Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Fettucine Alfredo, die Quintessenz italienischer Küche. Ming machte auf ihn den Eindruck, als habe sie an deftigen Sachen durchaus Gefallen.
»Computer und Drucker funktionieren hoffentlich immer noch gut?«
»Ja, und Minister Fang hat mich vor versammelter Belegschaft dafür gelobt, dass ich mich für dieses System entschieden habe. Das verdanke ich Ihnen, Genosse Nomuri.«
»Freut mich zu hören«, sagte der CIA-Agent und fragte sich, ob die Anrede ›Genosse‹ zum gegenwärtigen Zeitpunkt Gutes verhieß oder nicht. »Wir bringen in Kürze einen tragbaren Computer auf den Markt, einen, den Sie mit nach Hause nehmen könnten und der genauso leistungsstark ist wie der in Ihrem Büro, dieselben Programme verarbeitet und sogar ein eingebautes Modem hat, über das Sie Zugang zum Internet haben könnten.«
»Wirklich? Wissen Sie, im Ministerium sieht man es nicht so gern, dass die Mitarbeiter im Net surfen, es sei denn, der Minister hat einen ganz bestimmten Wunsch.«
»Ist das so? Welche Wünsche hat denn Minister Fang, die sich mit einer Recherche im Net erfüllen ließen?«
»Meist geht es um irgendwelche politischen Kommentare aus Amerika oder Europa. Jeden Morgen drucke ich einzelne Artikel von Zeitungen aus, zum Beispiel der Times of London , der New York Times , der Washington Post und so weiter. Der Minister ist vor allem daran interessiert zu erfahren, was die Amerikaner so denken.«
»Das kann nicht so viel sein«, spottete Nomuri. In diesem Moment wurde der Wein serviert.
»Wie bitte?«, hakte Ming nach.
»Ehm, oh, die Amerikaner … sie denken nicht besonders viel nach. Seichtere Leute sind mir nie über den Weg gelaufen. Sie sind großmäulig, schlecht ausgebildet, und ihre Frauen…« Chet stockte.
»Was ist mit ihren Frauen, Genosse Nomuri?«, wollte Ming wissen.
»Ahh.« Er hatte den Wein probiert und nickte dem Kellner zu, der daraufhin einschenkte. Es war ein recht guter Tropfen aus der Toskana. »Haben Sie zufällig schon mal eine Barbie-Puppe gesehen?«
»Aber ja, die werden schließlich hier in China hergestellt.«
»Genau so möchte jede amerikanische Frau aussehen. Lang und dünn, pralle Brüste und eine Taille, die man mit zwei Händen umfassen kann. Aber das ist keine Frau, sondern eine Puppe, ein Spielzeug-Mannequin für Kinder. Und so intelligent wie eine Durchschnittsamerikanerin. Wer von denen hätte zum Beispiel so gute Sprachkenntnisse wie Sie? Bedenken Sie: Wir unterhalten uns auf Englisch, in einer Sprache, die für uns beide eine Fremdsprache ist, und doch klappt’s wunderbar mit der Verständigung, nicht wahr?«
»Ja«, stimmte Ming zu.
»Wie viele Amerikaner sprechen Mandarin, was glauben Sie? Oder Japanisch? Nein, Amerikaner haben keine Bildung. Sie sind rückständig. Vor allem deren Frauen. Die gehen tatsächlich zu Chirurgen, um sich ihre Brüste vergrößern zu lassen, damit sie so aussehen wie diese alberne Puppe für Kinder. Es ist wirklich lächerlich, wie sie aussehen, besonders, wenn sie nackt sind«, fügte er mit einem Schlenker hinzu.
»Haben Sie das schon einmal?«, fragte Ming wie auf Bestellung.
»Was? Sie meinen, eine Amerikanerin nackt gesehen?« Worauf sie eifrig nickte. Ja natürlich, Ming, ich bin doch ein Mann von Welt. »Ja, das habe ich. Ich habe drei Monate in Amerika gelebt. Es war interessant und zugleich grotesk. Manche Amerikanerinnen sehen sehr nett aus, aber keine kommt an eine hübsche Asiatin mit unverfälschten Proportionen und naturbelassenen Haaren heran. Und anständigen Manieren. Amerikaner haben schlechte Manieren.«
»Aber dort leben doch auch viele Chinesen. Haben Sie denn keine …«
»Ob mir welche begegnet sind? Nein, die Amerikaner lassen sie zurückgezogen in Ghettos leben. Vielleicht, weil sich die Männer sonst in deren Frauen vergucken könnten, zumal die eigenen immer unansehnlicher werden.« Er nahm die Flasche und füllte Mings Glas auf. »Aber der Fairness halber sei gesagt, dass die Amerikaner in manchen Dingen sehr gut sind.«
»In welchen?«, fragte sie. Der Wein löste ihre Zunge schon ein wenig.
»Das werde ich Ihnen später zeigen. Ich habe mir nämlich die Freiheit herausgenommen, Ihnen ein paar amerikanische Kleinigkeiten zu kaufen.«
»Tatsächlich?« Ihre Augen strahlten. Es läuft wirklich gut, dachte Nomuri. Er durfte jetzt nicht übertreiben, vor allem nicht mit dem Weinausschank. Nun ja, eine halbe Flasche, zwei von diesen Gläsern, konnten nicht schaden. Wie hieß es noch in diesem Lied?
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