Im Zeichen des himmlischen Baeren
waren. Erst als ein Fisch wie eine Silbernadel an ihr vorbeischoss, stieà sie sich ganz leicht mit den Fingern ab und tauchte ohne ein Plätschern an die Oberfläche. Ihre Augen überschauten blitzschnell die Umgebung. Das Wasser war trübe, dort wo der Reiter es durchschritten hatte, und die Spuren waren tief in den weichen Boden gegraben. Kubichi vernahm das Knacken des Schilfs, das Aufschlagen der Hufe. Sie zog sich am Ufer hoch und spähte vorsichtig durch das Unterholz. Im flimmernden Licht sah sie die schwarze Gestalt des sich entfernenden Reiters. Sie erkannte ihn sofort. Ihr Atem stockte; sie spürte plötzlich die Kälte ihrer nassen Kleider. Doch ihre Verwirrung währte nur einen Augenblick. Schon hatte sie sich wieder in der Gewalt und suchte aufmerksam die Böschung ab. Ein Gewirr von Schlingpflanzen breitete sich am Bachrand aus; die überhängenden Ranken tauchten ins Wasser und schaukelten leicht in der Strömung. Myriaden von kleinen Schmetterlingen flogen auf, flatterten eine Weile, lieÃen sich wieder nieder.
Kubichi nahm ihren Dolch und schnitt eine Anzahl der elastischen Stränge ab. Sie zog die Lederschnüre, die ihr Mieder verschlossen, aus den Ãsen und verknotete sie rasch und geschickt mit den Pflanzen. Ihr Atem ging ruhig; sie schien völlig in ihre Tätigkeit versunken, doch kein einziges Geräusch entging ihr. Durch das rötliche Laub fiel die Sonne auf ihren Körper und trocknete ihre Kleider. Jetzt hatte sie eine Art Seil angefertigt, das sie zusammenrollte und über ihre Schulter warf. Sie verwischte sorgfältig alle Spuren am Ufer und rannte behände und schnell wie ein Reh in entgegengesetzter Richtung davon. Die Büsche verschluckten sie.
Ein aufgescheuchter Fasan flatterte wild gackernd vor Kuro-Umas Hufen auf. Susanoo zog die Zügel an und blickte sich um. Er hörte Frösche quaken und ein Reiher stolzierte gemächlich im Sumpf. Susanoo stieà einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Er hatte die Fährte verloren! Er riss sein Pferd herum und kehrte an den Flusslauf zurück. Es wurde auf einmal kühl, die Sonne sank schnell. Susanoo ritt die Böschung hinunter und trieb Kuro-Uma durch das Wasser. An der gegenüberliegenden Seite glitt er aus dem Sattel und untersuchte den Boden. Plötzlich sah er etwas: einige geknickte Gräser und den kaum sichtbaren Abdruck eines kleinen FuÃes. Susanoo warf die Haare aus dem Gesicht und beugte sich über die Spuren, als wolle er sie zwingen, zu ihm zu sprechen. Seine Augen blieben auf den Schlingpflanzen haften. Aufmerksam betrachtete er das grüne Gewirr und zog es auseinander. Er lächelte, als er die abgeschnittenen Ranken sah. Dann ging er zu seinem Pferd zurück und stieg in den Sattel. Stampfend und keuchend bahnte sich der Hengst erneut einen Weg durchs Dickicht. Der schwere, klirrende Harnisch hemmte seine Bewegungen.
Susanoo fasste einen Entschluss. Er hielt an, nahm dem Tier Sattel und Harnisch ab und schwang sich auf den nackten Pferderücken. »So, jetzt kannst du dir das Herz aus dem Leib rennen!«
Er lieà die Zügel des Hengstes locker und verstärkte zugleich den Druck der Schenkel. Die Sonne schimmerte golden; seltsame perlmutterfarbene Schatten huschten über das Schilf. In regelmäÃigen Abständen hielt Susanoo an und lauschte. Die Vögel schwiegen. Das Rauschen des Windes klang leiser als das Pulsieren seines Blutes.
Plötzlich spitzte Kuro-Uma die Ohren. In einiger Entfernung bewegte sich das Gras. Susanoo spürte ein Prickeln auf der Haut. Er beugte sich über den ausgestreckten Hals des Pferdes und zischte: »Pass gut auf, Kuro-Uma! Gleich geht es los!«
Das Mädchen tauchte so plötzlich aus dem Schilf auf, dass der schwarze Hengst einen Sprung zur Seite machte. Sie hielt ein Seil in der Hand, an dessen Ende ein dicker, runder Stein befestigt war. Mit unglaublicher Geschicklichkeit lieà sie das Seil über ihrem Kopf kreisen und zielte auf die FüÃe des Pferdes.
Susanoo drückte sich an die schweiÃnasse Flanke und warf das Tier zur Seite. Der Stein schlug hart auf den Boden. Im vollen Galopp wendete der König von Izumo sein Reittier und jagte geradewegs auf das Mädchen zu, doch ohne seinen Bogen zur Hand zu nehmen. Kubichi schlug einen Haken. Susanoo sah ihre weiÃen Zähne blitzen, als sie erneut kraftvoll das Seil schwang. Der Stein sauste haarscharf an den
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