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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Menschen werden es sicher nicht gutheißen.« Yu Chun übersetzte es dem Polizisten.
    »Ich habe meine Befehle«, sagte er wieder, und es wurde klar, dass ein Gespräch mit einer Statue genauso produktiv gewesen wäre.
    »Könnten Sie vielleicht Ihren Vorgesetzten anrufen?«, schlug Wise daraufhin vor, und zu seiner Überraschung ging der Polizist darauf ein. Er hob sein Sprechfunkgerät und nahm Kontakt zu seiner Wache auf.
    »›Mein Leutnant kommen‹«, übersetzte Yu Chun. Nachdem er die Verantwortung auf jemand anders abgewälzt hatte, der direkt dem Stationskommandanten unterstand, wirkte der Mann sichtlich erleichtert.
    »Gut, dann gehen wir erst mal zu unserem Van zurück und warten dort auf ihn«, schlug Wise vor. Dort angekommen, zündete sich Frau Yu eine filterlose chinesische Zigarette an und versuchte ihre Fassung zurückzugewinnen. Nichols nahm die Kamera herunter, und für ein paar Minuten entspannten sich alle.
    »Wie lang waren Sie verheiratet, Ma’am?«, fragte Wise bei nicht laufender Kamera.
    »Vierundzwanzig Jahre.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Einen Sohn. Er studiert in Amerika, an der University of Oklahoma. Er möchte Ingenieur werden.«
    »Pete«, wandte sich Wise flüsternd an seinen Kameramann, »mach schon mal die Schüssel für eine Übertragung bereit.«
    »Okay.« Der Kameramann zog den Kopf ein, um in den Van zu steigen. Dort schaltete er die Sendeanlage ein. Die Mini-Schüssel auf dem Dach des Van drehte sich in der Horizontalen um 50 Grad, in der Vertikalen um 60 Grad und peilte den Satelliten an, den sie in Peking normalerweise benutzten. Als er das Signal auf der Anzeige hatte, wählte der Kameramann wieder Kanal sechs und teilte Atlanta mit, dass er eine Live-Übertragung aus Peking vorbereite. Daraufhin schalteten sie in der CNN-Zentrale auf Aufnahme, empfingen aber kein Signal. Da sie jedoch wussten, dass Barry Wise immer für einen brandaktuellen Bericht gut war und nicht ohne Grund auf eine Live-Schaltung ging, verloren sie nicht sofort die Geduld. Der Mann an den Knöpfen lehnte sich in seinen bequemen Drehstuhl zurück, nahm einen Schluck Kaffee und verständigte seinen Kollegen im Regieraum, dass ein Live-Signal aus Peking erwartet wurde, Art und Umfang des Berichts unbekannt. Aber auch im Regieraum hatten sie noch in guter Erinnerung, was Wise und sein Team erst zwei Tage zuvor geliefert hatten, und ihres Wissens war im Moment keiner der anderen großen Sender in Peking aktiv – um sich darüber auf dem Laufenden zu halten, was die Konkurrenz machte, beobachtete CNN den Nachrichtenverkehr über die Satelliten genauso scharf wie die National Security Agency.
    Immer mehr Leute fanden sich vor dem Haus der Yus ein. Einige bekamen es mit der Angst zu tun, als sie den CNN-Van sahen, aber als sie Yu Chun dort entdeckten, beruhigten sie sich wieder. Sie kamen meistens allein oder zu zweit und bald hatten sich etwa 30 Personen versammelt, von denen viele ein Buch in der Hand hielten, bei dem es sich, wie Wise annahm, um eine Bibel handelte. Das war für den CNN-Korrespondenten das Zeichen, seinen Kameramann die Kamera wieder schultern zu lassen. Die Live-Übertragung nach Atlanta konnte beginnen.
    »Hier ist Barry Wise aus Peking. Wir befinden uns vor dem Haus von Reverend Yu Fa An, dem Baptistenprediger, der vor zwei Tagen zusammen mit dem päpstlichen Nuntius Renato Kardinal DiMilo erschossen wurde. Neben mir steht seine Witwe, Yu Chun. Sie war vierundzwanzig Jahre mit Reverend Yu verheiratet und hat einen Sohn mit ihm, der an der University of Oklahoma studiert. Wie Sie sich vorstellen können, ist das für Mrs. Yu eine schwere Zeit, die ihr jedoch noch schwerer gemacht wird, weil die Polizei sie am Betreten ihres Hauses hindert. Das Haus diente der kleinen Baptistengemeinde auch als Kirche, und wie Sie sehen können, haben sich die Gemeindemitglieder versammelt, um für ihren verstorbenen Seelenhirten, Reverend Yu Fa An, zu beten.
    Allem Anschein nach sind die örtlichen Behörden jedoch nicht willens, sie das in ihrem gewohnten Gotteshaus tun zu lassen. Ich habe persönlich mit dem zuständigen Polizeivertreter vor Ort gesprochen. Er hat Anweisungen, sagt er, niemand in das Haus zu lassen, nicht einmal Mrs. Yu. Und wie es scheint, hält er sich an seine Anweisungen.« Wise ging zu der Witwe.
    »Mrs. Yu, werden Sie die Leiche Ihres Mannes nach Taiwan überführen lassen?« Es kam nicht oft vor, dass Wise sich gestattete, Gefühle zu zeigen, aber die Antwort auf seine

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