Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Menge Geschäfte mit Russland gemacht. Aber das ist auch nicht friedlich ausgegangen, oder?«
»Dabei behaupten alle, dass der Handel mäßigenden Einfluss ausübt«, bemerkte der Minister.
»Vielleicht zwischen einzelnen Personen, aber denken Sie daran, dass es Regierungen weniger um Prinzipien geht als um Interessen – zumindest den etwas simpler strukturierten, die es noch nicht so ganz gerafft haben.«
»Regierungen wie die der Volksrepublik?«
»Ja, George, davon spreche ich, von diesen kleinen Mistkerlen in Peking. Sie regieren ein Milliardenvolk, und zwar auf eine Weise, dass man meinen könnte, sie stammten in direkter Linie von Caligula ab. Wahrscheinlich hat ihnen noch niemand gesagt, dass sie eigentlich dazu verpflichtet sind, dem Allgemeinwohl zu dienen. Oder etwa doch?«, differenzierte Ryan, großzügig wie er war. »Stimmt ja, da gab’s doch dieses große, perfekte Theoriemodell, ausgedacht von Karl Marx, verfeinert von Lenin und praktisch angewendet von diesem perversen Pudding namens Mao.«
»Pervers?«
»Na klar.« Ryan blickte auf. »In den Archiven von Langley ist das alles nachzulesen. Mao stand auf Jungfrauen, je jünger, desto besser. Vielleicht hat es ihm gefallen, wenn sich in deren hübschen Äuglein nackte Angst zeigte. Jedenfalls vermutete einer unserer psychokomischen Berater, dass es diesem Pudding wie einem Vergewaltiger weniger um Sex ging als um Machtspielchen. Na ja, schätze, das war noch harmlos, zumindest nach den Sitten im Fernen Osten.« Er schüttelte den Kopf. »Sie sollten mal sehen, was ich zu lesen bekomme, wenn sich ein ausländischer Staatsgast angesagt hat… all die Details über ganz persönliche Gewohnheiten.«
Ein Kichern. »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich wissen will.«
Ryan verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wahrscheinlich nicht. Manches hätte ich auch lieber nicht zur Kenntnis genommen. Man lässt sie hier im Büro Platz nehmen, und sie sind auch ganz freundlich und professionell, aber man selbst sucht die ganze Zeit nach dem Pferdefuß und den Hörnern.« Das lenkte zwar ab, dennoch galt als sicher, dass es ähnlich wie beim Poker äußerst vorteilhaft war, möglichst viel über die Gegenseite zu wissen, auch auf die Gefahr hin, dass man bei der Begrüßung vor lauter Ekel nicht mehr an sich halten konnte und auf den roten Teppich kotzte. Aber das ist nun mal das Los eines Präsidenten, dachte Ryan. Und um dahin zu kommen, hat sich schon so mancher die Beine ausgerissen . Na und? Ist es dein Job, Jack, das Land vor Ratten zu bewahren, die dahin zu gelangen versuchen, wo all der gute Käse auf Lager liegt? Wieder schüttelte Ryan den Kopf. Oh, diese Zweifel! Nicht nur, dass sie nicht abzuschütteln waren, sie nahmen auch noch ständig zu. Seltsam, obwohl er nach wie vor jeden Schritt auf dem Weg ins Weiße Haus in Erinnerung hatte und gut verstehen konnte, musste er sich dennoch mehrere Male in der Stunde fragen, wie zum Teufel er an diesen Job geraten war … und wie er da wieder herauskommen sollte. Doch er konnte sich nicht beklagen. Er hatte sich ja zum Präsidenten wählen lassen. Falls man überhaupt von einer Wahl sprechen konnte, was – im Unterschied zur Ansicht von Arnie van Damm – durchaus möglich war, denn er hatte schließlich alle Regeln der Verfassung eingehalten, was jeder Rechtsexperte im Land nicht nur bestätigte, sondern auch noch in jedem Fernsehmagazin lang und breit auseinander legte. Nur gut, dass ich damals nicht so viel ferngesehen habe , dachte Jack. Wie auch immer, es lief alles auf das eine hinaus: Ein Präsident hatte oft mit Leuten zu tun, die er als Normalbürger nie zu sich nach Hause einladen würde. Was nicht etwa heißen sollte, dass diese Leute schlechte Manieren oder keinen Charme hatten, im Gegenteil, damit waren sie meistens überaus reich gesegnet. Eine der vielen nützlichen Wahrheiten, die Arnie ihm schon ganz früh anvertraut hatte, war die Einsicht, dass, wer in der Politik erfolgreich sein wollte, vor allem eine Fähigkeit besitzen musste, die nämlich, auch denjenigen gegenüber freundlich zu sein, die man verabscheute, und mit ihnen zu verhandeln, als wäre man dick befreundet.
»Was also wissen wir über unsere heidnischen Freunde, die Chinesen?«, fragte Winston. »Ich meine unsere Zeitgenossen.«
»Nicht viel. Noch nicht. Die Firma ist bei der Arbeit. Wir können sie nach wie vor belauschen. Deren Telefonsystem ist ziemlich durchlässig, und wenn sie Handys benutzen, machen sie sich
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