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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Interessengruppen eine Heidenangst hatten? Ich meine zwar nicht, daß jemand einen Mord begehen würde, um ein Gaskraftwerk an der Westküste zu verhindern, aber trotzdem …
    Such zuerst das Motiv, dann ergibt sich die Lösung des Problems, wie sich der Mörder Zutritt zum Büro verschafft hat, von selbst. Niemand mordet ohne Motiv. Jedenfalls nicht vorsätzlich, und das hier war ganz bestimmt vorsätzlicher Mord.
    Laß die Jungs vom Überwachungsdienst nicht auf Deiner Nase herumtanzen, aber sei ruhig ein bißchen umgänglich. Du hast da oben ohnehin schon Feinde genug.
    Ansonsten muß ich sagen, daß selbst diese Tragödie ihr Gutes hat. Cecilie und ich hatten uns schon seit drei Tagen gestritten, als wir von dem Mord hörten. Sie wollte noch länger hierbleiben. Ich sagte, nie im Leben. Ich liebe zwar the good old USA, aber ein Jahr ohne Arbeit muß reichen. Jetzt verstehen wir uns wieder prächtig.
    Andererseits, aus Deinem von uns so ersehnten Besuch wird jetzt wohl nichts, oder?
    Ich drücke Däumchen für eine baldige Aufklärung und warte voller Spannung auf Dein nächstes Fax. Grüß H å kon ganz herzlich, wenn Du ihn siehst, sag ihm, ein Brief ist unterwegs.
    Gruß und Kuß, Hanne
    21.13, Odins gate 3
    »An diesem Abend konnte ich dich doch nicht mit deiner Mutter allein sitzenlassen«, flüsterte sie und legte ihm lässig und schwesterlich den Arm um die Schultern. »Das wäre einfach nicht gut für dich gewesen.«
    Benjamin Grinde lächelte mit den Lippen, nicht mit den Augen, und band sich hinter dem Rücken die Schürzenbänder zu.
    »Tut mir leid, daß ich dich heute nacht angerufen habe, Nina. Ich hoffe, ich habe Geirr und die Kinder nicht geweckt.«
    »Spinnst du?« versicherte Nina Rambøl. »Natürlich mußtest du anrufen. Du warst doch bestimmt total außer dir.«
    Sie knabberte an einer rohen Möhre herum und lehnte sich an den Spülstein.
    »Rückenschmerzen.«
    »Was?«
    »Du hast Rückenschmerzen.« Sie lächelte breit, jetzt saß sie auf der Anrichte und baumelte mit den Beinen. Ihre flachen Schuhe schlugen immer wieder gegen die Tür des Topfschrankes, und sie achtete nicht auf seine mißbilligend gerunzelte Stirn.
    »Das hab ich den Gästen gesagt. Daß dein Ischias dich so quält, daß du das Fest absagen mußt. Ich soll von allen grüßen und gute Besserung wünschen.«
    »Vielen Dank«, murmelte er und starrte unglücklich auf das große Stück Roastbeef, das er zehn Minuten vor Ladenschluß noch im Feinkostladen Smør-Pettersen ergattert hatte. »Ich wollte Lachs in Blätterteig servieren.«
    »Ach, egal«, sagte Nina und zielte auf den Mülleimer, der heute abend mitten in der Küche stand.
    Der Möhrenrest traf nicht, und für einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, ob sie von der Anrichte springen sollte. Dann überlegte sie es sich anders und griff lieber nach einem Glas Rotwein, das neben ihr stand.
    »Du schlürfst vielleicht laut«, murmelte er.
    Sie starrte ihn über das Rotweinglas hinweg an und legte den Kopf schräg.
    »Benjamin. Jetzt bist du wirklich nicht mehr du selber.«
    Benjamin Grinde hatte keine Frau. Ein Mann, der eine bewundernde Berührung seines Jacketts als Aufforderung ansieht, sich über die Vortrefflichkeit von Alpakawolle zu verbreiten, findet keine Frau. Er findet Freundinnen. Nina Rambøl war die beste von ihnen. Sie war fünf Jahre jünger als er, und sie hatten sich kennengelernt, als er seine klinische Ausbildung machte und sie als medizinische Sekretärin arbeitete. Es war ein Menschenalter her, und ihr Ehemann hatte inzwischen die seltsame Tatsache akzeptiert, daß seine Frau damals einen männlichen Trauzeugen gewollt hatte.
    »Soll ich Jon und Olav nach Hause schicken?« fragte sie mit kindlicher, tröstender Stimme, während sie seinen Rücken streichelte. »Wäre dir das lieber? Hätte ich sie nicht kommen lassen sollen? Sie wollten unbedingt …«
    »Nein, nein. Ist schon in Ordnung.«
    »Na, ihr beiden! Jetzt müßt ihr aber endlich zu uns anderen kommen!«
    Dieser schrille Ausruf stammte von einer Frau, die in die Tür getreten war. Sie hielt ein Glas Sherry in der Hand und schwankte leicht. Ihr Gesicht war braun und runzlig wie eine Rosine, und die schlaffe Haut ihrer Arme schlug gegen ihr ärmelloses, großgeblümtes Oberteil, als sie das Glas zum Prosten erhob. Die orangefarbenen Leggings waren schon seit einigen Jahren aus der Mode und waren auch damals eigentlich nicht für Damen von zweiundsiebzig Jahren gedacht gewesen.
    »Da

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