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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Umkleidekabinenatmosphäre des Presseraums, wo die Medienvertreter stärker zur Meutebildung neigten und eine entsprechende Mobmentalität an den Tag legten.
    »Mr. President«, begann Krystin Matthews. »Sie haben sowohl die Handelsdelegation als auch unseren Botschafter aus Peking zurückgerufen. Warum war das notwendig?«
    Ryan schaukelte ein wenig in seinem Stuhl. »Krystin, wir alle haben die Ereignisse in Peking gesehen, die das Gewissen der Welt so stark erregt haben: zunächst die Ermordung des Kardinals und des Geistlichen, und dann wurden auch noch die Witwe des Geistlichen und einige seiner Gemeindemitglieder brutal niedergeknüppelt.«
    Er wiederholte sämtliche Punkte, die er in seiner vorangegangenen Pressekonferenz aufgezählt hatte, wobei er ganz besonders auf die ungerührte Reaktion der chinesischen Regierung auf die Vorfälle hinwies.
    »Dies lässt an sich nur den einen Schluss zu, dass das Geschehen der chinesischen Regierung vollkommen gleichgültig ist. Nun, uns ist es nicht gleichgültig. Dem amerikanischen Volk ist es nicht gleichgültig. Und auch dieser Regierung ist es nicht gleichgültig. Man kann nicht einfach mir nichts, dir nichts einem Menschen das Leben nehmen, als erschlüge man ein Insekt. Die Reaktion, die man uns gezeigt hat, war in keiner Weise annehmbar, und deshalb habe ich unsere Botschafter zu Beratungen zurückgerufen.«
    »Aber die Handelsgespräche, Mr. President«, machte der Chicago Tribune geltend.
    »Für ein Land wie die Vereinigten Staaten ist es schwer, mit einer Nation Geschäfte zu machen, die die Menschenrechte nicht anerkennt. Sie haben ja selbst gesehen, was unsere Bürger davon halten. Ich glaube, Sie werden feststellen, dass sie diese Morde ebenso abstoßend finden wie ich und, wie ich mir vorstellen kann, auch Sie.«
    »Und werden Sie deshalb dem Kongress davon abraten, die Handelsbeziehungen zu China zu normalisieren?«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich nicht tun, und selbst wenn ich es täte, würde sich der Kongress nicht nach einer solchen Empfehlung richten.«
    »Zu welchem Zeitpunkt könnten Sie Ihren Standpunkt zu diesem Thema ändern?«
    »Zu einem Zeitpunkt, an dem China in die Gemeinschaft der zivilisierten Nationen eintritt und die Rechte seiner Bevölkerung anerkennt, wie das alle großen Nationen tun.«
    »Wollen Sie damit also sagen, das heutige China sei kein zivilisiertes Land?«
    Ryan kam sich vor, als hätte man ihm mit einem kalten, nassen Fisch ins Gesicht geschlagen, aber er fuhr lächelnd fort: »Diplomaten umzubringen ist doch kein zivilisierter Akt, oder?«
    »Wie werden das die Chinesen aufnehmen?«, wollte der Vertreter von Fox wissen.
    »Ich weiß nicht, was in ihnen vorgeht. Ich fordere sie auf, Zugeständnisse zu machen oder zumindest auf die Gefühle und Moralvorstellungen der restlichen Welt Rücksicht zu nehmen – und dann diesen unglückseligen Zwischenfall noch einmal in diesem Licht zu betrachten.«
    »Und was ist mit den Differenzen in Handelsfragen?« Das kam von ABC.
    »Wenn China normalisierte Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten haben will, dann muss es uns seine Märkte öffnen. Wie Sie wissen, haben wir für solche Fälle ein Gesetz, den so genannten Trade Reform Act. Dieses Gesetz erlaubt uns, die Handelsgesetze und -praktiken anderer Länder zu replizieren, so dass wir also die taktischen Maßnahmen, die gegen uns zur Anwendung kommen, umgekehrt auch gegen sie anwenden können. Morgen werde ich dem Außenministerium und dem Wirtschaftsministerium Anweisung erteilen, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, um den Trade Reform Act in Hinblick auf die Volksrepublik in Kraft treten zu lassen.« Mit dieser Ankündigung unterbreitete Präsident Ryan den Medien die nächste Sensationsmeldung dieses Tages.
     
    »Mein Gott, Jack«, stöhnte der Finanzminister in seinem Büro auf der anderen Straßenseite, wo er sich gerade die Live-Übertragung aus dem Oval Office ansah. Er nahm den Hörer seines Schreibtischtelefons ab und drückte auf einen Knopf. »Ich möchte eine Auflistung der augenblicklichen Kontostände der Volksrepublik, weltweit«, trug er einem seiner New Yorker Mitarbeiter auf. Dann läutete sein Telefon.
    »Der Außenminister auf Leitung drei«, teilte ihm seine Sekretärin über die Sprechanlage mit. Brummend nahm der Finanzminister ab.
    »Ja, ich habe es gesehen, Scott.«
     
    »Und?«, fragte Clark. »Wie ging’s, Juri Andreiewitsch?« Es hatte über eine Woche gedauert, um das

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