Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
beglichen und, was das Wichtigste war, das Öl musste bezahlt werden. Und es handelte sich nicht nur um diesen einen Tanker. Auf der China-Route waren eine ganze Reihe von ihnen unterwegs. Gäbe es einen Satelliten, der sich nur auf diesen Bereich des weltweiten Ölhandels konzentrierte, so hätte er sie aus großer Höhe wie Autos auf einer Autobahn gesehen, die ständig zwischen zwei Orten hin und her fuhren. Aber natürlich mussten sie nicht unbedingt immer nur zwischen diesen beiden Orten hin und her fahren. Es gab auch andere Häfen, in denen sie Öl laden, und andere, in denen sie es löschen konnten. Und den Besatzungen dieser Tanker war es ziemlich egal, welche Häfen sie anliefen, weil sie die meiste Zeit auf See verbrachten und die See immer gleich aussah. Ebenso wenig interessierte es die Besitzer der Tanker oder die Agenten, die die Charter vermittelten. Sie interessierte nur, dass sie für ihren Aufwand bezahlt wurden.
    Für diesen Charter war das Geld per Kabel von einem Konto auf ein anderes überwiesen worden, und deshalb befand sich jedes Besatzungsmitglied auf seinem Posten, um den Ladevorgang zu beaufsichtigen – was sich letztlich darauf beschränkte, dass sie verschiedene Anzeigen und Zähler beobachteten. Schließlich konnte man das Öl nicht tatsächlich durch die Rohre fließen sehen. Einige Besatzungsmitglieder waren an Land gegangen, um die Schiffsausrüster aufzusuchen, bei denen sie sich mit Büchern und Zeitschriften eindeckten, mit Spielfilmen auf Video, mit Getränken, Lebensmitteln und mit allen möglichen anderen Vorräten, die unterwegs aufgebraucht worden waren. Ein paar Besatzungsmitglieder sahen sich nach Frauen um, deren Reize gemietet werden konnten, aber das war im Iran nicht ganz einfach. Keiner von ihnen wusste oder dachte sehr viel darüber nach, wer sie für ihre Dienste bezahlte. Ihr Job war es, das Schiff sicher und effektiv zu betreiben. Die Schiffsoffiziere hatten meistens ihre Frauen dabei, für die diese Fahrten lange – und langweilige – Kreuzfahrten waren: Jeder moderne Tanker verfügte über einen Swimmingpool und ein Sonnendeck plus Satelliten-TV für Nachrichten und Unterhaltung. Und keine dieser Frauen kümmerte sich groß darum, wohin die Reise ging, weil für sie hinsichtlich der Einkaufsausflüge jeder neue Hafen seine besonderen Reize hatte.
    Dieser spezielle Tanker, die World Progress , wurde von London aus verchartert und musste noch fünf Fahrten nach Schanghai absolvieren, bevor der Chartervertrag auslief. Die Charter wurde jedoch pro Fahrt bezahlt, und das Geld für die laufende war erst sieben Tage zuvor überwiesen worden. Für die Besitzer oder den Agenten des Schiffs war das kein Grund zur Besorgnis. Schließlich hatten sie es mit einer Nation zu tun, die grundsätzlich als kreditwürdig galt. Dementsprechend wurde der Ladevorgang zu Ende geführt. Ein computergesteuertes System zeigte dem Ersten Offizier des Tankers an, dass der Trimm seines Schiffs in Ordnung war, worauf er dies dem Kapitän mitteilte, der wiederum dem Maschinisten Anweisung erteilte, die Gasturbinenaggregate des Schiffs anlaufen zu lassen. Mit diesem Maschinentyp war das sehr einfach, so dass der Tanker in weniger als fünf Minuten bereit war, in See zu gehen. Zwanzig Minuten später bugsierten ihn starke Hafenschlepper vom Ladedock fort. Dieses Manöver ist der einzig kritische Moment für die Tankerbesatzung, denn nur wenn das riesige Schiff auf solch engem Raum bewegt werden muss, besteht ernsthaft die Gefahr einer Kollision oder Beschädigung. Doch keine zwei Stunden später war der Tanker bereits aus eigener Kraft unterwegs und steuerte auf das offene Meer hinter der Meerenge bei Bandar Abbas zu.
     
    »Nun, Qian«, sagte Premierminister Xu überdrüssig. »Fahren Sie fort.«
    »Genossen, bei unserer letzten Sitzung habe ich Sie vor einem potentiellen Problem von nicht geringer Tragweite gewarnt. Dieses Problem stellt sich uns nun tatsächlich und wird sogar noch größer.«
    »Geht uns das Geld aus, Qian?«, fragte Zhang Han San mit einem kaum verhohlenen Grinsen. Die Antwort amüsierte ihn sogar noch mehr.
    »Ja, Zhang, so ist es.«
    »Wie kann einem Land das Geld ausgehen?«, fragte das hohe Politbüromitglied.
    »Genauso wie einem Fabrikarbeiter«, antwortete Qian ruhig. »Nämlich dann, wenn er mehr ausgibt, als er hat. Oder aber er beleidigt seinen Chef und verliert seine Arbeitsstelle. Wir haben beides getan.«
    »Was haben wir denn für einen ›Chef‹?«,

Weitere Kostenlose Bücher