Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
wir rechtfertigen können, ihnen entgegenzukommen, aber soviel ich dem hier entnehme, geben sie uns lediglich einen Tritt in den Hintern. Unser Handlungsspielraum ist auf das beschränkt, was die Öffentlichkeit zulässt.«
»Glauben Sie, die Menschen würde einen ausgewachsenen Krieg zulassen?«, fuhr Adler auf.
»Jetzt regen Sie sich doch nicht gleich so auf, Scott. Es gibt praktische Erwägungen zu berücksichtigen. Alles, was schmackhaft genug wäre, um den Chinesen den Mund wässrig zu machen, müsste vom Kongress genehmigt werden, richtig? Um nun freilich ein solches Zugeständnis seitens des Kongresses zu erhalten, müssten wir ihm einen berechtigten Grund liefern.« Winston hob das Geheimdokument hoch. »Das können wir aber nicht, weil sonst Ed einen Anfall bekommt, und selbst wenn wir es täten, würde es ein Abgeordneter eine Minute später an die Presse weitergeben, und die Hälfte der Medien würde es als Bestechung bezeichnen und sagen, die Chinesen können uns mal – Millionen für die Verteidigung, aber kein Cent für Tributzahlungen. Sehe ich das richtig?«
»Ja«, gab van Damm ihm Recht. »Die andere Hälfte würde es staatsmännisches Augenmaß nennen, aber dem Durchschnittsamerikaner würde es nicht besonders schmecken. Der sähe es lieber, wenn Sie Premier Xu anrufen und ihm sagen: ›So geht das aber nicht, Freundchen‹, und das dann auch Wirkung zeigen würde.«
»Was im Übrigen SONGBIRDS Tod bedeuten würde«, warnte Mary Pat, nur für den Fall, dass sie diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung ziehen sollten. »Es würde ein Menschenleben kosten, und uns entgingen dadurch Informationen, auf die wir weiterhin angewiesen sind. Außerdem, so wie ich diesen Bericht lese, würde Xu alles leugnen und seinen Plan gleichzeitig weiterverfolgen. Sie fühlen sich wirklich in die Enge getrieben, aber sie sehen in diesem Plan eine Möglichkeit, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen.«
»Was ist für sie die größte Gefahr?«, fragte TRADER.
»Die eines Zusammenbruchs ihres ganzen politischen Systems«, antwortete Ryan. »Sie haben Angst, dass das ganze Kartenhaus einstürzt, wenn sich etwas an den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen im Land ändert. Was natürlich für die gegenwärtige königliche Familie der Volksrepublik weittragende Konsequenzen hätte.«
»Sprich: Rübe ab.« Irgendetwas musste Ben Goodley auch mal sagen, und das war unverfänglich. »Obwohl das heute natürlich mit einer Kugel erledigt wird.« Danach fühlte er sich allerdings nicht wesentlich besser. Er war hier einfach etwas fehl am Platz.
In diesem Moment läutete die STU des Präsidenten. Es war THUNDER, Verteidigungsminister Tony Bretano. »Ja«, sagte Ryan. »Ich schalte die Freisprechanlage ein, Tony. Scott, George, Arnie, Ed, Mary Pat und Ben sind hier. Wir lesen gerade denselben Text wie Sie.«
»Ich nehme mal an, das ist authentisch.«
»Allerdings«, versicherte Ed Foley dem neuen Mitglied des SORGE/SONGBIRD-Chors.
»Das gibt einem einiges zu denken.«
»Darin sind wir uns bereits alle einig, Tony. Wo sind Sie gerade?«
»Stehe auf dem Parkplatz auf einem Bradley. Habe noch nie in meinem Leben so viele Panzer und Geschütze gesehen. Hier kommt man sich ja richtig mächtig vor.«
»Tja, was Sie da gerade lesen, zeigt Ihnen die Grenzen unserer Macht.«
»So kann man es auch nennen. Wenn Sie wissen wollen, was wir meiner Ansicht nach deswegen unternehmen sollten – also, machen Sie ihnen irgendwie klar, dass sie das verdammt teuer zu stehen käme.«
»Wie denn, Tony?«, wollte Adler wissen.
»Nehmen Sie doch die Tierwelt – zum Beispiel die Kugelfische. Wenn die bedroht werden, schlucken sie literweise Wasser und blasen sich zu einem Mehrfachen ihrer normalen Größe auf – damit sie zu groß aussehen, um gefressen werden zu können.«
Ryan war überrascht. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Bretano etwas über Tiere wusste. Er war sonst ganz der nüchterne Technik-Typ. Na ja, vielleicht sah er auch wie alle anderen den Discovery Channel.
»Sie meinen, wir sollen denen Angst machen?«
»Beeindrucken hielte ich für den besseren Ausdruck.«
»Jack, wir fliegen nach Warschau – wir könnten Gruschawoi davon in Kenntnis setzen … Wie wär’s, wenn wir ihm die Aufnahme in die NATO anbieten? Die Polen sind bereits drin. Es würde ganz Europa verpflichten, Russland im Fall einer Invasion zu Hilfe zu kommen. Ich meine, deswegen schließt man doch Allianzen und
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