Im Zeichen des Schicksals
Ian am Arm fest, und ihre Stimme wurde sanft. »Du hast doch gesagt, du würdest mich nach Hause bringen, erinnerst du dich nicht?«
Ich war mir nicht recht im Klaren, ob Sandra versuchte, Josh auf Ian eifersüchtig zu machen, oder ob sie es tatsächlich auf Ian abgesehen hatte … vielleicht beides. So oder so, sie zog ihre Show nur für die Jungs ab, nicht wegen mir. Und doch wurde ich langsam wirklich richtig sauer.
»Devon wird sich bestimmt die Ehre geben.« Ian zog seinen Arm von ihr weg, dann warf er mir einen Blick zu, den ich nicht zu deuten wusste, und verließ den Raum.
»Na schön, dann geh halt!«, rief Sandra ihm nach, um sich dann wieder Josh und mir zuzuwenden. »Okay, dann eben nur wir drei. Legt den Zeigefinger auf dieses Stück Holz oder diese Planchette oder wie immer man das Ding nennt. Und dann rufen wir nach den Geistern und stellen ihnen Fragen!«
Als ich die Finger auf das Holz legte, schaute ich zu Josh auf, um zu sehen, was er dachte. Unsere Blicke trafen sich, und er verdrehte die Augen. Nun, das wäre schon einmal geklärt.
»Oh Geister, wir rufen euch!«, begann Sandra mit theatralischer Stimme. »Seid ihr hier?«
Die Planchette unter unseren Fingern blieb reglos. Meine Lippen zuckten, aber ich konnte mit Müh und Not ein Lachen unterdrücken. Sandra glaubte doch wohl nicht tatsächlich, dass dieser Unfug funktionierte, oder?
»Geister, kommt hervor! Kommt und sprecht mit uns, wir flehen euch an!«, gurrte Sandra.
Josh versuchte, sein Lachen hinter einem Hüsteln zu verbergen. Als ich das hörte, konnte ich einfach nicht anders und stimmte mit ein. Sandra war genauso lächerlich, wie Janet es gewesen war, sie warf die Hände in die Luft und schaute auf, als würden Geister eben gern an Decken herumhängen.
»Du findest mich komisch?«, zischte Sandra mich an. »Also gut, warum rufst dann nicht du diese gottverdammten Geister herbei, vielleicht mögen sie deine Stimme ja lieber.«
»Sandra, ich kann einfach nicht …«, sagte ich, bemüht, mir das Lachen zu verbeißen.
Josh zwinkerte mir zu. »Komm schon, Celine, zeig’s uns!«
Ich ließ meinen Blick von Joshs erwartungsvoller Miene zu Sandras zornigem Gesicht wandern und beschloss mitzumachen. Was konnte dabei schon Schlimmes passieren?
»Hallo. Ist da jemand?«
Mit dem ersten Ruck der Planchette war meine Erheiterung wie weggeblasen. Das kreisförmige Loch in der Mitte des Vierecks leuchtete auf: »Ja.«
Ich sah Sandra stirnrunzelnd an. »Warum machst du das?«
»Ich hab gar nichts gemacht!«, protestierte sie, und dann richteten wir beide den Blick auf Josh.
»Sehr witzig«, war seine einzige Antwort. »Kommt, Leute, das ist doch einfach nur Blödsinn, hören wir auf damit.«
Sandra wirkte aufgeregt. »Stell noch eine Frage, Celine. Mach schon!«
Da ich überzeugt war, dass Sandra den Block bewegte, zuckte ich die Achseln und fragte: »Wer bist du, Geist?«
Die Planchette begann, sich zu bewegen. Diesmal schneller. Unsere Finger flogen hin und her, während die Planchette flüchtig über den einzelnen Buchstaben innehielt.
Sandra sprach langsam mit und setzte die Buchstaben zu Wörtern zusammen. » ICH. BIN. KEIN. GEIST .« Nach Sandras letztem Wort senkte sich Stille über den Raum. Wir blickten einander an, und als ich den Ausdruck in Sandras Augen sah, wurde mir bang ums Herz. Sie wirkte verängstigt. Sie machte das nicht!
»Was bist du dann?«, fragte ich, ehe ich einen Rückzieher machen konnte.
Die Planchette bewegte sich diesmal langsamer.
»D«.
»S«.
»C«.
»H«.
»I«.
»Okay, das ist genug!« Sandra stand auf und warf Josh und mir anklagende Blicke zu. »Ihr wollt also nicht spielen. Ich hab schon kapiert. Ihr braucht nicht zu versuchen, mir einen derartigen Schrecken einzujagen.«
Protestierend gab ihr Josh zu verstehen, dass wir doch gar nichts getan hätten, dann ging er hinter Sandra her und versuchte, sie zu beruhigen.
Allein im Raum saß ich auf dem Boden, die Hände sicher auf dem Schoß. Ich sagte mir wieder und wieder, dass das Ganze nichts Echtes gewesen sei, dass Sandra nur ein raffiniertes Spiel spiele, aber ich konnte das unheildrohende Gefühl nicht abschütteln, das sich in meiner Magengrube festgesetzt hatte. Genauso wenig konnte ich die Tatsache einfach wegschieben, dass ich wusste, was die Planchette buchstabiert hatte.
D. S. C. H. I. N. N.
Woher konnte Sandra dieses Wort überhaupt kennen? Ein Frösteln überlief mich und ließ mich erschaudern. Plötzlich überkam mich
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