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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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andererseits, wenn wir es nicht verwenden können, um aus diesen Leuten schlau zu werden, dann sind wir auch nicht besser dran, als wenn wir die Quelle nicht hätten.«
    Sie ließ geräuschvoll den Atem entweichen und nickte. Ihr war klar, dass Ryan Recht hatte, auch wenn es ihr nicht gefiel. »Und unseren Psychologen sollten wir es auch zeigen. Soll sich das ruhig mal ein Arzt ansehen. Es ist verrückt genug, um darüber die Meinung eines Doktors einzuholen.«
    »Nächster Punkt: Was sagen wir Sergei?«, fragte Ryan. »Er weiß, dass wir Bescheid wissen.«
    »Also, als Erstes würde ich sagen, dass er besser den Kopf etwas einziehen soll«, schlug Foley vor. »Ach … Jack?«
    »Ja?«
    »Haben Sie das schon Ihren Leuten gezeigt, dem Secret Service, meine ich?«
    »Nein … oh, ach so.«
    »Wenn man bereit ist, eine kriegerische Handlung zu begehen, warum dann nicht auch eine zweite?« dachte der DCI laut nach. »Und die Chinesen haben im Moment nicht viel Anlass, Sie zu mögen.«
    »Aber warum Golowko?«, fragte MP niemand Bestimmten. »Er ist kein Feind Chinas. Er ist ein Profi, ein Spitzenspion. Er verfolgt meines Wissens keine politischen Interessen. Sergei ist ein integrer Mann.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Sherry.
    »Das stimmt. Er hat vermutlich keine politischen Ambitionen. Aber er ist in vielen Bereichen – Außenpolitik, Inneres, Verteidigung  – Gruschawois engster Berater. Gruschawoi mag ihn, weil er intelligent und integer ist …«
    »Von der Sorte gibt es auch hier nicht allzu viele«, bemerkte Ryan. Das war jedoch nicht fair. Er hatte seinen engsten Kreis gut ausgewählt, und diesem gehörten fast ausschließlich Personen ohne politische Ambitionen an, womit sie in Washington eine vom Aussterben bedrohte Spezies waren. Dasselbe galt auch für Golowko, der lieber diente als herrschte, worin er dem amerikanischen Präsidenten ziemlich ähnlich war. »Zurück zum anstehenden Thema. Treiben die Chinesen da irgendein falsches Spiel, und wenn ja, zu welchem Zweck?«
    »Nicht, dass ich wüsste, Jack«, antwortete Foley und sprach damit auch in offizieller Funktion für seine Behörde. »Aber vergessen Sie nicht, nicht einmal mit Hilfe von SORGE können wir sagen, was wirklich in ihnen vorgeht. Sie sind so anders als wir, dass sie praktisch nicht zu durchschauen sind. Und sie haben sich gerade ein besonders starkes Stück geleistet, obwohl ich nicht glaube, dass ihnen das überhaupt bewusst ist.«
    »Spätestens in einer Woche werden sie es schon merken.«
    »Oh? Wie das?«, fragte Foley.
    »George Winston zufolge sind eine ganze Reihe ihrer Wirtschaftsverträge in weniger als zehn Tagen fällig. Dann werden wir ja sehen, welche Auswirkungen das auf ihre wirtschaftliche Bilanz hat – und sie ebenfalls.«
     
    In Peking begann der Tag früher als gewohnt. Fang Gan stieg aus seinem Dienstwagen und eilte die Treppe hinauf, vorbei an dem uniformierten Wachposten, der ihm immer die Tür aufhielt und der diesmal von dem hohen Diener des Volkes nicht mit einem dankenden Nicken bedacht wurde. Fang betrat den Lift und stieg auf seiner Etage wieder aus. Zu seinem Büro waren es nur noch wenige Schritte. Seine Mitarbeiter sprangen auf, als er eintrat – eine Stunde früher als sonst, stellten sie fest.
    »Ming!«, rief er auf dem Weg in sein Büro.
    »Ja, Genosse Minister«, sagte sie und folgte ihm durch die noch offene Tür.
    »Welche ausländischen Zeitungen haben Sie hier?«
    »Einen Augenblick.« Sie verschwand und tauchte kurz darauf mit einem Stoß Zeitungen wieder auf. »London Times , London Daily Telegraph , Observer , New York Times , Washington Post , Miami Herald , Boston Globe . Die westamerikanischen Zeitungen sind noch nicht erhältlich.« Italienische oder andere europäische Zeitungen hatte sie nicht beigefügt, da sie diese Sprachen zum einen nicht gut genug beherrschte, und Fang zum anderen aus irgendeinem Grund nur an der Meinung der Englisch sprechenden ausländischen Teufel interessiert zu sein schien. Sie reichte ihm die Übersetzungen. Wieder dankte er ihr nicht einmal flüchtig, was untypisch für ihn war. Irgendetwas schien ihren Minister zu beschäftigen.
    »Wie spät ist es jetzt in Washington?«, fragte Fang als Nächstes.
    »Einundzwanzig Uhr, Genosse Minister.«
    »Sie sehen also fern und gehen bald zu Bett.«
    »Ja, Genosse Minister.«
    »Aber ihre Zeitungsartikel und Kommentare für den morgigen Tag sind bereits fertig.«
    »So ist das dort üblich, Genosse Minister.

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