Im Zeichen des Schicksals
über die heiratswürdigen Mitglieder sämtlicher Königsfamilien in Europa auswendig zu lernen.«
Ich warf Melissa einen ungläubigen Blick zu. Missy nannte ihre Pferde nach sich selbst!? »Du erfindest das alles doch bloß, nicht wahr?«
»Ach, glaub mir, Celine, ich wünschte, es wäre so. Aber ich war viel zu lange mit diesen Mädchen in einem Jahrgang, um mir über sie etwas vorlügen zu können.«
Ihr Sarkasmus verbarg nur unzureichend die Kränkungen, die sie erlitten haben musste. Ich fragte mich, was sie Melissa angetan hatten und warum ich plötzlich das Bedürfnis verspürte, sie vor ihnen zu beschützen.
»Und wer ist das dritte Mädchen?« Ich konnte sie nicht richtig sehen, da Josh direkt vor ihr stand. Aber der kurze Blick, den ich auf ihre gebräunte Haut und ihr gebleichtes blondes Haar hatte werfen können, reichte, um zu erkennen, dass sie schön war.
Auf Melissas Gesicht legte sich ein spöttisches Lächeln. »Das ist Sandra Witherspoon, Königin der Hexen und der ganzen Thornton Academy. Schülersprecherin und Erste Cheerleaderin. Höchstwahrscheinlich wird sie dir bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust reißen, sobald du ihr in die Quere kommst. Sandras Daddy ist ein einflussreicher Politiker, und die einzige Familie hier in der Gegend, die wohlhabender ist als ihre, sind die Beaumonts. Was der Grund ist, warum sie und Josh so ein perfektes Paar abgeben.«
»Sie sind zusammen?«, fragte ich, überrascht, dass ich ein enttäuschtes Zwicken im Leib spürte. Es ging mich nichts an, mit wem Josh ausging, und natürlich würde er sich jemanden wie Sandra aussuchen. Wollten nicht alle Jungs mit einem schönen, beliebten, reichen Mädchen zusammen sein? Es geht dich nichts an, mit wem Josh zusammen ist, Celine! Erledige einfach deinen Job und verschwinde.
Melissa war zu sehr in ihre Beobachtung der Hexen vertieft, um meine Reaktion zu bemerken. »Allerdings, seit fast einem Jahr. Es ist schon ein wenig widerlich. Die Erste Cheerleaderin mit dem Kapitän des Rugbyteams. Als wären sie die Stars in einer Superreichen-Version des Films High School Musical .«
Kapitän des Rugbyteams. Warum überraschte mich das nicht? Ich wollte Melissa gerade bitten, mir noch mehr zu erzählen, da stand sie auf.
»Mist, mein Boss gibt mir ein Zeichen. Ich komme zurück, sobald ich einen Moment Pause machen kann!«, sagte sie, tätschelte kurz meine Hand und schlüpfte davon.
Ich schaute ihr nach, dann blickte ich wieder zur Tür hinüber und sah gerade noch, wie Josh mit Sandra aus dem Lokal ging. Elizabeth und Missy schienen verärgert darüber, nun sich selbst überlassen zu sein. Sie machten keinerlei Anstalten, sich einen Platz zu suchen. Stattdessen standen sie da und simsten mit ihren Smartphones.
Na toll. Was jetzt? Josh musste irgendwann zurückkommen, aber bis dahin konnte es nicht schaden, wenn ich mich noch ein wenig umschaute. Ich machte es mir auf meinem Stuhl bequem und schob meinen Rucksack unter den Tisch, als eine der Tarotkarten herausfiel und einige Zentimeter neben dem Tisch landete.
»Verdammt.« Ich bückte mich nach der Sieben der Schwerter und rief mir ins Gedächtnis, dass ich die vordere Tasche meines Rucksacks einmal gründlich nach Rissen absuchen musste, da rempelte mich unvermittelt jemand an.
Ich richtete mich schnell auf, um mich zu entschuldigen, und eine Vision überwältigte mich mit voller Wucht.
Fred’s. Das Geräusch von zerbrechendem Glas kam aus dem hinteren Teil des Restaurants. Das Baby in dem roten Buggy begann zu weinen. Das Teenagerpärchen stand auf und ging, der Junge legte noch einen Fünfdollarschein in das Trinkgeldtellerchen. Die alten Männer an der Theke prosteten einander mit ihren Whiskeygläsern zu. Und dann sah ich ihn. Jeansjacke mit einem Aufnäher, der einen Weißkopfseeadler zeigte, brauner Bart, verschlagener Blick. Langsam ging er die Theke entlang. Ich folgte seinem Blick und sah, wie er auf Elizabeths Louis-Vuitton-Tasche fiel. Einen Moment später rannte er auf sie zu, seine Hand schoss vor …
Die Vision endete so abrupt, wie sie begonnen hatte. Blinzelnd versuchte ich, mich wieder zurechtzufinden.
»Pass doch auf«, brummte der Mann, mit dem ich zusammengestoßen war, im Weitergehen. Ich starrte eine Sekunde lang auf den Weißkopfseeadler auf dem Rücken seiner Jacke, bis ich begriff, dass er der Typ war, der gleich Elizabeths Tasche stehlen würde.
Oh, Mist! Warum sollte die Vision mir einen Diebstahl zeigen? Es musste etwas mit
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