Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
staubsaugen.«
»Hör mal, entweder findest du dich mit den Folgen eines Frühstücks im Bett ab, oder du ißt in der Küche. Also echt!«
Hanne boxte ihm energisch gegen den Arm.
»Au! Laß das. Was soll mir aufgefallen sein?«
»Vor wenigen Tagen noch waren die Zeitungen überzeugt davon, daß es zwischen dem Gesundheitsskandal und dem Mord an Volter einen Zusammenhang gebe. Das haben sie immer wieder behauptet, haben alle Welt dazu Kommentare abgeben lassen und Leitartikel über Seilschaften geschrieben. Aber dann, schwupp!«
Sie versuchte, mit den Fingern zu schnippen, aber da sie Butter am Daumen hatte, rutschten ihre Finger aneinander vorbei.
»Eine kleine Verhaftung, und schon machen sie eine Kehrtwendung. Jetzt gibt es … eins, zwei, drei, vier, fünf…«
Rasch blätterte sie durch die Zeitungen.
»… neun Seiten zum Thema, und alle sind davon überzeugt, daß der Wachmann und Brage Håkonsen den Mord begangen haben. Neun Seiten! Der Typ ist noch eine Ewigkeit von einer Verurteilung entfernt. Leiden die an Gedächtnisschwund?«
»Wer denn?«
»Die Presseleute natürlich. Wissen die nicht mehr, was sie vor einer Woche geschrieben haben?«
»Doch, aber …«
Billy T. kratzte sich ausgiebig im Schritt und machte ein saures Gesicht.
»Hältst du jetzt plötzlich zur Presse?« fragte Hanne und lachte. »Du machst ja schon genauso viele Bocksprünge wie die. Kratz dich nicht da unten. Wasch dich, wenn du Läuse hast.«
Diesmal schlug sie ihm dabei auf die Finger.
»Jetzt hör aber auf. Verdammt, das hat weh getan.«
Er rieb sich den Handrücken und rutschte weiter nach links.
»Ich freu mich schon fast, wenn du bald fährst.«
»Das meinst du nicht im Ernst.«
Sie kroch zu ihm und legte sich seinen Arm um die Schultern.
»Eigentlich habe ich gar keine große Lust zu fahren. Ich bin doch hier zu Hause. Aber Cecilie fehlt mir so sehr, und sie … ich fahre am Samstag.«
Er drückte sie an sich.
»Das weiß ich. Wenn dieser Fall endlich geklärt ist, besuche ich euch.«
»Schön. Kannst du nicht die Kinder mitbringen?«
Billy T. warf den Kopf in den Nacken, schlug damit gegen die Wand und lachte laut.
»Das wäre mal was. Cecilie schafft bestimmt viel, wenn euer Haus voll von meinem Nachwuchs ist.«
Hanne setzte sich eifrig im Bett auf und schaute ihn an.
»Sie ist den ganzen Tag bei der Arbeit. Überleg doch mal, wie lustig das wäre. Sonne und Sommer und Baden … wir könnten nach Disneyland fahren.«
Er schüttelte den Kopf.
»Kann ich mir nicht leisten.«
»Dann nimm eben nur Truls mit.«
Er wehrte ab.
»Mal sehen. Übrigens …«
Er sprang auf und verschwand in die Küche. Ein Poltern war zu hören, gefolgt von einem lauten Geheul.
»Håkon macht morgen ein Abschiedsfest für dich«, rief er über den Lärm des Tischstaubsaugers hinweg.
»Wer kommt denn alles?« fragte Hanne und rollte sich im letzten Moment aus dem Bett.
»Du und ich und Håkon. Und Tone-Marit, nehme ich an. Und wenn du nichts dagegen hast, lade ich auch Severin ein.«
»Was?«
Sie griff nach dem Staubsauger. Billy T. hob ihn über den Kopf und warf sich auf die andere Seite.
»Ausschalten!«
»Schon gut, schon gut«, maulte Billy T. und drückte auf den Knopf. »Ist es dir recht, daß Severin und Tone-Marit kommen?«
Hanne stand vor ihm und schüttelte kurz den Kopf. Dann kratzte sie sich mit dem einen Fuß den anderen.
»Du weißt doch, daß ich in der Freizeit nichts mit der Polizei zu tun haben will«, sagte sie leise. »Warum fragst du also?«
Billy T. ließ den Staubsauger aufs Bett fallen.
»Aber Cecilie ist doch nicht hier, und außerdem …«
Er kroch zu Hanne hinüber und versuchte, ihre Hand zu nehmen. Blitzschnell zog sie sich zurück, außer Reichweite, und sah ihn dabei nicht einmal an.
»Wie lange willst du eigentlich noch so weitermachen?« flüsterte er. »Wie lange soll dieses Versteckspiel weitergehen?«
»Ich verstecke mich nicht«, fauchte sie. »Aber ich darf mir meine Freunde ja wohl noch selber aussuchen.«
Sie knallte die Schlafzimmertür hinter sich zu, und bald hörte Billy T. die Dusche rauschen. Er schlich aus dem Zimmer und öffnete die Badezimmertür einen Spaltbreit.
»Dürfen sie jetzt kommen?« rief er, den Mund an den Spalt gepreßt. »Dürfen Severin und Tone-Marit auf dein Fest kommen?«
Seine Stimme war verzerrt, wie die eines kleinen Kindes, und er war in die Hocke gegangen.
»Bitte!«
Er hörte ein leises, widerwilliges Lachen. Dann schloß
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