Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
und Amerikas Grundprinzipien und diesen ganzen patriotischen Kram sprechen. Die Boeing-Leute würden es höflich aufnehmen, zumal es nicht leicht war, zu einem Schwarzen unhöflich zu sein, vor allem wenn er auch noch die Navy Wings in Gold am Revers trug. Und schließlich war es Robbys Aufgabe, mit solchen Situationen umgehen zu lernen. Er trug auf diese Weise dazu bei, etwas Druck von Ryan zu nehmen. Demnach musste seine VC-20B im Moment gerade irgendwo über Ohio sein, dachte dieser. Vielleicht auch über Indiana. Kurz darauf kam Andrea herein.
»Bekommen Sie Besuch?«, fragte Special Agent Price-O’Day. Sie sah etwas blass aus, fand Ryan.
»Die üblichen Verdächtigen. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«, erkundigte sich der Präsident.
»Nur mein Magen spielt ein bisschen verrückt. Zu viel Kaffee zum Frühstück.«
Morgenübelkeit? , fragte sich Ryan. Das täte ihm leid.
»Also, der DCI kommt wegen einer Sache her, die sehr wichtig sein soll. Vielleicht haben sie im Kreml das Klopapier gewechselt, wie es in Langley immer hieß.«
»Ja, Sir.« Sie lächelte. Wie die meisten Secret-Service-Agenten hatte sie schon viele Leute und Geheimnisse kommen und gehen sehen, und wenn es etwas Wichtiges gab, das sie wissen musste, würde sie es früh genug erfahren.
Wie die meisten Russen trank auch Generalleutnant Kirillin gern, und zwar für amerikanische Verhältnisse nicht wenig. Der Unterschied zwischen Russen und Engländern, hatte Chavez festgestellt, war, dass die Engländer genauso viel tranken, allerdings Bier, während es bei den Russen Wodka war. Ding war weder Mormone noch Baptist, aber hier konnte er nicht mithalten. Nachdem er es zwei Nächte lang versucht hatte, wäre er beim morgendlichen Dauerlauf mit seinem Team beinahe zusammengeklappt und er hatte nur deshalb nicht aufgegeben, um vor den russischen Spetsnaz-Leuten, die sie auf Rainbow-Niveau trimmen sollten, nicht das Gesicht zu verlieren. Irgendwie hatte er es sogar geschafft, nicht zu kotzen, aber Eddie Price vertrat ihn in den ersten beiden Unterrichtsstunden dieses Tages, damit er in aller Stille mit mehreren Liter Wasser drei Aspirin hinunterspülen konnte. Heute Abend, nahm er sich vor, würde er es bei zwei Wodkas belassen … allerhöchstens drei.
»Wie machen sich die Männer?«, fragte Kirillin.
»Sehr gut, General«, antwortete Chavez. »Sie mögen ihre neuen Waffen und auch in der Theorie machen sie rasche Fortschritte. Sie sind intelligent. Sie haben begriffen, dass man erst überlegt, bevor man handelt.«
»Überrascht sie das?«
»Ja, General. Ich habe es damals, als ich noch Sergeant bei den Ninjas war, auch erst lernen müssen. Junge Soldaten neigen dazu, mehr mit dem Schwanz zu denken als mit dem Hirn. Es ist manchmal wesentlich leichter, sich in Schwierigkeiten zu bringen, als sich wieder aus ihnen herauszumanövrieren. So haben Ihre Spetsnaz-Jungs auch angefangen, aber wenn man ihnen zeigt, wie es gemacht wird, hören sie sehr aufmerksam zu. Nehmen Sie zum Beispiel die heutige Übung. Wir haben ihnen eine Falle gestellt, aber ihr Hauptmann hat, kurz bevor er hineingetappt wäre, innegehalten und noch mal nachgedacht. Er hat den Test bestanden. Er ist übrigens ein guter Gruppenführer. Wenn Sie mich fragen: Befördern Sie ihn zum Major.« Chavez hoffte, dass er dem Mann damit nicht gerade einen dicken Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte, denn das Lob eines CIA-Offiziers war nicht unbedingt förderlich für die Karriere eines russischen Offiziers.
»Er ist mein Neffe. Sein Vater ist mit meiner Schwester verheiratet. Er ist Akademiker, Professor an der Moskauer Staatsuniversität.«
»Sein Englisch ist ganz hervorragend. Ich hätte ihn für einen gebürtigen Chicagoer gehalten.« Demnach war Hauptmann Leskow den Talentsuchern des KGB oder seiner Nachfolgeorganisation aufgefallen. Solche Sprachkenntnisse eignete man sich nicht von ungefähr an.
»Bevor er zur Spetsnaz kam, war er bei den Fallschirmspringern«, fuhr Kirillin fort. »Ein guter leichter Infanterist.«
»Das war Ding auch mal«, sagte Clark dem Russen. »Vor langer Zeit.«
»Seventh Light Infantry. Die Division wurde, kurz nachdem ich fort war, aufgelöst. Kommt mir so vor, als wäre das alles schon eine Ewigkeit her.«
»Wie sind Sie von der Army zur CIA gekommen?«
»Das war seine Schuld.« Chavez deutete auf Clark. »John wurde auf mich aufmerksam und dachte völlig unsinnigerweise, aus mir könnte mal was werden.«
»Wir mussten ihn erst mal
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