Im Zeichen des Schicksals
weinerlichen »Ich-will-alles-haben«-Typ aus Serien wie My Super Sweet 16 und den kalten »Du-bist-keiner-Beachtung-wert«-Typ wie die Menschen in Melrose Place und Gossip Girl . Bisher entsprach Josh keinem der beiden Typen.
Er machte irgendeine Bemerkung über ein Theaterstück, die ich nicht ganz mitbekam, und dann lachten sie beide. Josh und Marie hatten offensichtlich eine herzliche, unbefangene Beziehung, die das Ergebnis einer jahrelangen Bekanntschaft war. Mit Francesca hatte mich eine in Ansätzen ähnliche Beziehung verbunden, aber selbst bei ihr war es meistens ums Geschäft gegangen. Tony und seine Frau wussten meine Hilfe immer zu schätzen. Doch obwohl ich jahrelang für sie arbeitete, fragten sie niemals nach, wie sich mein Leben außerhalb der Backstube gestaltete. Nicht, dass ich da ein großes Leben gehabt hätte.
»Celine, alles in Ordnung?« Ich blickte schnell auf und sah im Rückspiegel Joshs besorgten Blick.
»Ja, alles bestens.«
»Okay, dort drüben ist Fred’s .« Marie zeigte auf das rechteckige Gebäude zu unserer Linken. »Sie können mich hier absetzen, Monsieur Josh.«
»Das ist doch Quatsch, Marie, wir fahren Sie nach Hause.« Josh zog die Augenbrauen hoch.
Ganz gleich, was Marie sagte, sie konnte Josh nicht dazu bewegen, sie irgendwo anders abzusetzen als vor ihrer eigenen Haustür. Nicht, dass er sich auf irgendwelche Diskussionen mit ihr einließ, er weigerte sich einfach, eine andere Möglichkeit überhaupt nur in Erwägung zu ziehen. Eine wirklich schlaue Vorgehensweise. Wenn ich jemals eine Auseinandersetzung mit Josh gewinnen musste, würde ich einfach seine eigene Strategie anwenden, um ihn dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern: mich schlichtweg weigern, klein beizugeben.
Wir fuhren zwei Häuserblocks weiter und bogen auf eine Schnellstraße ein, die aus der Stadt hinausführte und nach wenigen Minuten eine bescheidene Ansammlung kleiner Häuser durchquerte.
»Vielen Dank, Monsieur Josh und Mademoiselle Celine. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag.« Marie lächelte und stieg aus. Ich hob zum Abschied die Hand, dann sah ich, wie ein kleines Mädchen mit Zöpfen auf sie zugeeilt kam.
»Das ist Lilly, Maries Jüngste«, erklärte Josh, als er meinen Blick bemerkte. Wir fuhren los, und er winkte dem kleinen Mädchen zu.
»Scheint ein glückliches kleines Mädchen zu sein.« Einen verrückten Moment lang war ich eifersüchtig auf Lilly, wie sie da in dem kleinen Garten stand und ihr Gesicht in den Röcken der Mutter vergrub, während Sonnenstrahlen auf ihren glänzenden blauroten Schuhen funkelten. Geborgen. Geliebt.
»Das ist sie«, bestätigte Josh.
Ich starrte durch die Windschutzscheibe und verfolgte, wie die Gebäude immer größer und höher wurden, während wir in die Richtung zurückfuhren, aus der wir gekommen waren. Das Fred’s lag in einer freundlichen Wohngegend am Stadtrand, doch war das Viertel nicht annähernd so vornehm wie die von blauen Blumen gesäumten Straßen im zentralen Teil von East Wendell.
Josh fuhr den Wagen am Fred’s auf den Parkplatz und lenkte ihn in eine Lücke zwischen einem Pick-up und einem schwarzen Sportwagen.
»Hier treffen sich also die Bewohner der Stadt?«, fragte ich, schloss die Autotür und folgte ihm zum Restaurant. Von draußen machte es nicht viel her, man sah nur eine lange graue Mauer, die durch das Fehlen jeglicher Fenster auffiel.
»Die Gäste kommen größtenteils aus dem Ort, aber die Nähe zur Schnellstraße führt auch mal ein paar Durchreisende hierher«, antwortete Josh. Er hielt mir die Tür auf, also ging ich zuerst hinein und wartete dann.
Der riesige Raum vor uns war ganz im Countrystil eingerichtet. Das Lokal bestand aus zwei Ebenen: Sitzecken mit roten Ledersofas und braunen Tischen umstanden einen Holzboden, von dem es drei Stufen hinab zu der tiefer liegenden Tanzfläche und der kreisförmigen Bar ging. Cowboyhüte hingen von der hohen Decke über der Theke, und die Holzbeine der großen Barhocker waren in der Form von Stierhörnern geschnitzt.
Obwohl es Nachmittag war, saßen mindestens drei Dutzend Gäste im Lokal.
»Und? Wie gefällt dir Fred’s Cowboyrestaurant ?«
»Sehr gut.« Es war der seltsamste Ort, an dem ich je gewesen war, und ich fand es einfach fantastisch!
»Wollen wir?« Josh lächelte und streckte die Hand in Richtung einer der leeren Sitzecken am anderen Ende des Raums aus.
Während die vordere Wand des Restaurants keine Fenster hatte, befanden sich in der
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