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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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besten angehen konnte. Allzu oft geschah das aber nicht mehr. Die Laserinstrumente, die sie entwickeln geholfen hatte, befanden sich inzwischen auf einem Stand, der es einem Automechaniker ermöglicht hätte, sie zu bedienen – was sie und ihre Kollegen allerdings nicht groß hinausposaunten. Ärzte mussten sich unbedingt mit einem gewissen Mythos umgeben, sonst verloren sie womöglich den Respekt ihrer Patienten.
    Aus irgendeinem Grund ließ sich das aber nicht auf das Präsidentenamt übertragen, fand Cathy. Der Kongress stand meistens hinter ihrem Mann – was auch nur richtig war, da Jacks Anträge normalerweise so vernünftig wie nur irgend möglich waren –, aber nicht immer, und oft aus den idiotischsten Gründen nicht. »Es mag ja für das Land gut sein, aber es ist nicht gut für meinen Wahlkreis, und …« Viele Abgeordnete schienen vergessen zu haben, dass sie, als sie nach Washington kamen, einen Eid auf das Land geschworen hatten, und nicht auf ihre blöden kleinen Wahlkreise. Als Cathy das einmal zu Arnie gesagt hatte, hatte er laut gelacht und ihr einen Vortrag gehalten, wie es im wirklichen Leben zuging – als ob das eine Ärztin nicht wüsste! , hatte sie wutentbrannt gedacht. Und so musste Jack das, was bereits Realität war, mit dem in Einklang bringen, was einmal Realität werden sollte. Wie zum Beispiel auswärtige Angelegenheiten. Für einen verheirateten Mann war es wesentlich leichter, mit irgendeiner Schickse eine Affäre zu haben, als zu versuchen, mit bestimmten anderen Nationen vernünftig zu reden. Der Schickse konnte man sagen, dass nach drei oder vier Malen Schluss war, aber diese bescheuerten ausländischen Staatschefs wurde man nicht mehr los.
    Das ist das Schöne an der Medizin, dachte Frau Professor Ryan. Ärzte behandelten Patienten auf der ganzen Welt ähnlich, weil menschliche Körper überall gleich waren, und eine Behandlung, die an der Johns Hopkins Medical School in Baltimore funktionierte, wirkte auch in Berlin oder Moskau oder Tokio, auch wenn die Menschen anders aussahen und sprachen. Wenn das ging, warum konnten dann die Menschen nicht weltweit auch auf die gleiche Art denken? Ihre blöden Gehirne waren doch auch überall die gleichen, oder nicht?
    »Jack?«, sagte sie und legte ihren Notizblock beiseite.
    »Ja, Cathy?«
    »Worüber denkst du gerade nach?«
    Hauptsächlich darüber, wie sehr ich mir wünschte, Ellen Sumter würde mir eine Zigarette bringen. Doch das konnte er schlecht sagen. Falls Cathy wusste, dass er im Oval Office Zigaretten schnorrte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Sie war niemand, der gern Streit suchte, und in ihrer Gegenwart rauchte er nie.
    »Über China, Liebling. Diesmal sind sie wirklich zu weit gegangen, aber sie scheinen gar nicht zu merken, was für einen schlechten Eindruck das macht.«
    »Diese beiden Männer umzubringen – wie sollte das keinen schlechten Eindruck machen?«
    »Nicht alle messen einem Menschenleben einen so hohen Wert bei wie wir, Cath.«
    »Die chinesischen Ärzte, die ich kennen gelernt habe, schon – na ja, sie sind Ärzte und wir sprechen wie Ärzte miteinander.«
    »Wahrscheinlich liegt es daran.« Als Ryan feststellte, dass die Sendung, die anzusehen er vorgab, gerade durch einen Werbeblock unterbrochen wurde, stand er auf, um sich in der Küche oben einen Whiskey nachzuschenken. »Willst du auch noch ein Glas, Schatz?«
    »Ja, bitte«, antwortete sie mit ihrem Weihnachtsbaumlächeln.
    Jack ergriff das Weinglas seiner Frau. Demnach hatte sie für morgen keine Termine. Sie trank den Château Ste. Michelle Chardonnay, den sie zum ersten Mal in Camp David probiert hatten, inzwischen sehr gern. Er hatte sich an diesem Abend für Wild-Turkey-Bourbon auf Eis entschieden. Er hatte dem Personal an diesem Abend freigegeben, so dass er in den Genuss kam, sich seine Drinks selbst zu mixen – er hätte sich sogar ein Erdnussbuttersandwich machen können, wenn ihm danach gewesen wäre. Als er mit den Getränken zurückkam, berührte er seine Frau im Vorbeigehen am Hals und erntete dafür das bezaubernde kleine Erschaudern, das sie immer überkam, wenn er das tat.
    »Und was wird jetzt in China passieren?«
    »Das werden wir genau wie alle anderen auch erfahren, indem wir CNN schauen. In manchen Dingen sind sie wesentlich schneller als unser Geheimdienst. Und unsere Spione können genauso wenig in die Zukunft sehen wie die Börsenhändler an der Wall Street.« So jemanden könnte man bei Merrill Lynch

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