Im Zeichen des Highlanders
ich ihnen Brot gebracht. Die bleiben wohl nicht mehr lang. Man hätt meinen können, die wollen den Herrn anspucken und gehen. Sobald die weg sind, gehen Gib und Wattie wohl zu Lady Kirsties Schlafgemach. Ich hab ihr einen Dolch gegeben, aber der wird ihr gegen die zwei Rohlinge nicht viel nützen, außer das arme Mädchen sticht ihn sich ins eigene süße Herz.«
»Das würde meine Herrin nicht tun. Sie würde stattdessen eines dieser Schweine töten. Genau das würde sie tun«, bekräftigte Callum.
»Es gibt keinen Grund, dich so zu ereifern, Junge. Ich hab auch gedacht, dass sie ihn für einen dieser hässlichen Idioten hernimmt. ’türlich bringt sie einen von denen um. Und der andre wird losspringen und ihren wunderschönen Hals packen. Aber wenigstens geht sie dann im Kampf unter. Stimmt’s?« Daisy schnappte nach Luft und seufzte, als Payton auf sie zutrat, sich verbeugte und ihr die Hand küsste. »Oh je, oh je. Ihr müsst Sir Payton sein. Ihr seid ein Hübscher. Na, Ihr seid so hübsch, wie meiner Meinung nach unser guter Junge Callum mal wird.«
»Danke dir, Daisy«, sagte Payton. »Und ich danke dir auch innigst dafür, dass du Kirstie einen Dolch gebracht hast.«
»Ach, na ja. Wenn Ihr mir Eure Dankbarkeit zeigen wollt – gleich da hinten gibt’s eine nette Ecke …«
»Er gehört Lady Kirstie, Daisy«, unterbrach Callum sie.
»Tut Ihr das?«, fragte sie Payton. – Payton lächelte: »Ich denke, dass dem vielleicht so ist.«
»Och, na ja. Ist ein gutes Mädchen, mit einem Herzen, das beinah so groß ist wie das Meer. Oh, und wer ist dieser nette Mann?«, fragte sie, als sich Ian neben Payton stellte.
»Er ist verheiratet«, entgegnete Callum.
»Tja, was die kleine Frau nicht weiß …«, begann Daisy, indem sie Ians Arm streichelte.
»Verheiratet mit einer ziemlich wilden, ziemlich bösen Frau.«
Daisy seufzte. »Na, dann fort mit Euch. Ich halt hier Wache. Kommt irgendein Idiot vorbei, werd ich ihn so beschäftigen, dass Ihr eine ganze Armee an ihm vorbeibringen könnt.«
Nach ein paar weiteren Metern blieb Callum am Fuß einer engen Steintreppe stehen, lehnte sich gegen Payton und flüsterte: »Jetzt sehr leise. Wir gehen an Gemächern vorbei, in denen oft jemand ist, und Lady Kirstie und ich haben keine Zeit gehabt, sie alle zu untersuchen, um herauszufinden, ob man hört, wenn sich hier hinten jemand bewegt, oder ob man Licht sehen kann.«
Payton nickte und folgte dem Jungen vorsichtig. Die ständige Notwendigkeit, leise zu sein, wie auch die kurze Begegnung mit Daisy kosteten ihnen wertvolle Zeit. Obwohl er darauf brannte, Roderick und seinen treu ergebenen Hunden mit vorgehaltener Klinge zu begegnen, wusste er, dass dies ein äußerst schlechter Zeitpunkt für eine derartige Begegnung war. Das Wichtigste war, Kirstie ungesehen aus Thanescarr wegzubringen und sicher in sein Haus zurückzuschaffen, bevor jemand auch nur merkte, dass sie fort war. Je länger es dauerte, zu ihr zu kommen, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, sie nicht allein vorzufinden.
Plötzlich blieb Callum erneut stehen, und Payton straffte sich. Es wurde schnell ersichtlich, dass der Junge ein weiteres Guckloch benutzte. Schließlich legte Callum seinen Mund an das Loch und ahmte den Ruf einer Taube nach. Nach einem langen, angespannten Moment kam der schwache, aber deutlich vernehmbare Ruf einer Amsel als Antwort. Die Rufe wurden noch zweimal mit leichten Abänderungen wiederholt, bevor Callum Payton angrinste.
»Sie ist allein«, verkündete er und begann die Tür zu öffnen.
Payton beeilte sich, um ihm bei der schweren Tür zu helfen. Callum trat als Erster in das Gemach und wurde sofort von Kirstie in die Arme gezogen. Auch wenn Payton über Callums anhaltenden Protest gegen eine solche Vertraulichkeit, die er nichtsdestotrotz erwiderte, schmunzeln musste, empfand er doch tatsächlich einem elfjährigen Jungen gegenüber Eifersucht. Einen Herzschlag später flog Kirstie in seine Arme. Er schlang sie schnell um sie und zog sie fest an sich.
Es schien Payton, als würde ihm Kirstie sehr viel bedeuten. Auch wenn es eine schlechte Zeit für eine solche Erkenntnis war, konnte er sie nicht ignorieren. Es gab nur eine einzige Erklärung für seine große Angst, als er sie verloren glaubte, für das Ausmaß seiner Sorgen über das, was ihr vielleicht angetan wurde, und die Freude, sie wieder sicher in seinen Armen zu halten. Hier handelte es sich um sehr viel mehr als Leidenschaft, sogar um mehr als nur
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