Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
nicht einfach mit einer Bootsladung voller Waren an und tauscht sie am Hafen gegen Geld ein! Es erfordert Zeit und Geduld, sich in einem solchen Markt zu etablieren. Genossen, wir haben die Arbeit von Jahrzehnten aufs Spiel gesetzt. Das Geld, das wir verlieren, werden wir jahrelang nicht mehr zurückbekommen, und bis dahin müssen wir unsere Lebensweise ändern.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Zhang aufgebracht.
»Damit will ich sagen, dass der Volksrepublik wegen zweier Polizisten, die diese aufdringlichen Kirchenmänner erschossen haben, der wirtschaftliche Ruin droht.«
»Vollkommen ausgeschlossen!«
»Glauben Sie das wirklich, Genosse Zhang? Wenn Sie den Mann, der Ihnen Geld gibt, beleidigen, gibt er Ihnen keines mehr. Können Sie das verstehen? Wir haben nichts unversucht gelassen, Amerika zu beleidigen, und dann haben wir auch noch Europa vor den Kopf gestoßen. Wir haben uns selbst ins Abseits manövriert – wegen dieses bedauerlichen Zwischenfalls im Krankenhaus nennen sie uns Barbaren. Und solange sie so etwas denken und sagen, sind wir diejenigen, die für dieses Missgeschick bezahlen.«
»Ich weigere mich, das zu glauben!«, erklärte Zhang.
»Das sei Ihnen unbenommen. Sie können gern in mein Ministerium kommen und die Zahlen selbst zusammenrechnen.« Jetzt blühte Qian regelrecht auf, bemerkte Fang. Endlich hatte der Genosse sie dazu gebracht, ihm zuzuhören. Endlich hatte er sie dazu gebracht, über die Fakten, die er ihnen unterbreitete, nachzudenken. »Glauben Sie, ich sauge mir das alles aus den Fingern, als würde ich es in irgendeinem Landgasthof beim Reiswein erzählen?«
Jetzt war es Premier Xu, der sich vorbeugte und laut nachdachte. »Sie dürfen sich unserer ungeteilten Aufmerksamkeit gewiss sein, Qian. Was können wir tun, um dieses Problem abzuwenden?«
Nachdem er ihnen das Grundproblem rasch und schonungslos klar gemacht hatte, wusste Qian Kun nicht mehr, was er sagen sollte. Es gab keine Möglichkeit, die Misere abzuwenden, zumindest keine, die diese Männer akzeptieren würden. Aber nachdem er ihnen bereits zu einem kurzen Vorgeschmack auf die bittere Wahrheit verholfen hatte, musste er gleich noch eins draufsetzen.
»Wir müssen etwas dafür tun, dass die Amerikaner ihre Meinung über uns ändern. Wir müssen ihnen zeigen, dass wir nicht die Barbaren sind, für die sie uns halten. Wir müssen dafür sorgen, dass sie ein anderes Bild von uns bekommen. Und deshalb müssen wir uns als Erstes für den Tod dieser zwei Geistlichen entschuldigen.«
»Uns vor den ausländischen Teufeln in den Schmutz werfen? Niemals! «, geiferte Zhang.
»Genosse Zhang«, schaltete sich an dieser Stelle Fang ein, um Qian behutsam zu Hilfe kommen. »Wir sind das Reich der Mitte, und natürlich sind wir keine Barbaren. Die Barbaren sind die anderen. Aber manchmal muss man mit Barbaren Geschäfte machen, und das kann unter Umständen erfordern, dass man ihren Standpunkt zu verstehen versucht und sich ihm etwas anpasst.«
»Uns vor ihnen erniedrigen?«
»Ja, Zhang. Wir brauchen den Handel mit ihnen und deshalb müssen wir ihnen ein gewisses Entgegenkommen zeigen.«
»Und wenn sie als Nächstes verlangen, dass wir politische Veränderungen vornehmen, was dann?« Das kam von Premierminister Xu, der, was für ihn ungewöhnlich war, in Rage geraten war.
»Mit derartigen Fragen werden wir uns befassen, falls sie auf uns zukommen«, antwortete Qian zu Fangs Freude, der keine Lust gehabt hatte, das zu sagen.
»Das können wir nicht riskieren«, erklärte Innenminister Tong Jie, der zum ersten Mal das Wort ergriff. Er war für die Polizei des Landes und für die Aufrechterhaltung der Ordnung zuständig – erst wenn ihm das nicht mehr gelang, würde er Marschall Luo zu Hilfe rufen, was für ihn in dieser Runde einen deutlichen Gesichts- und damit auch Machtverlust bedeutet hätte. Der Tod der beiden Geistlichen war ihm sehr nachdrücklich zur Last gelegt worden, weil er die offizielle Anweisung erteilt hatte, jegliche religiöse Aktivitäten in der Volksrepublik zu unterbinden, und, um den Einfluss seines Ministeriums zu vergrößern, eine noch strengere Auslegung der bestehenden Gesetze durchgesetzt hatte. »Wenn die Ausländer auf innenpolitische Veränderungen drängen, könnte das zu unser aller Sturz führen.«
Und das war der entscheidende Punkt, stellte Fang sofort fest. Die Volksrepublik gründete ausschließlich auf der Macht der Partei und ihrer Führer, also der Männer, die mit ihm
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