Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
was an diesem Teil so gut gelungen war. Doch verrückter- und gleichzeitig verständlicherweise wollte sich der Besitzer nicht davon trennen. Alles andere an der Gulfstream war ebenso verlässlich, und die Elektronik entsprach dem neusten Stand, wie Jackson wusste. Der Wetterradar hatte ein farbiges Display und zeigte momentan ein klares, freundliches Schwarz, dem abzulesen war, dass auf der gesamten Strecke bis Andrews ruhige Luftverhältnisse zu erwarten waren. Zwar gab es noch keine Geräte zur Früherkennung von Turbulenzen, aber in 39 000 Fuß Höhe war damit sowieso nicht zu rechnen. Außerdem hatte Jackson einen robusten Magen und die Hände immer in Nähe des Steuerhorns, falls er einmal würde eingreifen müssen. Das wünschte er sich manchmal, ganz einfach deshalb, weil er unter Beweis stellen wollte, wie gut er fliegen konnte. Leider kam es nie dazu. Seit seiner Zeit am Steuerknüppel der F-4N Phantom und später der F-14A Tomcat war aus dem Fliegen immer mehr eine Routineangelegenheit geworden. Vielleicht war das gut so. Ja, dachte er, natürlich.
»Mr. Vice President?« Es war die Stimme der Funkerin an Bord der VC-20. Robby drehte sich um und stellte fest, dass sie mehrere Papierseiten in der Hand hielt.
»Sergeant?«
»Das kam gerade über den Drucker.« Sie reichte ihm die Blätter.
»Colonel, übernehmen Sie«, sagte der VP und fing an, in den Ausdrucken zu lesen.
Es war immer das Gleiche, und doch immer auch etwas anders. Das Deckblatt spezifizierte wie gewöhnlich die Geheimhaltungsstufe. Anfangs hatte sich Jackson darüber gewundert, dass es ausreichte, einer falschen Person ein Blatt Papier zu zeigen, um in der Strafanstalt Leavenworth zu landen – beziehungsweise damals im inzwischen geschlossenen Marinegefängnis von Portsmouth, New Hampshire –, dass er aber als Stellvertreter des Präsidenten mit geheimsten Dokumenten hausieren gehen konnte, ohne dafür belangt zu werden. Nicht, dass er über den Gesetzen stand. Er war jedoch jemand, der entscheiden konnte, wie ein Gesetz zu verstehen war. Das streng Vertrauliche im vorliegenden Fall war, dass die CIA zu dem Anschlag in Moskau, der möglicherweise dem Chefspion Russlands gegolten hatte, nichts weiter zu sagen wusste … das heißt, genauere Erkenntnisse lagen noch nicht vor.
3
PROBLEMATISCHE REICHTÜMER
Es ging um Handelsfragen, worin sich der Präsident nicht besonders gut auskannte, doch auf höchster Ebene war jedes Thema derart kompliziert, dass einem selbst das, was man zu kennen glaubte, sonderbar fremd vorkam, wenn nicht gar völlig exotisch.
»George?«, rief Ryan seinen Finanzminister George Winston.
»Mr. Pres…«
»Verdammt noch mal, George!« In seiner Erregung hätte der Präsident fast seinen Kaffee verschüttet.
»Schon gut«, nickte der Minister ergeben. »Eine Anpassung vorzunehmen ist ziemlich schwierig… Jack .« Ryan konnte es nicht leiden, als Mr. President angeredet zu werden, und verlangte von seinen engeren Mitarbeitern, zu denen eben auch Winston gehörte, dass sie ihn hier, im Oval Office, schlicht und einfach Jack nannten. Es könnte doch schließlich sein, so hatte er schon häufiger scherzhaft gemeint, dass er, sobald er sein marmornes Gefängnis verlasse, für den TRADER – so Winstons Deckname – an der Wall Street arbeiten werde und nicht umgekehrt. Nach Ablauf seiner Amtszeit – und es hieß, dass er nichts sehnlicher herbeiwünschte als ihr Ende – würde er sich irgendwo einen einträglichen Job suchen müssen und das Parkett der Börse war vermutlich genau das Richtige. Was Winston bestätigte; dafür hatte Ryan in der Tat ein Händchen. Wie zuletzt bewiesen am Beispiel der Firma Silicon Alchemy, einer Computer-Klitsche in Kalifornien. Davon gab es viele, doch Ryan hatte ausschließlich auf sie gesetzt und absolut richtig gelegen, denn die SALC – so der Name der Aktie an der Wall Street – war immer weiter nach oben geklettert, so dass Ryans Anteile inzwischen über 80 Millionen Dollar wert waren. Damit reüssierte er als der mit Abstand reichste Präsident der Geschichte. Arnold van Damm, sein überaus gescheiter Stabschef im Weißen Haus, hütete sich allerdings, diesen Umstand an die große Glocke zu hängen, da reiche Leute von den Medien immer gern als Halunken beargwöhnt wurden – mit Ausnahme der Medienzaren selbst, die natürlich allesamt durch und durch anständig waren. Ryans geschäftliche Aktivitäten waren deshalb weitestgehend unbekannt. Selbst im engeren
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