Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Bis zum Ende eines normalen Arbeitstages sind die meisten ihrer Berichte fertig, mit Ausnahme äußerst ungewöhnlicher und unerwarteter Neuigkeiten.«
    Diese Analyse veranlasste Fang aufzublicken. Ming war ein kluges Mädchen, das ihm Informationen über Dinge vermitteln konnte, über die er sich nie Gedanken gemacht hatte. Er gab ihr durch ein Nicken zu verstehen, dass sie an ihren Schreibtisch zurückkehren könne.
     
    Die amerikanische Handelsdelegation ging gerade an Bord ihrer Maschine. Sie wurden von einem Konsularbeamten verabschiedet, der mit Plastiklippen Plastikworte von sich gab, die von den Amerikanern mit Plastikohren aufgenommen wurden. Dann bestiegen sie die USAF-Maschine, die sofort ihre Triebwerke anließ und zur Startbahn rollte.
    »Und wie bewerten wir nun dieses Abenteuer, Cliff?«, fragte Mark Gant.
    »Können Sie ›Katastrophe‹ buchstabieren?«, antwortete Rutledge mit einer Gegenfrage.
    »So schlimm?«
    Der Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten nickte ernst. Aber seine Schuld war es nicht, oder? Musste dieser blöde italienische Kardinal einer Kugel in die Quere kommen? Und musste dann die Frau dieses Baptistenpredigers auch noch in der Öffentlichkeit für ihn beten, obwohl sie doch wusste , dass das die Behörden nicht dulden würden? Und natürlich hatte auch noch bei beiden Zwischenfällen CNN dabei sein müssen, um zu Hause die Stimmung noch mehr aufzuheizen … Wie sollte man als Diplomat Frieden stiften, wenn die anderen alles nur noch schlechter machten statt besser?
    »Ja, es ist schlimm, Mark. Wenn das so weitergeht, kommt China vielleicht nie zu einem anständigen Handelsabkommen.«
    »Dabei müssten sie doch lediglich ihre Politik ein wenig ändern«, stellte Gant fest.
    »Sie hören sich an wie der Präsident.«
    »Cliffy, wenn man einem Club beitreten will, muss man sich an dessen Satzungen halten. Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Man behandelt Großmächte nicht wie den Zahnarzt, den niemand mag und der dem Country Club beitreten will.«
    »Warum gelten hier andere Prinzipien?«
    »Glauben Sie etwa, die Vereinigten Staaten können sich in ihrer Außenpolitik nach Prinzipien richten?«, fragte Rutledge aufgebracht.
    »Der Präsident schon«, erklärte Gant. »Und der Außenminister ebenfalls.«
    »Wenn wir ein Handelsabkommen mit China wollen, müssen wir auch ihren Standpunkt berücksichtigen.«
    »Wissen Sie, Cliff, wenn Sie 1938 im Außenministerium gewesen wären, hätte Hitler vielleicht alle Juden vernichten können«, bemerkte Gant. »Und das, ohne besonderen Ärger zu kriegen.«
    Das hatte den gewünschten Effekt. Rutledge drehte sich zu ihm um und begann: »Augenblick mal …«
    »Das war doch auch eine rein innere Angelegenheit, Cliff, oder nicht? Wen kümmert das schon groß?«
    »Jetzt hören Sie aber mal, Mark …«
    »Sie hören jetzt zu, Cliff. Ein Land muss für bestimmte Dinge einstehen, denn wenn man das nicht tut, verliert man sein Gesicht. Wir sind bereits im Club – ich meine, wir führen den Club sogar mehr oder weniger. Und warum, Cliff? Weil die Leute wissen, wofür wir stehen. Wir sind nicht vollkommen. Das wissen Sie, und das weiß ich auch. Das wissen alle. Aber sie wissen auch, was wir tun und was wir bestimmt nicht tun werden, und deshalb können uns unsere Freunde trauen, und unsere Feinde ebenfalls, und deshalb herrscht auf der Welt, zumindest in unserem Teil, nicht das totale Chaos. Und das ist der Grund, warum wir respektiert werden.«
    »Und all unsere Waffen tun nichts zur Sache?«, fragte der Diplomat. »Und unsere wirtschaftliche Macht? Was ist damit?«
    »Wie, glauben Sie wohl, haben wir die bekommen, Cliffy?« Gant verwendete wieder die Verniedlichungsform von Rutledges Vornamen, um ihn aus der Reserve zu locken. »Wir haben es so weit gebracht, weil Menschen aus der ganzen Welt nach Amerika gekommen sind, um hier zu arbeiten und ihre Träume wahr zu machen. Sie haben hart gearbeitet. Mein Großvater kam aus Russland, weil er die Schnauze voll hatte vom Zarenregime, und er arbeitete und ließ seinen Kindern eine Erziehung zukommen, und die wiederum ließen ihren Kindern eine Erziehung zukommen, weshalb ich jetzt ziemlich reich bin. Aber ich habe trotzdem nicht vergessen, was mein Großvater zu mir gesagt hat, als ich klein war. Er sagte, es gäbe für einen Juden auf der ganzen Welt keinen besseren Platz zum Leben. Und warum, Cliff? Weil diese toten europäischen Weißen, die uns von England unabhängig erklärten und

Weitere Kostenlose Bücher