Im Zeichen des Highlanders
nahm und mit seinem Daumen scheinbar unabsichtlich über die Stelle rieb, die Sir Euan geküsst hatte. Dass diese Handlung bei Sir Euan eine große, wortlose Belustigung auslöste, weckte ihre Neugier, doch sie verdrängte sie, da Callums Bedürfnisse weitaus wichtiger waren. »Ich hoffe, dass dir das recht ist, Payton.«
»Ja«, antwortete Payton, »ich sehe ein, dass es dem Jungen helfen würde. Hier wird er sich behaglicher fühlen. Besser so, als ihn an einen fremden Ort mitzunehmen, wo er einen Mann kennenlernen soll, der leider nichts weiter als ein Fremder für ihn ist.« Payton richtete seinen Blick auf Euan, über dessen Erheiterung er nur leicht verärgert war, verriet sie ihm doch, dass er Paytons wortlose Nachricht gelesen und verstanden hatte – diese lautlose, aber deutliche Erklärung seines Besitzrechts, das unter Männern so gut bekannt war. »Ich vermute, du wirst mit ihm kommen?«
»Oh ja«, antwortete Sir Euan im Aufstehen. »Ich nehme an, Bryan ist zum Aufbruch bereit.«
»Das ist er, obwohl Uven abgeneigt war.«
Euan schmunzelte. »Gut. Dann hat Callum bereits einen MacMillan als Verwandten angenommen und wurde seinerseits angenommen. Es ist ein Anfang.« Er verbeugte sich gegenüber Kirstie, »Mylady«, und winkte Payton zu. »Und darf ich sagen, dass du für einen Mann, der das nie getan hat und nie die Neigung dazu hatte, das sehr gut gemacht hast? Ich hatte keine Verständnisschwierigkeiten. Eine Schande, dass du es in diesem besonderen Fall getan hast, aber auch das verstehe ich voll und ganz. Einen schönen Tag!«
»Was sollte das denn?«, fragte Kirstie, während sie es zuließ, auf die Beine und in Paytons Arme gezogen zu werden.
»Er beglückwünschte mich für mein Verantwortungsgefühl«, antwortete Payton und küsste sie. »Wein?«
So flüchtig sein Kuss auch war, Kirstie fühlte sich erhitzt. »Ja. Alice hat uns welchen geschickt. Ihr war klar, dass wir eine Menge zu besprechen haben. Und es ist warm.« Kirstie ahnte, dass sie etwas mehr getrunken hatte, als gut für sie war, denn ihr kamen einige äußerst skandalöse Ideen, während sie sich an Paytons Hals schmiegte. »Bist du nur gekommen, um Sir Euan zu holen?«
Er glitt mit seinen Händen über ihren Rücken und drückte sie fest an sich. »Ja und nein. Ich dachte an Honig. Warmen, süßen Honig«, fügte er mit weicher Stimme hinzu, als er ihr Ohr küsste.
Kirstie war nun überzeugt, dass sie zu viel Wein getrunken hatte, denn die Röte auf ihren Wangen hatte wenig zu tun mit Schüchternheit oder Beschämung. Paytons Worte schürten ein Feuer in ihr, ein plötzliches, sehnsüchtiges Begehren, das nach Aufmerksamkeit verlangte. Dieses Begehren schien sie ebenso zu befreien wie aufzuschrecken. Gerne hätte sie dem Wein dafür die Schuld gegeben, gestand sich aber schließlich ein, dass es mehr war, sehr viel mehr. Aus irgendwelchen Gründen strömte ihre Liebe zu ihm im Augenblick voller Kraft durch ihre Adern, erfüllte ihr Herz und nährte das Begehren, das seine Worte in ihr entfacht hatten. Plötzlich beschloss sie, sich von ihrem Herzen lenken zu lassen. Ihre gemeinsame Zeit näherte sich rasch dem Ende, und vielleicht war sie jetzt mehr als bereit, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen.
Sie entwand sich seinen Armen und lächelte ihm zu. »Honig? Aha, dann musst du mir folgen.«
Payton sah zu, wie sie davonhuschte. Das Lächeln, das sie ihm zugesandt hatte, war das wollüstigste, einladendste Lächeln, das er jemals das Vorrecht gehabt hatte zu sehen. Um sie her wehte eine Atmosphäre der Freude, die Atmosphäre eines unbekümmerten Mädchens. Aus irgendeinem Grund fühlte sich Kirstie ungehemmt, unbelastet von Gedanken an Sünde und Schicklichkeit, an die Bedürfnisse der Kinder oder die Bedrohung durch Roderick.
»Warum stehst du großer Esel noch da und rätselst über ihre Stimmung, anstatt ihr nachzulaufen, um diese Stimmung zu genießen, bis sie schwindet?«, murmelte er und eilte ihr nach.
19
Payton blieb abrupt stehen, um sich umzusehen. Kirstie hatte ihn in eine märchenhafte Ecke seines eigenen Gartens entführt. Es beschämte ihn etwas, dass er davon nichts gewusst hatte. Seine einzige Entschuldigung war, dass seine Gartenanlage groß und er ein viel beschäftigter Mann war. Auf der Bank, auf der sie und Sir Euan miteinander gesprochen hatten, saß er oft und genoss den Frieden der Einsamkeit, den Duft der Blumen und den Gesang der Vögel. Es war ein guter Ort, um zur Ruhe zu kommen,
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