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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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in nervenaufreibendem Stakkato auf die Tischplatte trommelte. Tone-Marit hörte sofort damit auf.
    »Tut mir leid«, sagte sie und ließ sich in den Sessel zurücksinken. »Sprechen Sie weiter.«
    »Ich habe sie also zweimal gesehen. Und ich will ja nicht prahlen … nein, wirklich nicht, aber ich gelte als … als ziemlich gute Beobachterin.«
    Die lila Flecken auf ihren Wangen waren inzwischen von einem tiefen Rot umkränzt.
    »Mir ist aufgefallen, daß die Ministerpräsidentin ihr Tuch nicht trug.«
    »Ihr Tuch?«
    »Ja, ein großes Wolltuch mit Fransen, schwarz mit rotem Muster. Sie trug es immer um die Schultern, so …«
    Wenche Andersen band ihr eigenes Halstuch auf, faltete es zu einem Dreieck zusammen und legte es sich um die Schultern.
    »Nicht genauso, es war ja ein Wolltuch und viel größer als meins, aber Sie wissen sicher, was ich meine. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, sie hatte es mit einer versteckten Sicherheitsnadel festgesteckt, es rutschte schließlich nie herunter. Sie liebte dieses Tuch und trug es sehr oft.«
    »Und was war mit diesem Tuch?«
    »Es war nicht da.«
    »Nicht da?«
    »Nein, sie trug es nicht, und es war auch nicht im Zimmer, als ich es untersucht habe. Es war ganz einfach verschwunden.«
    Die Polizeibeamtin beugte sich wieder vor, ihre Augen leuchteten, und ihr Gegenüber wich unbewußt ein wenig zurück.
    »Sind Sie sicher, daß sie es an diesem Tag getragen hat? Ganz sicher?«
    »Ich bin hundertprozentig sicher. Mir war aufgefallen, daß es ein wenig schief saß, als ob sie es angebracht hätte, ohne in den Spiegel zu sehen. Hundertprozentig. Hat das etwas zu bedeuten?«
    »Vielleicht«, sagte Tone-Marit mit leiser Stimme. »Vielleicht nicht. Könnten Sie das Tuch genauer beschreiben?«
    »Tja, wie gesagt, es war schwarz mit rotem Muster und ziemlich groß, ungefähr so …«
    Wenche Andersen hielt ihre Hände etwa einen Meter auseinander.
    »Und es war ganz sicher aus Wolle. Aus reiner Wolle. Und es ist ganz einfach verschwunden.«
    Tone-Marit drehte sich zu ihrem Computer am Fenster um. Wortlos schrieb sie zehn Minuten lang.
    Wenche Andersen trank ein wenig mehr Wasser und schaute diskret auf ihre Armbanduhr. Sie spürte, wie sie die Müdigkeit überkam, das monotone Geräusch, das die Finger der Polizistin auf der Tastatur verursachten, wirkte einschläfernd.
    »Aber einen Schuß haben Sie nicht gehört?«
    Wenche Andersen fuhr zusammen, sie mußte für einen Moment eingenickt sein.
    »Nein. Wirklich nicht.«
    »Dann machen wir Schluß für heute. Nehmen Sie sich auf unsere Rechnung ein Taxi. Danke, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, noch einmal zu kommen. Ich kann leider nicht versprechen, daß es das letzte Mal war.«
    Nachdem sie einander die Hände gereicht hatten, blieb Wenche Andersen zögernd in der Tür stehen.
    »Glauben Sie, Sie werden ihn finden? Den Mörder, meine ich?«
    Ihre Augen, die bisher nur ein wenig gerötet gewesen waren, standen jetzt voller Tränen.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Unmöglich zu sagen. Aber wir werden unser Aller-allerbestes tun – falls das ein Trost sein kann«, fügte Tone-Marit hinzu.
    Doch die Sekretärin der Ministerpräsidentin war schon gegangen und hatte vorsichtig die Tür hinter sich geschlossen.
    12.00, Plenarsaal des Parlaments
    Der halbmondförmige Plenarsaal des norwegischen Parlaments war noch nie so voll gewesen. Sämtliche hundertfünfundsechzig Stühle waren besetzt, schon seit über einer Viertelstunde. Anders als sonst tuschelte niemand mit seinem Nachbarn. Die Regierungsmitglieder saßen auf den Sesseln im unteren Kreis, nur der Sitz der Ministerpräsidentin war leer, abgesehen von einem Strauß aus zwölf roten Rosen, der auf der Stuhlkante lag und so aussah, als könne er jederzeit auf den Boden fallen. Niemand fühlte sich ermächtigt, ihn gerade zu rücken. Auch die Diplomatenloge war vollbesetzt; alle waren dunkel gekleidet, mit Ausnahme des südafrikanischen Botschafters, der eine farbenfrohe Tracht trug. Aus der Presseloge war neben vereinzeltem Räuspern und Husten ein einziges Geräusch zu hören, das leise Brummen der Kameramotoren. Die Galerie über der Rotunde war ebenfalls überfüllt, zwei Wächter hatten alle Hände voll damit zu tun, Nachzügler draußenzuhalten.
    Die Parlamentspräsidentin kam von links herein. Sie schritt über den Boden, hocherhobenen Hauptes und mit rotgeweinten Augen. Sie war eine von Birgitte Vol-ters wenigen wirklichen Freundinnen gewesen. Dreimal schlug

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