Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Volksrepublik machten, natürlich mit dem Ziel, sie zu boykottieren.
Ryan wandte sich seinem Stabschef zu. »Und, Arnie?«
»Sieht ziemlich ernst aus, Jack.«
»Das sehe ich auch, Arnie. Aber wie ernst?«
»Ernst genug, als dass ich meine Anteile an diesen Firmen verkaufen werde. Sie kriegen ordentlich was ab. Und dieser Trend könnte durchaus eine Weile anhalten …«
»Wie bitte?«
»Ich meine, es ist keineswegs gesagt, dass sich der momentane Sturm der Entrüstung bald wieder legt. Als Nächstes bekommen wir noch Plakate mit Standfotos von den Fernsehberichten über die Ermordung der beiden Geistlichen zu sehen. Das ist ein Bild, das nicht so schnell aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwinden wird. Wenn es Produkte gibt, die die Chinesen hier verkaufen, und die wir woanders bekommen können, werden viele Amerikaner anfangen, sie woanders zu kaufen.«
In diesem Moment brachte CNN Live-Aufnahmen einer Demonstration vor der chinesischen Botschaft in Washington. Auf den Transparenten standen Dinge wie MÖRDER, KILLER und BARBAREN.
»Ob da wohl Taiwan im Hintergrund mit an den Fäden zieht …?«
»Wahrscheinlich nicht – zumindest noch nicht«, vermutete van Damm. »Ich an ihrer Stelle hätte zwar nichts dagegen, aber ich würde auch nicht unbedingt mitmischen wollen. Wahrscheinlich wird es seine Bemühungen intensivieren, sich vom Festland abzuheben – und das läuft auf dasselbe hinaus. Es wird dafür sorgen, dass die großen Networks Berichte über die Republik China bringen und wie bestürzt es über dieses ganze Schlamassel in Peking ist und dass es auf keinen Fall mit ihnen über einen Kamm geschoren werden will und so weiter. Sie wissen schon, etwa in dem Stil: ›Ja, wir sind auch Chinesen, aber wir glauben an Menschenrechte und Religionsfreiheit.‹ Das wäre in jedem Fall das Geschickteste. Sie haben ein paar gute PR-Berater hier in Washington. Ein paar von ihnen kenne ich sogar, und wenn ich auf deren Gehaltsliste stünde, würde ich ihnen genau das raten.«
In diesem Moment läutete das Telefon. Es war Ryans Privatanschluss, derjenige, der normalerweise an den Sekretärinnen vorbeiging. Ryan nahm ab. »Ja?«
»Jack, hier George Winston. Hätten Sie einen Moment Zeit? Ich würde Ihnen gern was zeigen.«
»Klar, kommen Sie rüber.« Ryan legte auf und wandte sich van Damm zu. »Der Finanzminister. Sagt, es sei wichtig.« Der Präsident hielt inne. »Arnie?«
»Ja?«
»Wie viel Spielraum habe ich bei dieser Sache?«
»Mit den Chinesen?« Und als Ryan nickte, fuhr van Damm fort: »Nicht sehr viel, Jack. Manchmal entscheidet das Volk selbst, was unsere Politik ist. Und jetzt werden die Leute Politik machen, indem sie mit ihren Geldbörsen wählen. Als Nächstes werden wir feststellen, dass einige Unternehmen ihre Wirtschaftsverträge mit der Volksrepublik lösen. Boeing haben die Chinesen bereits gelinkt und das war, wenn man es sich genau besieht, alles andere als klug. Und jetzt wollen unsere Mitbürger, dass wir es ihnen heimzahlen. Wissen Sie, es gibt Momente, in denen der einfache Mann auf der Straße die Nase so gestrichen voll hat, dass er der Welt bloß noch den Stinkefinger zeigt. Wenn das passiert, besteht Ihre Aufgabe in erster Linie darin, den Menschen zu folgen, nicht sie anzuführen.« Der Secret-Service-Deckname des Stabschefs des Weißen Hauses war CAR-PENTER, Zimmermann, und eben hatte er dem Präsidenten eine Kiste gezimmert, die er besser nicht verließ.
Ryan nickte und drückte die Zigarette aus. Er mochte vielleicht der mächtigste Mann der Welt sein, aber seine Macht war ihm vom Volk verliehen, und ebenso, wie es dem Volk zustand, seine Macht zu übertragen, stand es ihm manchmal auch zu, sie auszuüben.
Nur wenige Menschen konnten einfach durch die Tür des Oval Office marschieren, aber George Winston war einer von ihnen, hauptsächlich, weil der Secret Service ihm unterstand. Mark Gant an seiner Seite sah aus, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.
»Hallo, Jack.«
»Tag, George. Mark, wie sehen Sie denn aus?«, bemerkte Ryan. »Ach, Sie sind gerade aus China angekommen, stimmt’s?«
»Bin ich hier in Washington oder in Schanghai?«, entgegnete Gant mit einem eher verkrampften Witz.
»Wir sind durch den Tunnel gekommen«, sagte der Finanzminister. »Haben Sie die Demonstranten da draußen gesehen? Ich glaube, die wollen eine Atombombe auf Peking schmeißen.«
Statt einer Antwort deutete der Präsident bloß auf seine Fernsehbildschirme. »Ich
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