Im Zeichen des Schicksals
und Mütter von ihren Kindern zum Kaufen animiert wurden.
»Du brauchst Schokoplätzchen und Brownies für die Kinder, Liebesknochen und kleine Obsttörtchen für ihre Mütter. Schüler mögen beides, aber Cupcake-Törtchen wären eine gute Idee, weil sie sich quer durch die Altersgruppen verkaufen lassen und man sie gut dekorieren kann, daher werden sie deinen Stand schön bunt machen.« Ich notierte die Zutaten, die für jedes Gebäck notwendig sein würden, und fügte jeweils die geschätzten Kosten hinzu. Dann schob ich den Block über den Tisch zurück und rechnete alles durch. »Mit fünfzig Dollar für Zutaten kannst du je vier Dutzend Cupcakes, Schokoplätzchen und Brownies backen. Zehn Liebesknochen und zehn Obsttörtchen. Verkauf die Cupcakes, Kekse und Schokoplätzchen für zwei Dollar das Stück, die Liebesknochen und Törtchen für fünf, und du hast deine hundertdreißig für Unkosten wieder drin, und noch einmal die doppelte Summe als Gewinn.«
Melissa starrte erst auf die Liste, dann auf mich. »Celine, woher weißt du das alles?«
»Keine Ahnung.« Ich brachte diesen Satz viel zu häufig an. Das kam davon, dass ich eine Lügnerin war. »Aber ich habe heute Morgen entdeckt, dass ich gern koche und backe.«
»Das musst du wirklich! Mensch, vielleicht gehört deinen Eltern ja ein Restaurant! Oder vielleicht eine Bäckerei, oder, oh, sie könnten Chefköche sein!«
Ich hatte keine Ahnung, was meine Eltern beruflich machten, nicht einmal ob sie überhaupt noch lebten. Und wenn … nun ja, sie wollten mich offensichtlich nicht haben, was in Ordnung war. Ich brauchte sie nicht. Nicht mehr.
»Wahrscheinlich irgend so was, ja«, sagte ich vage.
Melissa schien meinen Stimmungswechsel nicht zu bemerken. Sie schaute wieder auf die Liste. »Das ist wirklich toll. Aber ich habe keinen blassen Schimmer, wie man Liebesknochen macht, und ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Cupcake dekoriert.«
»Ich kann dir helfen, wenn du willst.« Sobald mir der Satz herausgerutscht war, bedauerte ich, was ich gesagt hatte. Nicht, dass ich nicht helfen wollte, aber das Ahornfest war erst in zwei Wochen, und bis dahin würde ich nicht mehr hier sein.
»Würdest du das wirklich tun?« Melissa beugte sich vor, und ihre rosa Perlenohrringe baumelten hin und her, als sie für einen Sekundenbruchteil nach meinen Händen griff. »Das wäre so großartig, Celine! Ich meine, wir könnten gutes Geld für die Kinder verdienen, und sie werden ganz aus dem Häuschen sein!«
»Kinder?« Komisch. Mir war noch gar nicht in den Sinn gekommen zu fragen, für welchen wohltätigen Zweck Melissa das alles machte.
»Hab ich dir das nicht erzählt? Zwei Städte weiter gibt es ein kleines Waisenhaus. Das Geld wird dafür verwendet, Geburtstagsgeschenke für die Kinder zu kaufen. Ich habe mit der dortigen Leitung gesprochen, und die waren einfach total nett. Ich durfte sie während der Essenszeit besuchen, und da habe ich alle ihre Namen notiert und ein paar Sachen, die sie so mögen … Celine, alles in Ordnung mit dir?«
»Ja. Natürlich.« Ich nickte hastig und kämpfte gegen den Kloß in meiner Kehle an. »Ich habe einfach nur noch nie von jemandem gehört, der so was macht.«
Im Waisenhaus Geburtstagsgeschenke zu bekommen! Das hätte mir so viel bedeutet.
»Das will ich auch hoffen!«, lachte sie.
Wenn es je eine herzensgute Seele gegeben hatte, dann war es Melissa Appleton. Sie hatte ein Stipendium für die Thornton Academy bekommen und arbeitete als Kellnerin, um fürs College zu sparen, und doch war sie entschlossen, ihre spärliche Freizeit aufzuwenden, um Geld für Waisenkinder zu sammeln.
Ich lächelte; ich wusste jetzt, dass ich mein Hilfsversprechen halten würde, selbst wenn es bedeutete, dass ich die süßen Stückchen aus Boston schicken musste.
»Oh Mann! Bin gleich wieder da.« Melissa stöhnte, dann stand sie auf. Sie strich mir flüchtig über die Hand, als sie vom Tisch wegging.
Hinter der Theke. Ein kleiner Mann in schwarzer Kellnerkleidung, dem das Haar über die Augen fällt. Er hat ein Namensschildchen: Steve. Melissa versetzt ihm einen freundschaftlichen Knuff, dann nimmt sie zwei Gläser aus einem Schrank und stellt sie auf einen schwarzen Untersetzer neben der Spüle. Sie füllt die beiden Gläser mit Cola light.
Ich zog die Hand vom Tisch und beobachtete, wie Melissa zu dem neu eingetroffenen Paar hinüberging, das vier Tische weiter saß. Sie lächelte kurz, nickte, und dann war sie auch schon
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