Im Zeichen des Schicksals
gleich.«
Er kritzelte wieder etwas in sein Notizheft. »Im Namen der Wissenschaft zu platzen ist kein schlechter Abgang.«
Ich warf einen Blick auf die zahllosen Gläser, Dosen, Schachteln und Flaschen, die sich auf dem Küchentisch stapelten, und musste unwillkürlich bemerken: »Das sieht mir nicht nach Wissenschaft aus. Es sieht mehr nach einem Überfall aus.«
Er runzelte die Stirn. »Keine Ahnung, wovon du da redest. Außerdem musst du immer noch Ananas probieren und Pfirsiche in Zitronensaft, entkernte Datteln mit Mandeln, eingelegte Cocktailzwiebeln, Chilimus, Mangojoghurt – und auch das hier, was immer es ist.«
Ich würde nichts von alledem probieren. Auf gar keinen Fall. Es war an der Zeit, das Thema zu wechseln.
»Wohnt Melissa in der Nähe?«
»Oh Mist, Melissa!«
Bei seiner Reaktion fuhr ich zusammen. »Ist ihr etwas zugestoßen?«
»Nein, ich habe bloß vergessen, sie zurückzurufen. Sie hat sich nach dir erkundigt und drei Nachrichten hinterlassen.« Josh zog sein Handy aus der Tasche, drückte auf ein paar Tasten und zögerte dann. »Wie wär’s, wenn wir sie stattdessen besuchen gingen?«
Das war wunderbar, vor allem da es bedeutete, dass ich kein Essen mehr zu testen brauchte.
»Klingt gut.«
Er stand auf und klemmte sich das Heft unter den Arm. »Übrigens, was ich dir noch erzählen wollte: Ich hab einen Privatdetektiv angeheuert.«
»Einen was ? « Ich starrte ihn entgeistert an.
»Einen Detektiv.« Josh hob eine Hand, um meinem Protest zuvorzukommen. »Ich bin mir sicher, die Polizei tut ihr Bestes, um deine Eltern zu finden, aber auf diese Weise stellen wir sicher, dass auch wirklich jeder Möglichkeit nachgegangen wird.«
Jetzt suchte also ein Privatdetektiv nach meiner erfundenen Familie? »Ich bin mir sicher, dass so etwas nicht notwendig ist.«
»Doch. Ist es«, beharrte Josh. »Es ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich dir das alles angetan habe.«
Verdammt, da waren sie wieder, die Schuldgefühle. Ich wandte den Blick ab und versuchte, mich nicht scheußlich zu fühlen, weil ich jetzt ihm das alles antat.
Die Königin der Schwerter
Der Rücksitz von Joshs BMW war bequemer als mein Bett daheim in Boston. Eine merkwürdige Tatsache, aber ich speicherte sie zusammen mit den anderen Details über Josh Beaumont und die Stadt East Wendell ab. Jetzt, da sich der anfängliche Schock über den Unfall und meine sonderbaren Wohnverhältnisse legte, hatte ich langsam das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu bekommen. Und ein großer Teil dieser Kontrolle bestand im Sammeln von Informationen.
Ungefähr dreizehn Monate zuvor hatte ich eine Vision gehabt, die mich zu einem staatlichen Kindergarten in Newton geführt hatte, wo eine besessene Erzieherin ihre Zöglinge bestrafte, indem sie ihnen Reißnägel in den Nacken stach. Der sadistische Dschinn hatte die Erzieherin dazu gebracht, ihre spezielle Art der Erziehung immer während des Mittagsschlummers zu praktizieren, sodass kein anderes Kind sehen konnte, was vor sich ging. Und sie hatte die Stiche immer oberhalb des Haaransatzes platziert, weshalb sie der elterlichen Aufmerksamkeit entgingen. Die Erzieherin wohnte in einem Wohnblock mit einem Pförtner und Überwachungskameras, also wäre es sehr schwierig gewesen, sich in ihre Wohnung einzuschleichen, um ihr dort eine Falle zu stellen.
Ich hatte beschlossen, erst Informationen zu sammeln, bevor ich versuchte, diesen speziellen Dschinn auszutreiben. Nachdem ich zwei Tage lang beobachtet und protokolliert hatte, war ich zu dem Schluss gekommen, dass der beste Ort für die Austreibung der Parkplatz ihres Fitnessstudios war. Der Rest war Routine: Die Falle stellen, den Dschinn angreifen, ihn überwältigen und austreiben.
Das Sammeln von Informationen war der Schlüssel zur Lösung eines Problems – also beschloss ich, genau das zu tun. Ich musste so viel wie möglich über Josh, die Menschen in seinem Leben und den Ort, an dem er lebte, herausfinden, um die Gefahr, in der er schwebte, zu erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Seit Tagen hatte ich mich nicht so wohl gefühlt. Ich lehnte mich zurück, streckte die Beine aus und hörte zu, wie Marie über ihre Kinder erzählte. Sie hatte drei Kinder, und auch Josh kannte sie gut, das zeigten die Fragen, die er ihr stellte.
So richtig Reiche hatte ich bisher noch nicht kennengelernt, aber meine jahrelange Fernseherfahrung hatte mir den Eindruck vermittelt, dass es da zwei Typen von Reichen gab: den
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