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Im Zeichen des großen Bären

Im Zeichen des großen Bären

Titel: Im Zeichen des großen Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehabt! Jetzt war es weg! Wo war es denn bloß?!
    Der Bär riß an der Leine, und sie gab nach. Sofort setzte er sich in Trab, schnüffelte, rannte, ließ sich leiten von einem Kompaß tief in seinem Wesen.
    Powell stand an einen Erdwall gelehnt und rauchte.
    William Rockwell sah zum Himmel auf und senkte den Blick wieder. »Ich hab' eine Erscheinung«, konnte er gerade noch sagen, da hatte der Bär ihn schon erreicht, und sie stürzten aufeinander zu, und der Kleine mit der dicken Bärenhaut, der keine Ahnung davon hatte, wie dünn und empfindlich eine Menschenhaut ist, wo doch Menschen so kräftig und groß waren, der wuschelige Winzling haute William freundschaftlich auf die Schulter und dann noch einmal gegen die Wange, und während die Uniform den Schlag abfing, tropfte vom Gesicht sofort das Blut.
    Powell gab Rockwell sein Taschentuch.
    Dieser nahm erst einmal seinen Schulterriemen ab und fertigte in aller Eile eine neue Leine an. »Kluges Tier«, stellte er fest. Er strahlte wie zehn Leuchtraketen.
    »Ein intelligenter Bursche«, lobte Powell.
    »Wir dürfen nur keinem verraten, daß er wieder bei uns ist«, ergänzte Rockwell pfiffig.
    So kam es, daß die drei, die da zu später Stunde gestartet waren, zu sehr früher Stunde wieder angetappt kamen. Die Nacht war ruhig und klar. Sie waren fast glücklich. Und Adjutant Clark hatte inzwischen seinen Rüffel weg.
    Am frühen Morgen rief Clark an, um sich nach dem Bären zu erkundigen. Er bekam die lapidare Auskunft, es sei kein Bär da. Ja, war er denn nicht beim Regimentsgefechtsstand abgeliefert worden?! Oh, wie bedauerlich! Ja, auch Leutnant Powell konnte nun gar nichts weiter dazu sagen. Hoffentlich …
    Es machte ›klick‹. Die Verbindung war mal wieder abgerissen. Oder hatten die von der 3. Kompanie das absichtlich gemacht?
    Clark sank auf seinen Holzschemel und dachte, daß sie ihn soeben garantiert angeschmiert hatten. Am liebsten wäre er gleich aufgebrochen, um sie der Lüge zu überführen. Er war überzeugt, daß sie den Bären bei sich hatten. Und obwohl er ihn eigentlich nicht wollte, ließ er sich doch sehr ungern für dumm verkaufen. Er meldete Perkins seine Überlegungen.
    Der grinste. »Woraus schließen Sie das?«
    »Bei dem Gespräch hat es im Hintergrund gebrummt, Herr Oberst. Deutlich!«
    »Das wird ein Spaßvogel gewesen sein. Wissen Sie, wir haben Krieg, lieber Clark. Denken Sie bitte daran auch ein bißchen. Es gibt Wichtigeres als entlaufene Bären und gekränkte Adjutanten! Wenn der Bär wieder bei der dritten Kompanie ist, dann bleibt er jetzt auch da. Wir machen uns nicht lächerlich. Klar?«
    »Shit!« sagte Clark.
    Perkins ließ es ihm ausnahmsweise durchgehen. Er nahm sich aber vor, das Ganze später in seinem Club zu erzählen. Auch seine Frau würde darüber lachen. Eine herrliche Geschichte! Und sie war noch nicht zu Ende.
    Irgendwann mußte die 3. Kompanie natürlich die Katze oder, in diesem Fall, besser: den Bären, aus dem Sack lassen. Daraufhin ergoß sich die Gnadensonne des Obersten vollends über sie. Er sei ihnen gerade wieder zugelaufen?! Na wunderbar! Jetzt werde also zum offiziellen Bärenführer laut Regimentsbeschluß der Gefreite Rockwell ernannt. Ihm zugeordnet als ›Berater‹ werde ferner der Soldat Webbs. Laut Akte sei er nämlich Zoologe. Er müsse folglich etwas von Bären verstehen.
    In der Tat: Der nette, unauffällige Mann in mittleren Jahren bestätigte, daß er gelernter Tierpfleger gewesen sei, bevor er sich zur Armee gemeldet habe. Niemand fragte, warum er's getan hatte. Das war wie bei der Fremdenlegion. Gefragt wurde so wenig wie möglich.
    Webbs erschien den Bärenliebhabern aber eher als Spielverderber. Er sagte, das Tier gehöre in einen Zoo. Es sei kein Spielzeug, und bald werde es auch kein Spielgefährte mehr sein. »In einem Jahr macht er Marmelade aus Ihnen«, erklärte er.
    Die Männer lachten leichtsinnig. »In einem Jahr! Da hat man uns vielleicht längst weggepustet! Oder wir sind schon zu Hause! In einem Jahr! Lieber Himmel! Wer denkt denn so weit voraus?«
    »Zoologen denken so weit voraus«, sagte Webbs.
    Nur einer stimmte ihm zu: Arthur Shenessy. Der ›übersinnliche‹ Spinner.
    So wurde eigens im Unterstand für den Bären von St. Jules eine ›Nische‹ angelegt, in der er schlafen konnte. Rockwell stellte fest, daß das Tier sich gern mit der Bürste striegeln ließ. Wahrscheinlich gab ihm das ein heimeliges Gefühl. Webbs sagte, es erinnere ihn an seine Mutter. Die Männer

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