herum.
»Nur zwei?«, fragte John.
»In zwei Wochen sind sie alle topfit und beherrschen die neuen Waffen.« Rainbow stellte dem russischen Spetsnaz-Team fünf komplette Team-Waffensets zur Verfügung: MP-10-Maschinenpistolen, Beretta-Pistolen vom Kaliber .45 und, was das Wichtigste war, die Funkausrüstungen, mit der das Team sogar unter Beschuss kommunizieren konnte. Ihre Dragunow-Gewehre behielten die Russen. Das geschah zum Teil aus Stolz, aber mit den Dingern konnten sie eben gut umgehen und das war für diese Mission genug. »Der Rest ist nur
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