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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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machte sich wenig Gedanken wegen eines russischen Angriffs auf sein Land. Die Volksbefreiungsarmee richtete sich nach einem Grundsatz, den schon die alten Assyrer befolgt hatten: Angriff ist die beste Verteidigung. Wenn es hier zum Krieg kam, war man besser derjenige, der ihn begann. Und deshalb hortete Peng ganze Schränke voller Angriffspläne für Sibirien, die er von seinen Einsatz- und Geheimdienstoffizieren hatte vorbereiten lassen.
    »Ihre Verteidigungsanlagen scheinen sich in schlechtem Zustand zu befinden«, bemerkte Peng.
    »So ist es«, bestätigte ihm der Oberst, der das Grenztruppenregiment befehligte. »Wir beobachten so gut wie keine regelmäßigen Aktivitäten.«
    »Sie sind zu sehr damit beschäftigt, ihre Waffen gegen Wodka an Zivilisten zu verkaufen«, bemerkte der Politoffizier. »Ihre Moral ist schlecht, und sie üben auch nicht annähernd so viel wie wir.«
    »Sie haben einen neuen Kommandeur«, entgegnete der Geheimdienstchef der Armee. »Ein Generaloberst Bondarenko. Er wird in Moskau als kluger Kopf und verdienter Afghanistankämpfer geschätzt.«
    »Das heißt, er hat mal einen Feindkontakt überlebt«, bemerkte der Politoffizier. »Wahrscheinlich mit einer Hure in Kabul.«
    »Es ist gefährlich, einen Gegner zu unterschätzen«, warnte der Geheimdienstmann.
    »Und dumm, ihn zu überschätzen.«
    Peng sah nur durch sein Fernglas. Es war nicht der erste verbale Schlagabtausch zwischen den beiden Offizieren, den er mitbekam. Der Geheimdienstoffizier neigte, wie viele Geheimdienstleute, dazu, überall gleich die Flöhe husten zu hören, während der politische Offizier, ebenfalls wie viele seiner Kollegen, so aggressiv war, dass sich Dschinghis Khan dagegen wie ein Waschweib ausnahm. Wie im Theater spielten die Offiziere die ihnen zugeteilten Rollen. Pengs Part war natürlich der des weisen und zuversichtlichen Kommandeurs eines der schlagkräftigsten Truppenteile seines Landes, und er spielte ihn gut genug, um für die Beförderung zum General erster Klasse bestens im Rennen zu liegen – und vielleicht, wenn er es geschickt anstellte, in einem Jahr sogar zum Marschall. Mit diesem Dienstgrad gingen wirkliche politische Macht und großer persönlicher Reichtum einher. Dann würden ganze Fabriken ausschließlich für seine persönliche Bereicherung arbeiten. Einige dieser Fabriken wurden von Obristen geführt, Leuten mit den besten politischen Referenzen, die wussten, wie man vor Vorgesetzten katzbuckelte. Aber diesen Weg hatte Peng nie beschritten. Soldat zu sein machte ihm viel mehr Spaß, als an einem Schreibtisch zu sitzen und Arbeiter anzubrüllen. Als junger Leutnant hatte er nicht sonderlich weit von hier gegen die Russen gekämpft. Es war eine zwiespältige Erfahrung gewesen. Zunächst war der Vorstoß seines Regiments erfolgreich verlaufen, doch dann war es unter massivem Artilleriebeschuss zurückgeworfen worden. Zu jener Zeit hatte die Rote Armee, die richtige sowjetische Armee, ganze Artillerie divisionen aufgeboten, deren konzentriertes Feuer Himmel und Erde zum Beben bringen konnte. Und dieser Grenzkonflikt hatte den Zorn der Nation, die Russland einmal gewesen war, auf China herabbeschworen. Aber das gehörte längst der Vergangenheit an. Der Geheimdienst sagte ihm, dass die russischen Truppen auf der anderen Seite dieses kalten Flusses nicht einmal mehr ein Schatten dessen waren, was sie früher darstellten. Vielleicht vier Divisionen und nicht alle in voller Gefechtsstärke. So clever dieser Bondarenko also auch sein mochte, er würde alle Hände voll zu tun haben, wenn es zum Kampf kam.
    Aber das war eine politische Entscheidung, wie alle wirklich wichtigen Dinge.
    »Wie machen sich die Brückenbaupioniere?«, fragte Peng mit einem Blick auf das Wasserhindernis unter ihm.
    »Ihre letzte Übung verlief sehr zufriedenstellend, Genosse General«, antwortete der Einsatzoffizier. Wie jede andere Armee auf der Welt hatte auch die Volksbefreiungsarmee die russische Ponton-Gliederbrücke kopiert. Sie wurde in den 60er Jahren von sowjetischen Pionieren erfunden, um im Falle eines lang erwarteten, aber nie geführten Krieges zwischen NATO und Warschauer Pakt alle Flüsse der Bundesrepublik Deutschland überqueren zu können. Zum Ausbruch gekommen war dieser Krieg nur in der Literatur, und zwar hauptsächlich in der westlichen, die ausnahmslos die NATO als Sieger daraus hatte hervorgehen lassen. Wie auch anders? Würden Kapitalisten Geld für Bücher ausgeben, in denen der Untergang

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