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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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waren, gesagt hatte, er sei verheiratet und seine Frau befinde sich in Taiwan. Vielleicht war sie inzwischen nach Peking gekommen? Das nachzuprüfen war einen Versuch wert. Wise hatte Atlanta dazu zu bewegen versucht, aus dem Vatikan zu berichten, aber das übernahm das Büro in Rom. Das Flugzeug mit Kardinal DiMilos Leiche an Bord war bereits nach Italien unterwegs, wo bestimmt jemand für CNN ausführlich darüber berichten würde.
    Okay, dachte er, der Italiener war bereits weg, mit einer 747 der Alitalia ausgeflogen, mittlerweile vermutlich irgendwo über Afghanistan. Aber was war mit dem Chinesen, dem Baptistenprediger, der den Kopfschuss abbekommen hatte? Seine Leiche musste doch noch irgendwo sein, und er hatte eine Gemeinde und – er hatte gesagt, er sei verheiratet. Schön, wenn dem so war, wollte seine Frau doch sicher die Leiche haben, um sie zu begraben. Er konnte also versuchen, sie zu interviewen … das gäbe einen guten Nachfolgebericht und würde es Atlanta erlauben, die Aufnahmen mit den tödlichen Schüssen noch mal zu bringen. Er war sicher, dass die Chinesen ihn auf ihre Abschussliste gesetzt hatten, aber was soll’s , dachte Wise bei einem Schluck Kaffee, den er sich in seinem Hotelzimmer selbst gebraut hatte, es ist wahrhaftig keine Schande, auf diese Liste zu kommen, oder ? Die Chinesen waren zutiefst rassistisch. Er konnte mit seiner dunklen Haut nirgendwohin gehen, ohne dass die Leute auf der Straße bei seinem Anblick ständig zusammenzuckten. Nicht einmal in Birmingham hatten sie unter Bull Connor schwarze Amerikaner wie Außerirdische von einem fernen Planeten behandelt. Hier sahen alle gleich aus, zogen sich alle gleich an und redeten alle das Gleiche. Herrgott noch mal, die brauchten doch regelrecht ein paar Schwarze, um etwas Farbe reinzubringen! Am besten, man fügte dem Mix noch ein paar blonde Schweden und vielleicht ein paar Italiener hinzu …
    Aber es war nicht sein Job, die Welt zu zivilisieren. Sein Job war, den Leuten zu sagen, was ringsum passierte. Von den Handelsgesprächen war nicht besonders viel zu erwarten, dachte Wise, jedenfalls nicht heute. Deshalb würde er jetzt mit seinem Übertragungswagen noch einmal zum Haus von Reverend Yu Fa An fahren. Er hatte ein gewisses Gefühl. Nicht mehr und nicht weniger. Aber sein Gefühl hatte ihn bisher selten getäuscht.
     
    Ryan genoss wieder einmal einen freien Abend. Der kommende würde allerdings anders werden. Er musste abermals eine idiotische Rede zur Außenpolitik halten. Warum konnte er seine Politik nicht einfach im Presseraum bekannt geben, und damit hatte es sich dann? Das sollte ihm mal jemand erklären. Andererseits hatte er auch noch nie jemanden danach gefragt, aus Angst, (wieder) wie der letzte Trottel vor Arnie van Damm dazustehen. So wurde das nun einmal gehandhabt. Zu allem Übel musste auch Cathy mitkommen, und sie konnte solche Anlässe noch weniger ausstehen als er, weil es sie von ihren Patientenblättern fernhielt, über die sie etwa so streng wachte wie ein Löwe über das Beutetier, das er gerade geschlagen hatte. Cathy beklagte sich oft darüber, dass dieser First-Lady-Quatsch ihre Leistungen als Chirurgin beeinträchtigte. Das glaubte Ryan aber nicht. Wahrscheinlicher war da schon, dass Cathy wie die meisten Frauen etwas brauchte, worüber sie keifen konnte. Und dieses Thema gab einfach mehr her als ihre banaleren Klagen, wie zum Beispiel, dass sie nicht ab und zu mal was zum Abendessen kochen konnte. Cathy hatte über zwanzig Jahre an ihren Kochkünsten gefeilt, und wenn es, was selten vorkam, die Zeit erlaubte, schlich sie in die bestens ausgestattete Küche des Weißen Hauses, um mit dem Küchenchef Ideen und Rezepte auszutauschen. Im Augenblick kuschelte sie sich jedoch gerade in einen bequemen Sessel und machte sich, hin und wieder an ihrem Weinglas nippend, Notizen zu ihren Krankenblättern, während ihr Mann fernsah – ausnahmsweise mal nicht unter den Augen des Secret Service und des Hauspersonals.
    Aber der Präsident sah gar nicht wirklich fern. Den Blick auf den Bildschirm gerichtet, war er in Gedanken ganz woanders. Es war ein Blick, den seine Frau im vergangenen Jahr zu verstehen gelernt hatte, fast so, als schliefe er mit offenen Augen, während sein Verstand ein Problem wälzte. Genau genommen war das etwas, was auch sie hin und wieder tat, wenn sie zum Beispiel beim Mittagessen in der Ärztekantine der Johns Hopkins darüber nachdachte, wie sie das Problem eines Patienten am

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