Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
in die Badewanne stecken und zur Schule schicken, aber dann hat er sich doch noch ganz gut gemacht – hat sogar meine Tochter geheiratet.«
»Clark muss sich erst noch dran gewöhnen, einen Latino in der Familie zu haben, aber ich habe ihn zum Großvater gemacht. Unsere Frauen sind in Wales.«
»Und wie sind Sie dann von der CIA zu Rainbow gekommen?«
»Wieder meine Schuld«, gab Clark zu. »Ich ließ ein Memorandum rausgehen, das bis ganz nach oben durchdrang. Es gefiel dem Präsidenten. Er kennt mich, und als sie diese Truppe aufstellten, haben sie sie deshalb mir anvertraut. Ich wollte, dass Domingo auch mitmacht. Er hat flinke junge Beine und schießt ganz passabel.«
»Ihre Einsätze in Europa waren sehr beeindruckend, vor allem die in diesem Park in Spanien.«
»Das war allerdings keiner unserer Lieblingseinsätze. Haben dabei jemanden verloren.«
»Ja«, bestätigte Ding mit einem winzigen Schluck aus seinem Glas. »Ich war nur fünfzig Meter entfernt, als dieses Schwein Anna umgebracht hat. Später hat ihn allerdings Homer erwischt. War ein guter Schuss.«
»Ich habe ihn vor zwei Tagen schießen sehen. Erstklassig.«
»Homer ist verdammt gut. Als er letzten Herbst zu Hause Urlaub machte, schoss er oben in Idaho aus gut achthundert Metern ein Wildschaf. Gibt eine tolle Trophäe ab. Außerdem hat er es damit unter die besten zehn im Boone-and-Crockett-Buch geschafft.«
»Er sollte in Sibirien Tiger jagen«, schlug Kirillin vor. »Ich könnte das ohne Weiteres arrangieren.«
»Sagen Sie das lieber nicht zu laut.« Chavez lachte. »Sonst nimmt Homer Sie noch beim Wort.«
»Er muss unbedingt Pawel Petrowitsch Gogol kennen lernen«, fuhr Kirillin fort.
»Wo habe ich diesen Namen bloß schon mal gehört?«, fragte sich Clark laut.
»Die Goldmine«, beantwortete Chavez die Frage für ihn.
»Er war im Großen Vaterländischen Krieg Scharfschütze. Er hat zwei goldene Sterne für die vielen Deutschen, die er getötet hat, und er hat Hunderte von Wölfen erlegt. Männer seines Schlags gibt es nicht mehr viele.«
»Scharfschütze auf einem Schlachtfeld … Muss ziemlich aufregend sein.«
»Oh, das ist es auch, Domingo, weiß Gott. Wir hatten in der dritten SOG einen wirklich guten Kerl, aber einige Male hätte es ihn um ein Haar selbst erwischt. Wissen Sie…« In diesem Moment begann der Satellitenpager an John Clarks Gürtel zu vibrieren. Er nahm ihn ab und sah auf die Nummer. »Wenn Sie mich bitte für einen Moment entschuldigen?« Er sah sich nach einem geeigneten Ort um. Im Moskauer Offizierskasino gab es einen Hof, und dorthin zog er sich zurück.
»Was soll das heißen?«, fragte Arnie van Damm. Zu Beginn der Besprechung waren Kopien der jüngsten SORGE/SONGBIRD-Meldung verteilt worden. Arnie war der schnellste Leser der Gruppe, aber nicht unbedingt der beste strategische Beobachter.
»Es heißt nichts Gutes«, bemerkte Ryan, der gerade auf die dritte Seite blätterte.
»Was können Sie mir über die Quelle sagen, Ed?«, fragte Winston, der von Seite zwei aufsah. »Wenn das nicht nach hochkarätigen Insiderinformationen aussieht?«
»Ein Mitglied des chinesischen Politbüros macht sich Notizen über seine Gespräche mit anderen Ministern. Zu diesen Aufzeichnungen haben wir Zugang. Wie, das braucht Sie nicht zu interessieren.«
»Dann sind also sowohl dieses Dokument als auch die Quelle authentisch?«
»Das glauben wir, ja.«
»Wie zuverlässig?«
Der DCI beschloss, sich weit auf einen dünnen Ast hinauszuwagen. »Etwa so zuverlässig wie eine Ihrer T-Bills.«
»Okay, Ed, wenn Sie es sagen …« Winston senkte wieder den Kopf. Zehn Sekunden später murmelte er: »Scheiße.«
»O ja, George«, pflichtete ihm der Präsident bei. »›Scheiße‹ trifft es ganz gut.«
»Da kann ich Ihnen nur Recht geben, Jack«, bestätigte auch der Außenminister.
Von den Anwesenden hatte es nur Ben Goodley geschafft, keinen Kommentar abzugeben. Trotz des Status und der Wichtigkeit, die mit seinem Job als nationaler Sicherheitsberater des Präsidenten einherging, kam er sich im Moment ziemlich zweitrangig und unbedeutend vor. Er wusste, dass er weit weniger als der Präsident in Fragen der nationalen Sicherheit eingeweiht war und dass er im Grunde genommen die Stellung eines hochrangigen Staatssekretärs innehatte. Er war National Intelligence Officer, und zwar einer von denen, die nach Gesetz und Brauch den Präsidenten überallhin begleiteten. Seine Aufgabe bestand darin, dem Präsidenten
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