Im Zeichen des Todes
Michael. » Spitzname Calaca, das ›Skelett‹. Man redet ihn allerdings besser nicht so an. Er ist Martinez’ Sicherheitschef und erledigt für ihn die Drecksarbeit. Martinez ist der Geschäftsmann, der Kopf des Ganzen. Calaca ist die Muskelkraft. Kein Mensch weiß, wie viele Leute er schon umgebracht hat. W ahrscheinlich weiß er es selbst nicht. Ich nehme an, nach den ersten paar Dutzend hört man auf zu zählen.«
Calacas gesundes A uge starrte ihn von der Leinwand herunter an.
» Der sieht aus wie der totale Psycho«, bemerkte Zak.
» Keine unzutreffende Beschreibung«, fand Michael. » Er ist bestens geeignet für die Jobs, die Martinez ihm überträgt. A ber man sollte ihn nicht unterschätzen. Calaca ist ein äußerst gerissener Mann, in gewisser W eise sogar gerissener als Martinez selbst.« Michael sah Zak eindringlich an, der sich ein wenig unwohl zu fühlen begann.
» Wenn Martinez so ein Monster ist, warum unternimmt die mexikanische Regierung dann nichts gegen ihn?«
» Das ist eine gute Frage, Zak. Die A ntwort ist ziemlich einfach: Korruption. Martinez ist einer der reichsten Männer der W elt. Das versetzt ihn in eine sehr einflussreiche Lage, denn es bedeutet, dass er hochrangige Regierungsmitglieder bestechen kann. Seit Jahren üben die Briten und A merikaner Druck auf die mexikanischen Behörden aus, Martinez vor Gericht zu bringen. Doch er hat sie alle in der Tasche. Solange er die Leute in Mexico City schmiert, ist er unerreichbar.«
» Das ist schrecklich«, fand Zak.
» Ja«, erwiderte Michael. » Das ist es. Und daher muss jemand etwas dagegen unternehmen.«
Der alte Mann erhob sich hinter seinem Schreibtisch und ging zwischen Zak und der Leinwand auf und ab. » Sag mal, Zak«, fragte er plötzlich, » bist du ein eifriger Leser griechischer Mythologie?«
» Äh … nein, nicht wirklich.«
» Das ist schade. Die A ntike kann uns viel lehren. Lass mich dir etwas über Troja erzählen. Man sagt, dass die Griechen die Stadt zehn Jahre lang belagert haben, doch ihre Mauern waren so hoch und stark, dass sie nicht in die Stadt hineinkamen. A lso gaben sie es schließlich auf, es mit Gewalt zu versuchen, und benutzten stattdessen ihren V erstand. Einer ihrer A nführer war ein Mann namens Odysseus. Er wies seine Soldaten an, ein riesiges hölzernes Pferd zu bauen. Es war innen hohl, sodass sich einige der Griechen darin verstecken konnten. A ls es fertig war, ließen sie es als Geschenk vor den Toren Trojas stehen. Dann zog sich die gesamte griechische A rmee – bis auf diejenigen, die sich im Pferd verborgen hatten – außer Sichtweite zurück. Die Trojaner glaubten, die Griechen hätten endlich aufgegeben und seien abgezogen, und brachten das Pferd in die Stadt. In dieser Nacht, als alle schliefen, kletterten die Soldaten aus dem Pferd und öffneten die Stadttore. Die Griechen strömten herein und töteten jeden einzelnen Mann in Troja.«
» So eine Schweinerei«, bemerkte Zak.
» Ja, wahrscheinlich.«
» Was hat das mit Martinez zu tun?«
Michael hob leicht eine A ugenbraue. » Martinez ist wie die Trojaner«, sagte er. » Auch er hat eine Mauer um sich herum errichtet in Form von umfangreichen privaten Schutztruppen. Er lebt auf einem A nwesen etwa drei Meilen südlich von Mexico City und seine Sicherheitsvorkehrungen sind besser als die jedes Regierungsoberhauptes. Ein A ngriff auf das Martinez-Anwesen käme einem kleinen Krieg gleich, ganz zu schweigen davon, dass man weiß Gott wie viele internationale Gesetze brechen würde.« Er sah Zak direkt an und fuhr fort: » Was wir brauchen, ist ein trojanisches Pferd.«
Bei diesen W orten trat Gabs vor. Sie hatte neben Raf hinter Michaels Schreibtisch gestanden und seinen V ortrag ruhig verfolgt, doch jetzt wirkte sie besorgt. » Michael, du hast doch nicht im Ernst vor, Zak …«
» Gabriella!«, rügte Michael sie wie ein Lehrer. » Bitte!«
Gabs sah zu Boden, konnte jedoch nicht verhehlen, dass sie Bedenken hatte. A uch Raf, der zwar nichts gesagt hatte, runzelte unsicher die Brauen.
Michael wandte seine A ufmerksamkeit wieder Zak zu. » Ich möchte, dass du unser Trojanisches Pferd bist.«
Zak warf noch einen Blick auf das Foto an der Leinwand. Calaca starrte zurück. » Wollen Sie damit sagen, dass ich Martinez umbringen soll?«, fragte er.
Michael schüttelte den Kopf. » Nein. Du bist kein Killer, Zak. Und auf jeden Fall wollen wir Martinez lebendig. Niemand als er weiß mehr über die Kartelle, die auf ihre Chance
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