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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Zeichen von Ordnung fand sich auf dem kleinen Tischchen. Dort hatte Penelope einen großen Spiegel gegen die Wand gelehnt, und davor standen Lidschatten, Lippenstift und andere Make-up-Produkte, die ich nicht identifizieren konnte, säuberlich nebeneinander aufgereiht.
    »Wir werden wohl mit deinem Haar anfangen müssen«, sagte Penelope. Dabei sah sie sich im Raum um, auf der Suche nach Gott weiß was.
    »Okay«, antwortete ich. Ich hatte das Gefühl, dass es im Grunde ziemlich egal war, was ich sagte. Die Appleton-Schwestern hatten offensichtlich das Heft in der Hand, und meine einzige Aufgabe bestand darin, irgendwie den Tee ihrer Mutter hinunterzubekommen.
    »Was meinst du, Nel? Vielleicht ein eleganter Haarknoten?«, fragte Melissa hinter mir.
    »Nein, nein! Ich weiß genau, was wir tun müssen«, erwiderte Penelope und zog unter einem Stapel von T-Shirts einen schwarzen Beutel hervor. Rasch öffnete sie den Reißverschluss und brachte einen Satz Bürsten und Scheren zum Vorschein. Dann sah sie mich an. »Erst müssen wir dir das Haar ein wenig kürzen.«
    Ich trat einen Schritt zurück und hob meine freie Hand zum Zeichen des Protests. »Es ist gut so, wie es ist, wirklich. Ich bin nicht der Typ für einen verrückten Haarschnitt.« Das war nicht gelogen. Schließlich war ich überhaupt kein Haarschnitt-Typ. Ich hatte mir die Haare schon immer selbst geschnitten.
    Melissa nahm mir die Tasse ab und runzelte die Stirn. »Jetzt stell dich nicht so an, Celine. Meine Schwester weiß schon, was sie tut.«
    Penelope wirkte für einen Moment angenehm erfreut, dann wurde sie wieder ganz sachlich. »Ich werde dir keinen verrückten Haarschnitt verpassen. Wir müssen einfach die verfilzten Nester in deinem Haar loswerden. Das ist alles. Vertrau mir.«
    Ich zögerte. Was konnte es schaden? Haare wuchsen schließlich nach, oder etwa nicht?

Das Ass der Kelche
    Für Sandras Schulanfangsparty waren keine Kosten gescheut worden; es gab zehn Bars, zwanzig Barkeeper, fünfzig weißbehandschuhte Kellner, den Top-DJ aus New York, eine Stereoanlage mit Surroundsound, zwei Seifenblasenmaschinen – und das alles in fünf riesigen beheizten Pavillons mit Teppichböden, die inmitten der Witherspoon’schen Gärten aufgebaut worden waren. So hatte es zumindest die Website verkündet, die Penelope am frühen Abend aufgestöbert hatte. Seit wann gab es denn Partys mit einer eigenen Website!?
    Ich zögerte an den Stufen der Marmortreppe, die zu der Veranstaltung hinabführte, nahm die Gärten in Augenschein und erkannte, dass die Website nicht gelogen hatte. Lange Kerzen in gläsernen Vasen standen überall längs der Terrasse, der Treppe und der Grünfläche dahinter. Sie geleiteten die Gäste zu den dicht bevölkerten Zelten auf dem Rasen. »Ich gehöre hier nicht her«, ging mir durch den Kopf.
    »Das Mädchen weiß, wie man eine Party schmeißt.« Ians Stimme ertönte von der anderen Seite der Terrasse, und dann trat er aus den Schatten hervor. Ich lächelte unwillkürlich, erleichtert, ein vertrautes Gesicht zu sehen – und dann konnte ich ihn nur noch anstarren.
    Sein schwarzes Haar endete kurz über dem weißen Kragen seines Smokinghemds. Die schlanke Fliege, die langgestreckten, scharfen Konturen seines Anzugs … Wie schaffte er es bloß, dass ihm diese Sachen genauso gut standen wie Lederjacke und Jeans? Ich sah zu, wie er zu mir herüberkam. Mit jedem Schritt strahlte er Selbstvertrauen aus, und ich begriff, dass er in diese Welt der Reichen und Privilegierten perfekt hineinpasste. Im Gegensatz zu mir.
    »Es muss ein Vermögen gekostet haben«, sagte ich und riss den Blick von ihm los. Was um alles in der Welt suchte ich hier? Die Leute dort unten würden nur einen Blick auf mich werfen und anfangen zu lachen. »Ich glaube, ich bleibe wohl einfach noch ein Weilchen hier stehen.«
    Er zog die Stirn kraus. »Ist das etwa Angst, die ich aus Ihrer Stimme höre, Miss Smith?«
    Angst? Ich fürchtete mich doch nicht! »Nein, ist es nicht.«
    Ians volle Aufmerksamkeit galt jetzt mir. Er trat näher, dann wartete er ab, bis ein Paar, das hinter uns auf der Terrasse auftauchte, die Treppe hinuntergegangen war. »Doch, du bist nervös. Ist alles in Ordnung?«
    Seine Worte erinnerten mich daran, dass Ian trotz seiner Allüren ein netter Kerl war. Er hatte mir bisher immer geholfen. Die Verspannung in meinen Schultern löste sich ein wenig.
    »Ja.« Es war schließlich alles bestens. Nur, dass ich immer noch log, was mein Gedächtnis

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