Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
hielt inne. »Robby, ich erwarte in wenigen Minuten jemanden. Wir müssen darüber noch ausführlicher sprechen. Mit Adler und Bretano«, fügte der Präsident hinzu.
»In Sachen Hardware und Management ist Tony wirklich gut, aber in Sachen Strategie braucht er noch etwas Nachhilfe.«
»Die kannst du ihm ja erteilen.«
»Aye, aye, Sir«, sagte der Vizepräsident und verließ den Raum.
Sie brachten den Behälter, keine zwei Stunden nachdem sie ihn entfernt hatten, wieder an der Magnethalterung unter der Bank an und dankten Gott – Russen durften das jetzt wieder –, dass es sich bei dem Schloss nicht um eines dieser modernen elektronischen Dinger gehandelt hatte. Die waren nämlich oft sehr schwer zu knacken. Aber das Problem mit all solchen Sicherheitsmaßnahmen war, dass sie nur allzu oft dazu neigten, nicht richtig zu funktionieren, und deshalb zerstörten, was sie eigentlich schützen sollten, was einen ohnehin schon komplizierten Job noch komplizierter machte. In der Welt der Spionage ging alles, was schief gehen konnte, unweigerlich einmal schief. Deshalb hatten die Beteiligten an diesem Spiel im Laufe der Jahre alle Möglichkeiten, ihr Vorgehen zu vereinfachen, bereitwillig aufgegriffen.
Und deshalb wurde die Observierung der Parkbank wieder aufgenommen – natürlich war sie für den Fall, dass Suworow /Koniew unerwartet auftauchte, auch nicht unterbrochen worden, während der Übergabebehälter im Labor untersucht wurde. Auch der verdächtige Chinese wurde beschattet, obwohl niemand ihn ein Zeichen für die Übergabe am toten Briefkasten anbringen sah. Aber das hätte auch so etwas Simples sein können, wie Suworow/Koniews Piepser anzurufen … Aber das vermutlich doch nicht, da sie annehmen würden, dass jeder Telefonanschluss der chinesischen Botschaft abgehört wurde und die Nummer abgefangen und zu ihrem Inhaber zurückverfolgt werden konnte. Spione mussten vorsichtig sein, weil diejenigen, die sie jagten, über eine Vielzahl an technischen Hilfsmitteln verfügten und erbarmungslos waren. Aufgrund dessen waren sie ein extrem konservativer Menschenschlag. So schwer sie zu entdecken sein mochten: Hatte man sie erst einmal enttarnt, waren sie fast sicher dem Untergang geweiht. Und das, hofften die FSS-Männer, würde auch auf Suworow/Koniew zutreffen.
Diesmal mussten sie bis nach Einbruch der Dunkelheit warten. Der Verdächtige verließ seine Wohnung und fuhr erst einmal vierzig Minuten scheinbar ziellos durch die Gegend. Dabei hielt er sich an eine Route, die er schon zwei Tage zuvor genau so gefahren war – wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass er nicht beschattet wurde, und vielleicht auch, um nach einem Zeichen Ausschau zu halten, das die FSS-Leute noch nicht entdeckt hatten. Doch statt zu seiner Wohnung zurückzukehren, fuhr er diesmal in den Park, stellte sein Auto zwei Straßen von der Bank entfernt ab und näherte sich ihr auf Umwegen, wobei er unterwegs zweimal stehen blieb, um sich eine Zigarette anzuzünden, was ihm hinreichend Gelegenheit gab, sich zu vergewissern, dass ihm niemand folgte. Alles wie nach Lehrbuch. Obwohl ihm drei Männer und eine Frau zu Fuß folgten, entdeckte er nichts Auffälliges an ihnen. Die Frau schob einen Kinderwagen, was ihr einen Vorwand bot, immer wieder anzuhalten, um die Decke des Kindes zurechtzuzupfen. Die Männer gingen einfach nur die Straße entlang, ohne auf den Verdächtigen oder, wie es schien, sonst etwas zu achten.
»Da!«, entfuhr es einem der FSS-Leute. Diesmal setzte sich Suworow/Koniew nicht auf die Bank. Stattdessen stellte er seinen linken Fuß darauf, um sich den Schuh zu binden und den Aufschlag seiner Hose glatt zu streichen. Dabei entfernte er den Magnetbehälter so geschickt, dass niemand es tatsächlich sah, aber das Ganze wäre doch ein allzu großer Zufall gewesen. Außerdem würde in Kürze einer der FSS-Männer nachsehen, ob er den Behälter gegen einen anderen ausgetauscht hatte. Nach vollbrachter Tat kehrte der Mann zu seinem Auto zurück, wobei er diesmal einen anderen Umweg nahm und sich unterwegs zwei weitere amerikanische Marlboros anzündete.
Das Amüsante daran war, fand Leutnant Prowalow, wie durchschaubar das Ganze war, sobald man wusste, auf wen man achten musste. Was einmal so anonym gewesen war, wirkte plötzlich so auffällig wie eine Reklametafel.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte der Milizleutnant seinen FSS-Kollegen.
»Nichts«, antwortete dieser. »Wir warten, bis er eine weitere Nachricht
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