Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Daraufhin steckte er das Funkgerät weg und kam direkt auf den CNN-Reporter zu. Der Polizeileutnant hatte eine entschlossene Miene aufgesetzt, die Wise gar nicht gefiel, zumal er im Gehen unauffällig auf seine Leute einredete, die sich daraufhin ebenfalls zu ihm herumdrehten. Sie rührten sich zwar nicht von der Stelle, trugen aber denselben entschlossenen Gesichtsausdruck. Offensichtlich hielten sie sich bereit, einen Befehl ihres Vorgesetzten auszuführen.
»Sie müssen die Kamera abstellen«, forderte der Polizeileutnant Wise auf.
»Wie bitte?«
»Kamera ausmachen«, wiederholte der Polizist.
»Warum?« Wises Verstand begann fieberhaft zu arbeiten.
»Befehl«, erklärte Rong knapp.
»Von wem?«
»Befehl von oben«, spezifizierte der Polizist.
»Ach so, okay.« Wise streckte die Hand aus.
»Kamera ausmachen!«, forderte der Polizeileutnant, der nicht wusste, was die ausgestreckte Hand bedeuten sollte.
»Wo ist der Befehl?«
»Was?«
»Ohne eine schriftliche Anordnung darf ich meine Kamera nicht ausmachen. Firmenvorschrift. Haben Sie eine schriftliche Anordnung?«
»Nein«, antwortete der Polizist perplex.
»Und die Anordnung muss von einem Hauptmann unterzeichnet sein. Ein Major wäre noch besser, aber sie muss mindestens von einem Hauptmann unterschrieben sein. Das ist in meiner Firma so Vorschrift.«
»Ah«, war alles, was dem Chinesen dazu einfiel. Er schüttelte den Kopf, als wäre er eben mit voller Wucht gegen eine Wand gerannt. Schließlich entfernte er sich ein paar Meter und holte erneut sein Funkgerät hervor, um Meldung zu erstatten. Der Wortwechsel dauerte etwa eine Minute, dann kam Rong wieder zurück. »Befehl kommt gleich«, teilte er dem Amerikaner mit.
»Danke«, antwortete Wise mit einem höflichen Lächeln und einer leichten Verneigung.
Immer noch sichtlich durcheinander, entfernte sich der Leutnant wieder und scharte seine Männer um sich.
»Das gibt gleich Ärger, Barry«, sagte Nichols, der die Kamera jetzt auf die Polizisten richtete. Er hatte die Diskussion über die schriftliche Anordnung mitbekommen und musste sich auf die Zunge beißen, um sich ein Grinsen zu verkneifen. Wise hatte wirklich eine Art, mit Leuten umzugehen! Solche Nummern hatte er auch schon bei Präsidenten gebracht, und das mehr als einmal.
»Ich weiß. Bleib einfach weiter auf Aufnahme.« Und dann sprach er wieder ins Mikrophon. »Irgendetwas braut sich hier zusammen, und ich glaube, es ist nichts Gutes. Die Polizeikräfte scheinen von irgendwoher Anweisungen erhalten zu haben. Wie Sie gerade gehört haben, wurden wir aufgefordert, nicht weiterzufilmen. Dem haben wir uns jedoch in Übereinstimmung mit der CNN-internen Regelung mit dem Hinweis widersetzt, dass wir dafür eine schriftliche Anordnung eines ranghohen Polizeivertreters benötigen.« Wise sagte es in dem Bewusstsein, dass jemand in Peking dies alles verfolgte. Er wusste, dass die Kommunisten zwanghafte Bürokraten waren und die Bitte um etwas Schriftliches vollkommen natürlich fanden, so verrückt dies einem Außenstehenden auch erscheinen mochte. Jetzt war die einzige Frage, ob die Polizisten ihre per Funk übermittelten Anweisungen ausführen würden, bevor die schriftliche Anordnung für das CNN-Team eintraf. Was hatte wohl Vorrang?
Absolute Priorität hatte natürlich, in der Stadt die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Polizisten zogen ihre Schlagstöcke und begannen auf die Baptisten zuzugehen.
»Wie stehe ich, Barry?«, fragte Pete Nichols.
»Nicht zu dicht dran. Sieh zu, dass du einen Schwenk über den ganzen Schauplatz machen kannst«, ordnete Wise an.
»Okay.«
Die Kamera folgte dem Polizeileutnant zu Wen Zhong, dem eine mündliche Aufforderung erteilt wurde, die dieser umgehend zurückwies. Die Aufforderung wurde erneut erteilt. Das Richtmikrophon auf der Kamera fing die Antwort bei der dritten Wiederholung gerade noch auf.
»Diao ren, chou ni ma di be!«, brüllte der dicke Chinese dem Polizisten ins Gesicht. Was immer die Beschimpfung bedeuten mochte, einige der Betenden bekamen große Augen. Wen trug es außerdem von Rongs Schlagstock einen gebrochenen Wangenknochen ein. Er sank mit einer heftig blutenden Platzwunde in die Knie, richtete sich aber wieder auf, kehrte dem Polizisten den Rücken zu und beugte sich erneut über seine Bibel. Nichols wechselte seinen Standort, damit er auf das Blut zoomen konnte, das auf die Bibel tropfte.
Der Umstand, dass ihm der Mann den Rücken zukehrte, brachte den Polizeileutnant nur noch
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