Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Schon ziemlich lange her, dass ich damit aufgehört habe.«
»Sagen Sie das mal Jack.«
Der FBI-Mann blickte auf. »Ich wusste gar nicht, dass er raucht.«
»Er schnorrt ab und zu eine von seiner Sekretärin, dieser Schlappschwanz«, verriet Cathy Ryan dem FBI-Mann mit einem halben Lachen. »Was ich aber nicht wissen darf.«
»Das ist aber sehr tolerant für eine Ärztin.«
»Er hat es so schon schwer genug, und es sind ja nur ein paar am Tag. Außerdem tut er es nicht vor den Kindern. Sonst müsste mich Andrea allerdings erschießen, weil ich ihm dafür persönlich den Kopf runterreißen würde.«
»Wenn sich nun herausstellt, dass das Kind mongoloid ist…«, sagte O’Day und senkte den Blick wieder auf die Cowboystiefel, die er zu seinem blauen FBI-Anzug trug, »was sollen wir dann tun?«
»Das ist keine leichte Entscheidung.«
»Ich meine, nach dem Gesetz habe ich sowieso keine Wahl. Ich habe dabei nicht einmal was mitzureden, oder?«
»Nein.« Cathy Ryan verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass das eigentlich gegen das Prinzip der Gleichberechtigung verstieß. Aber in diesem Punkt ließ das Gesetz keine Zweifel aufkommen. Die Frau konnte allein entscheiden, ob sie die Schwangerschaft beenden wollte oder nicht. Cathy Ryan kannte die Ansichten ihres Mannes in der Abtreibungsfrage. Sie vertrat diesbezüglich nicht den selben Standpunkt, aber sie betrachtete diese Wahlmöglichkeit als fragwürdig. »Pat, warum machen Sie sich deswegen so unnötig Sorgen?«
»Weil ich keinen Einfluss auf die Sache habe.«
Wie die meisten Männer, sah Cathy Ryan, war auch Pat O’Day jemand, der immer alles unter Kontrolle haben wollte. Aber das hier war ein Extremfall. Dieser harte Bursche war vollkommen fertig mit den Nerven, und dazu bestand eigentlich kein Anlass. Vermutlich lag es daran, dass für ihn zu viele unbekannte Faktoren ins Spiel kamen. Cathy selbst kannte die Chancen, und sie standen wirklich sehr gut, aber Pat war kein Arzt, und alle Männer, selbst die unerschrockensten, hatten Angst vor dem Unbekannten. Aber es war nicht das erste Mal, dass sie einem Erwachsenen, der Beistand brauchte, die Hand hielt – und dieser hier hatte sogar ihrer Tochter Katie das Leben gerettet.
»Möchten Sie mit in die Tagesstätte rüberkommen?«
»Gern.« O’Day nickte.
Es war nicht weit zu gehen, und die Absicht, die Cathy damit verfolgte, war, O’Day vor Augen zu halten, worum es bei dem Ganzen eigentlich ging – ein neues Leben in die Welt zu setzen.
»SURGEON unterwegs zum Spielzimmer«, teilte Altman seiner Truppe mit. Kyle Daniel Ryan – SPRITE – konnte jetzt schon sitzen und spielte unter den wachsamen Augen der Löwinnen mit seinen Spielsachen. Als Löwinnen betrachtete Altman die vier jungen Secret-Service-Agentinnen jedenfalls, die wie große Schwestern über SPRITE wachten, nur dass sie alle Schusswaffen trugen und noch sehr gut in Erinnerung hatten, was SANDBOX beinahe zugestoßen wäre. Ein Atomwaffenlager wurde schwerlich schärfer bewacht als diese Kindertagesstätte.
Vor der Tür des Spielzimmers war Trenton ›Chip‹ Kelley postiert, der einzige männliche Angehörige des Teams, ein ehemaliger Captain des Marine Corps, der einen durchschnittlichen NFL-Lineman schon mit seinen bloßen Blicken eingeschüchtert hätte.
»Hallo, Chip.«
»Hi, Roy. Was gibt’s?«
»Sie kommt nur rüber, um nach dem Kleinen zu sehen.«
»Wer ist der Typ?« Kelley sah, dass O’Day eine Waffe trug, fand aber, er sah aus wie ein Cop. Trotzdem befand sich sein linker Daumen nahe am Alarmknopf seines Minisenders, und seine rechte Hand war nur Millimeter von seiner Dienstwaffe entfernt.
»FBI«, beruhigte Altman seinen Untergebenen. »Alles klar.«
»Okay.« Kelley öffnete die Tür.
»Für wen hat der denn mal gespielt?«, fragte O’Day Altman, sobald sie eingetreten waren.
»Die Bears haben ihn gekauft, aber dann hat sich Ditka vor ihm in die Hosen gemacht.« Altman lachte. »Ein ehemaliger Marine.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Dann stellte sich O’Day hinter Dr. Ryan. Sie hatte den kleinen Kyle bereits hochgehoben, und er hatte ihr die Arme um den Hals gelegt. Der Kleine, der noch nicht annähernd richtig sprechen konnte, gab nur unverständliche Laute von sich, aber er wusste, wie man zu strahlen hatte, wenn man seine Mami sah.
»Wollen Sie ihn mal halten, Pat?«, fragte Cathy.
O’Day nahm den Kleinen wie einen Football in die Arme. Der jüngste Ryan-Sprössling inspizierte
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