Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
ich im Branchenverzeichnis nach gewerblichen Assassinen suchen. So viel zu diesem Thema. Des Weiteren drohen sie damit, dass Boeing die Bestellung der 777er vergessen kann, wenn wir wegen der genannten ›kleineren‹ Missstimmigkeiten größeres Aufhebens machen. Dann würde man nämlich den Airbus vorziehen.«
Ryan nickte. »Wie sieht die gegenwärtige Handelsbilanz zwischen uns und China aus, George?«
»Ungefähr 78 Milliarden zu deren Gunsten.«
»Ich hoffe, Scott macht sich ein paar Gedanken dazu.«
Der Finanzminister nickte. »Er hat in Foggy Bottom tüchtige Leute um sich geschart, doch die können konkret nicht viel unternehmen.«
»Und was hat das mit uns zu tun?«
»Nun, unsere Abnehmer kaufen jede Menge Billigware, davon sind 70 Prozent simple Technologie, Spielzeug, Stofftiere und dergleichen. Die Absatzzahlen haben sich in den letzten zweieinhalb Jahren fast verdoppelt. Das wird uns ziemlich bald Arbeitsplätze kosten, sowohl in der Produktion für den Binnenmarkt als auch im Exportgeschäft. Die Chinesen verkaufen eine Menge Laptops bei sich zu Hause und lassen uns nicht auf ihren Markt, obwohl – oder besser: weil – unsere Produkte zumindest in diesem Sektor nicht nur leistungsstärker sind, sondern auch preisgünstiger. Wir wissen übrigens mit Bestimmtheit, dass sie einen Teil der Gewinne aus den Exportgeschäften mit uns darauf verwenden, ihre Computerindustrie zu subventionieren. Und die soll am Ende vermutlich nicht zuletzt strategische Zwecke erfüllen.«
»Wie auch der Verkauf von Waffen an Kunden, bei denen wir diese Waffen gar nicht so gern sehen«, ergänzte der Präsident.
»Tja, wer bräuchte schon keine AK-47, um die Aufmüpfigen aus den eigenen Reihen in Schach zu halten?« Eine Ladung von 1400 dieser vollautomatischen Sturmgewehre war vor zwei Wochen im Hafen von Los Angeles sicher gestellt worden. Die Volksrepublik wies alle Verantwortung dafür von sich, obwohl die US-Geheimdienste das Geschäft auf eine bestimmte Pekinger Telefonnummer hatten zurückverfolgen können. Ryan wusste davon. Allerdings durfte diese Information nicht nach außen durchdringen, weil sie allzu viel über die Methoden der Informationsbeschaffung – in diesem Fall durch die NSA in Fort Meade – verraten hätte. An der Planung und am Ausbau des Pekinger Telefonnetzes war zwar keine amerikanische Firma direkt beteiligt gewesen, wohl aber ein Unternehmen, das sich mit einem Geheimdienst der Vereinigten Staaten auf ein lukratives Nebengeschäft eingelassen hatte. Diese Kooperation war zwar nicht ganz legal, aber wenn es um die nationale Sicherheit ging, galten ohnehin andere Regeln.
»Sie wollen sich einfach nicht an die Spielregeln halten, nicht wahr?«
Winston schnaubte. »So sieht’s aus.«
»Irgendwelche Vorschläge?«, fragte Ryan.
»Wir sollten diese kleinen Schlitzaugen daran erinnern, dass sie uns verdammt noch mal nötiger haben als wir sie.«
»Geben Sie auf Ihre Wortwahl Acht, wenn Sie über andere Nationen reden, insbesondere über solche mit Atomwaffen«, rügte Ryan seinen Finanzminister.
»Jack, wir sollten doch darauf bestehen, dass das Spielfeld eben ist und die geltenden Spielregeln eingehalten werden, oder? Aber darüber setzen sich die Chinesen zurzeit hinweg. Okay, ich weiß …«, er hob wie zur Beschwichtigung die Hände, »sie sind momentan ein bisschen verschnupft wegen Taiwan. Aber das war trotzdem ein guter Schachzug von Ihnen, Jack. Sie haben das Richtige getan und ihnen den verdienten Rüffel gegeben. Diese kleinen Miststücke haben Menschen umgebracht und waren sehr wahrscheinlich während unseres letzten Abenteuers am Persischen Golf auf Seiten unserer Gegner. Und für die Ebola-Attacke auf uns waren sie auch verantwortlich. Der Rüffel war überfällig. Aber neiiiin , wir dürfen sie nicht wegen Mordes und Komplizenschaft in einem Krieg gegen die Vereinigten Staaten bestrafen, oder? Wir sind schließlich groß und stark und alles andere als kleinlich. Von wegen kleinlich, Jack! Diese kleinen Dreckskerle haben diesem Daryaei – direkt oder indirekt – dabei geholfen, über 7 000 amerikanische Staatsbürger umzubringen! Dass wir diplomatische Beziehungen zu Taiwan aufgenommen haben, ist das Mindeste, was wir ihnen dafür in Rechnung stellen. Sie müssen endlich kapieren, dass auf internationaler Ebene Spielregeln einzuhalten sind. Und wenn sie weiter dagegen verstoßen, müssen sie lernen, dass ihnen das auf Dauer schlecht bekommt. Früher oder später
Weitere Kostenlose Bücher