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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Fall besaß inzwischen absoluten Vorrang. Bald würde er sogar noch größere Bedeutung bekommen, was sie jedoch noch nicht wissen konnten.
     
    »Wie viel Pioniere stehen uns zur Verfügung?«, fragte Bondarenko seinen Einsatzoffizier in der ostsibirischen Morgendämmerung.
    »Zwei Regimenter«, antwortete Aliew. »Der Rest wurde für den Straßenbau abgezogen.«
    »Gut. Dann schaffen Sie sie sofort hierher, damit sie sich um die Tarnung dieser Bunker kümmern und auf der anderen Seite dieser Hügel Attrappen bauen. Unverzüglich, Andrei.«
    »Jawohl, Genosse General. Ich werde es umgehend veranlassen.«
    »Ich mag die Morgendämmerung sehr. Sie ist die friedlichste Tageszeit.«
    »Außer, wenn die anderen sie zum Angriff nutzen.« Im Morgengrauen wurden immer wieder überall auf der Welt Großoffensiven begonnen, damit man anschließend das ganze Licht des Tages zur Verfügung hatte.
    »Aller Voraussicht nach kämen sie durch dieses Tal herauf.«
    »Ja.«
    »Sie werden die erste Verteidigungslinie zusammenschießen – oder das, was sie dafür halten.« Bondarenko deutete darauf. Die erste Linie bestand aus scheinbar echten Bunkern. Sie waren zwar aus Beton, aber die Geschützrohre, die aus ihnen ragten, waren Attrappen. Der Mann, der diese Befestigungsanlagen angelegt hatte, besaß einen Blick für die landschaftlichen Gegebenheiten, der eines Alexanders des Großen würdig gewesen wäre. Sie schienen optimal zu liegen, und sie waren für die andere Seite kaum sichtbar. Aber etwas kaum Sichtbares wäre das erste beschossene Ziel. In den Bunkerattrappen gab es sogar pyrotechnische Ladungen, die nach ein paar Volltreffern explodierten und dem Feind das befriedigende Gefühl gaben, wirklich getroffen zu haben. Wer diese Idee gehabt hatte, war ein militärisches Genie gewesen.
    Doch die richtigen Verteidigungsanlagen auf der Südseite der Hügel waren winzige Beobachtungsposten, von denen unterirdische Telefonleitungen zu den echten Bunkern führten und dann noch einmal weitere zehn Kilometer oder mehr nach hinten zu den Artilleriestellungen. Einige davon waren alt und schon vorher in Stellung gebracht, aber die Raketen, die sie abschossen, waren heute noch genau so tödlich wie in den 40er Jahren, Vorgänger der Katjuschka-Raketenartillerie, die die Deutschen zu fürchten gelernt hatten. Dann kamen die Direktfeuerwaffen. Die erste Reihe bestand aus Geschütztürmen alter deutscher Panzer. Die Zielvorrichtungen und die Munition waren noch in Ordnung, und die Besatzungen wussten, wie man sie bediente. Außerdem gab es Fluchttunnels, die zu bereitstehenden Fahrzeugen führten, sodass sie selbst einen großen Angriff überleben konnten. Die Pioniere, die diese Verteidigungslinie angelegt hatten, waren inzwischen wahrscheinlich alle tot, und General Bondarenko hoffte, dass sie in Ehren begraben worden waren, wie es Soldaten verdienten. Einen entschlossenen Angriff konnte diese Linie nicht aufhalten – das konnte keine feste Verteidigungslinie  –, aber sie würde dem Gegner das Leben so schwer machen, dass er sich wünschte, er hätte es woanders versucht.
    Die Tarnung war verbesserungsbedürftig und die dafür nötigen Arbeiten sollten nachts durchgeführt werden. Ein hoch fliegendes Flugzeug, das mit einer zur Seite gerichteten Kamera die Grenze entlangflog, konnte weit in das Terrain hereinblicken und Tausende aufschlussreicher kleiner Fotos machen. Und die Chinesen besaßen wahrscheinlich eine stattliche Kollektion solcher Bildchen, zusätzlich zu denen, die sie von ihren eigenen Satelliten erhielten oder von den kommerziellen Vögeln, die inzwischen jeder gegen entsprechende Bezahlung für sich spionieren lassen konnte …
    »Andrei, fragen Sie mal beim Geheimdienst nach, ob wir feststellen können, ob sich die Chinesen Zugang zu kommerziellen Fotosatelliten verschafft haben.«
    »Wozu? Haben sie denn nicht ihre eigenen…«
    »Wir wissen nicht, wie gut ihre Aufklärungssatelliten sind, aber wir wissen, dass die neuen französischen so gut sind wie alles, was die Amerikaner bis 1975 am Himmel hatten, und das reicht für die meisten Zwecke vollauf aus.«
    »Jawohl, Genosse General.« Aliew hielt inne. »Glauben Sie, hier könnte was passieren?«
    Bondarenko blickte stirnrunzelnd nach Süden, über den Fluss hinweg. Von diesem Hügel aus konnte man bis nach China sehen. Die Landschaft dort sah keinen Deut anders aus, aber aus politischen Gründen war es ein fremdes Land, und obwohl die Bewohner dieses Landes sich

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