Im Zeichen des Todes
verschwunden.
» Raf!«, schrie er. » Raf!«
Keine A ntwort. Zak verspürte einen A nflug von Panik. Er war auf sich allein gestellt.
Es war unglaublich trostlos, so ganz allein hier draußen. Der W ind zerzauste seine Haare und in der Ferne konnte er die W ellen an den Strand krachen hören. Er schauderte. Zum ersten Mal, seit er auf der Insel war, verspürte er den verzweifelten W unsch, wieder innerhalb von St. Peter’s House zu sein.
Ruhig bleiben, sagte er sich selbst. Denk an das, was Raf dir beigebracht hat …
Er sah zum Himmel hinauf. Einen A ugenblick brauchte er, um sich zu orientieren und den Polarstern wiederzufinden. Südöstlich, hatte Raf gesagt. Er blickte direkt auf den Nordstern und drehte sich dann um 180 Grad. Das war Süden. Jetzt breitete er die A rme im rechten W inkel aus, sodass der rechte A rm vor ihm nach Süden und der linke nach Osten zeigte. Südosten lag genau dazwischen. In diese Richtung lief Zak los. A lle paar Minuten blieb er stehen und überprüfte seine Position zum Nordstern. W enn er feststellte, dass er von seinem Kurs abgewichen war, korrigierte er ihn, bevor er weiterlief.
Nach etwa fünf Minuten hörte Zak etwas – oder er glaubte zumindest, etwas gehört zu haben. Es war nicht laut, nur ein Rascheln in der Nähe. Er stellte fest, dass er den A tem anhielt, nachdem er stehen geblieben war, sich umsah und versuchte, mit den A ugen das Dunkel um ihn herum zu durchdringen.
» Raf? Raf? Bist du das?«
Keine A ntwort. Nur Stille.
» Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein«, murmelte er leise, doch er spürte, wie ihn ein Schauer überlief, der nichts mit der kalten Nachtluft zu tun hatte. Rasch überprüfte er seine Position und lief weiter nach Südosten. Nur diesmal ein wenig schneller …
Nach zwanzig Minuten sah er das Haus. Das warme Licht aus den Fenstern schien geradezu einladend.
Raf erwartete ihn an der Tür. Gabs war nirgends zu sehen.
Raf warf einen Blick auf seine Uhr. » Zweiundzwanzig Minuten«, stellte er fest. V on seiner Kameradschaftlichkeit war keine Spur mehr übrig. Er klang im Gegenteil ziemlich frostig. » Wir müssen ernsthaft an deiner Fitness arbeiten.«
» Bist du direkt hierhergekommen?«, fragte Zak.
» Natürlich«, erwiderte Raf. » Warum?«
» Ach nichts.«
Raf zuckte mit den A chseln. » Geh jetzt ins Bett«, empfahl er ihm. » Wir fangen morgen in aller Frühe an.«
Raf hatte nicht gescherzt, als er gesagt hatte, sie würden an seiner Fitness arbeiten. Er und Gabs weckten Zak um sechs Uhr am nächsten Morgen. Sie boten ihm ein energiereiches Frühstück – Bananen und Haferbrei –, das sie in einer blinkenden Küche im hinteren Teil des Hauses zu sich nahmen. Dann gaben sie ihm Laufkleidung, die er anziehen sollte.
Es war ein klarer, frischer Morgen, und die ersten Kilometer, während deren er mit Raf und Gabs Schritt zu halten versuchte, machten fast Spaß. Doch sie behielten ihr zügiges Tempo bei und bald begannen seine Muskeln zu brennen.
» Bleib dran!«, schrie Raf, als Zak zurückfiel.
Er biss die Zähne zusammen, versuchte den Schmerz zu ignorieren und lief wieder schneller.
» 15 Kilometer«, erklärte Raf, als sie zum Haus zurückkamen. Er und Gabs schwitzten kaum. » Das machen wir jetzt jeden Tag und jede W oche steigern wir uns um fünf Kilometer. Geh dich umziehen. Den Rest des Tages hast du Unterricht.«
Sie begannen mit Spanischunterricht. Dann Mandarin. Und dann A rabisch. Sowohl Raf als auch Gabs sprachen diese Sprachen fließend. W ährend Zak sich mit dem arabischen A lphabet abmühte, lächelte Gabs ihn an.
» In ein paar W ochen sprichst du es wie ein Einheimischer, Kleiner«, versprach sie.
Zak war sich da nicht so sicher.
Die Zeit verging und aus Tagen wurden W ochen. Routine stellte sich ein. Nach einer W eile hatte Zak fast vergessen, warum er hier war und wie das Leben gewesen war, das er zurückgelassen hatte. Seine A usbildung war alles und sie nahm seine ganze Zeit in A nspruch. W enn er nicht joggte, stemmte er Gewichte. W enn er keine Gewichte stemmte, lernte er Sprachen. W enn er keine Sprachen lernte, wurde er in der Kunst der Navigation unterwiesen.
Jeden A bend vor dem Schlafengehen gab Raf ihm ein Blatt Papier mit Fakten über Harry Gold, Zaks neues Ich. Jeden A bend musste er sie lernen. Harry Golds Leben unterschied sich nicht sehr von Zaks. A uch er hatte seine Eltern verloren – seine Mutter hatte eine seltene A rt von Krebs gehabt, sein V ater starb an einem
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