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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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werden sie schon noch ein Einsehen haben. Ich finde, es wird allmählich Zeit.«
    »Na schön, aber versetzen Sie sich mal in deren Lage! Wer sind wir, dass wir ihnen Regeln vorschreiben?«
    »Ach, Scheiße, Jack!« Es gab nur wenige, die sich einen solchen Ton im Oval Office erlauben durften. Winston durfte, weil er zum einen auf große Erfolge verweisen konnte und zum anderen gerade wegen seiner direkten Art bei Ryan einen Stein im Brett hatte. »Das sind Regeln, auf die sich die Weltgemeinschaft geeinigt hat. Wir halten uns daran. Und wenn Peking dieser Weltgemeinschaft angehören will, dann muss Peking diese Regeln auch für sich gelten lassen. Wer dem Club beitreten möchte, muss Aufnahmegebühren entrichten und unterschreiben, dass er mit den Statuten einverstanden ist.«
    Das Problem, sinnierte Ryan, bestand allerdings darin, dass Staatsleute – vor allem solche, die große Nationen anführten – nicht zu der Sorte Mensch gehörten, die sich von anderen etwas sagen, geschweige denn vorschreiben ließen. Machthaber totalitärer Staaten schon mal gar nicht. Die Vorstellung allgemein verbindlicher Regeln galt so nur in demokratisch verfassten Gemeinwesen. Ryan war zwar der Präsident, konnte aber trotzdem nicht einfach eine Bank ausrauben, wenn er Taschengeld brauchte.
    »Okay, George. Setzen Sie sich bitte mit Scott zusammen und arbeiten Sie mit ihm einen Plan aus, dem ich zustimmen kann. Dann werden wir unseren Außenminister auffordern, den Freunden in Peking die Spielregeln zu erklären.« Und wer weiß? Vielleicht klappt’s ja irgendwann einmal . Nicht, dass Ryan sein Geld darauf verwetten würde.
     
    Dieser Abend wird alles entscheiden , dachte Nomuri. Er war in der vergangenen Nacht mit Ming im Bett gewesen, was ihr anscheinend gefallen hatte. Aber wie würde sie jetzt, mit Abstand, darüber denken? Womöglich käme sie zu dem Ergebnis, dass er sie mit Wein abgefüllt und ausgenutzt hätte. Nomuri hatte schon mit vielen Frauen geschlafen, war aber nie dem Irrtum erlegen, aus seinen Betterfolgen zu schließen, dass er die weibliche Psyche verstünde.
    Er saß an der Bar eines Restaurant – es war ein anderes als das von gestern – und rauchte eine Zigarette, was sonst gar nicht seine Art war. Husten musste er nicht, aber nach den ersten zwei Zügen hatte er den Eindruck, als drehe sich vor seinen Augen alles im Kreis. Symptome einer kleinen Kohlenmonoxidvergiftung, dachte er. Der Rauch reduzierte die Sauerstoffversorgung des Gehirns, was in vielerlei Hinsicht nachteilig war. Es machte allerdings das Warten erträglicher. Er hatte ein blaues Bic-Feuerzeug gekauft. Darauf prangte, wie vor blauem Himmel wehend, die Flagge der Volksrepublik. Ja , dachte er, na klar, und ich sitze hier und warte auf mein Mädchen, das schon  – er warf einen Blick auf die Armbanduhr – neun Minuten überfällig ist . Nomuri winkte den Mann hinterm Tresen zu sich und bestellte einen zweiten Scotch. Es war eine japanische Marke, nicht teuer und doch halbwegs trinkbar und überhaupt: Schnaps war Schnaps, oder?
    Wann kommst du endlich, Ming? , befragte Nomuri die verräucherte Luft. Wie die meisten Bars auf der Welt hatte auch diese verspiegeltes Glas hinter den aufgereihten Flaschen. Darin musterte er sein Abbild, stellte sich vor, jemand anders zu sein, und fragte sich, was ein Dritter in diesem Gesicht erkennen würde. Nervosität? Unzufriedenheit? Furcht? Einsamkeit? Lust? Vielleicht war tatsächlich jemand zugegen, der eine solche Einschätzung vorzunehmen versuchte, jemand vom MSS, der sich aber nicht anmerken lassen würde, dass er ihn, Nomuri, observierte. Er würde wahrscheinlich so sitzen, dass sein Blick scheinbar unwillkürlich auf Nomuri fiel, während dieser, wollte er den anderen sehen, den Kopf drehen müsste. Damit gäbe er seinem Beschatter Gelegenheit, sich abzuwenden und seinem Partner – solche Aufgaben wurden meist im Team durchgeführt – ein Zeichen zu geben, der wahrscheinlich ebenfalls der Zielperson direkt zugewandt war. Überall auf der Welt waren Polizeikräfte oder Geheimdienstler in diesen Methoden ausgebildet, Methoden, die überall gleich waren, weil sie sich an der menschlichen Natur orientierten und sich universell anwenden ließen, unabhängig davon, ob es sich bei der Zielperson um einen Drogendealer oder einen Spitzel handelte. Darüber war sich Nomuri im Klaren. Er blickte wieder auf die Uhr. Elf Minuten. Schön ruhig bleiben, Mann, Frauen kommen immer zu spät. Vielleicht

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