Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Scott, was ich brauche und dass ich es schnell brauche.«
»Gute Neuigkeiten«, teilte Professor North Andrea Price-O’Day mit, als sie wieder in den Raum zurückkam.
Sie befand sich in Baltimore, im Johns Hopkins Hospital, in der Sprechstunde von Dr. Madge North, Professorin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
»Wirklich?«
»Ja, wirklich«, versicherte Dr. North ihr lächelnd. »Sie sind schwanger.«
Inspector Patrick O’Day sprang auf und hob seine Frau hoch, um ihr einen dicken Kuss zu geben.
»Oh«, hauchte Andrea, mehr zu sich selbst. »Ich dachte, dafür wäre ich schon zu alt.«
»Es sind Frauen schwanger geworden, die noch sehr viel älter waren als Sie«, sagte Dr. North lächelnd. Es war das erste Mal, dass sie diese freudige Nachricht zwei Personen überbrachte, die eine Waffe trugen.
»Ist mit irgendwelchen Komplikationen zu rechnen?«, fragte Patrick O’Day.
»Nun ja, Andrea, Sie sind über vierzig und das ist Ihre erste Schwangerschaft, habe ich Recht?«
»Ja.« Andrea wusste, was jetzt kam, aber sie forderte Dr. North nicht dazu auf, es ihr zu sagen.
»Das heißt, es besteht die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass das Baby mit Down-Syndrom zur Welt kommt. Mit Hilfe einer Amniozentese lässt sich das feststellen. Ich würde vorschlagen, sie bald durchführen zu lassen.«
»Wie bald?«
»Wenn Sie wollen, kann ich es gleich heute machen.«
»Und wenn der Test …«
»Positiv ausfällt? Nun, dann müssen Sie beide entscheiden, ob Sie ein Kind mit Down auf die Welt bringen wollen. Manche Leute tun es, andere nicht. Das ist Ihre Entscheidung, nicht meine.« Madge North hatte auch schon Abtreibungen vorgenommen, aber wie die meisten Geburtshelfer half sie lieber Babys auf die Welt.
»Down – und wie … ich meine …« Andrea Price drückte die Hand ihres Mannes.
»Schauen Sie, das Risiko ist minimal, etwa hundert zu eins ungefähr, und das ist ein statistisches Risiko. Bevor Sie sich deshalb Sorgen machen, hielte ich es für vernünftig, festzustellen, ob überhaupt ein Grund dazu besteht – okay?«
»Gleich jetzt?«, fragte Pat O’Day seine Frau.
Dr. North stand auf. »Also, ich hätte gerade Zeit.«
»Mach doch so lange einen kleinen Spaziergang«, schlug Special Agent Price-O’Day ihrem Mann vor. Sie schaffte es, ihre Fassung zu bewahren, was ihren Mann nicht überraschte.
»Okay, Schatz.« Ein Kuss, und schon verließ sie mit der Ärztin den Raum. Es war kein erfreulicher Moment für den FBI-Agenten. Seine Frau war schwanger, doch nun musste erst geklärt werden, ob die Schwangerschaft auch ohne Komplikationen verlaufen würde. Wenn nicht – was dann? Er war irischstämmiger Katholik, und die Kirche bezeichnete Abtreibung als Mord. Morde waren zudem etwas, womit er beruflich zu tun hatte – einmal war er sogar Zeuge eines Mordes geworden. Und zehn Minuten später hatte er die zwei Terroristen, die dafür verantwortlich waren, getötet. Trotz der Tapferkeit, die er dabei bewiesen, und der Auszeichnungen, die er dafür erhalten hatte, suchte ihn jener Tag doch immer wieder in schrecklichen Träumen heim.
Doch jetzt hatte er Angst. Andrea war eine wundervolle Stiefmutter für seine kleine Megan, und sie beide hatten sich schon seit langem nichts sehnlicher gewünscht als diese Nachricht – wenn es denn wirklich eine gute Nachricht war. Die Untersuchung würde etwa eine Stunde dauern, und ihm war klar, dass er die Zeit nicht in einem Wartezimmer voller schwangerer Frauen verbringen konnte, die alte Ausgaben von People und US Weekly lasen. Aber wohin gehen? Wen aufsuchen?
Okay. Er erhob sich und beschloss zum Maumenee Building zu gehen. Es sollte nicht allzu schwer zu finden sein. War es auch nicht.
Roy Altman diente ihm als Wegweiser. Der hünenhafte ehemalige Fallschirmjäger, der die SURGEON-Einheit leitete, tigerte ständig umher, immer auf der Hut und immer nach etwas Verdächtigem Ausschau haltend. Als er O’Day im Foyer entdeckte, winkte er.
»Hi, Pat! Was gibt’s?« Von der alten Rivalität zwischen FBI und USSS war bei den beiden nichts zu spüren. O’Day hatte SANDBOX das Leben gerettet und den Tod von drei Kollegen von Altman gerächt, zu denen auch Altmans alter Freund Don Russell gehört hatte, erschossen von Terroristen. O’Day hatte Russells Werk zu Ende geführt.
»Meine Frau lässt sich drüben gerade untersuchen«, antwortete der FBI-Mann.
»Doch hoffentlich nichts Ernstes?«, fragte Altman.
»Reine Routinesache«, antwortete O’Day,
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