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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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seinem Pick-up nach Hause zu bringen. Meine Shorts sind klitschnass und mir ist eiskalt. Zusammen mit Dad und Felix sitze ich hinten auf der Ladefläche. Wir holpern über den welligen Sand und fahren dann hoch zur Küstenstraße. Der Zeitungsladen hat früh geöffnet, der Besitzer steckt bereits die Zeitungen in die Ständer draußen vor der Tür. Dad klopft ans Heckfenster, damit Carl anhält, und springt dann aus dem Wagen, um für Tante Bev Brötchen und eine Lokalzeitung zu holen.
    Ich schnappe mir die Zeitung. Auf der ersten Seite ist ein riesengroßes Foto von Angel. Ich schlage den Innenteil auf und entdecke eine Doppelseite mit Fotos von Carl, Dougie und der Aula. Auch Daisy und ich sind abgebildet.
    »Was steht da drin?«, frage ich und schiebe die Zeitung Felix in die Hand.
    Felix hält die Zeitung hoch. »›Rettet unsere Ozeane: Einheimische und Touristen strömten gestern in die Aula der Schule, um ihre Unterstützung für das Meeresreservat zu bekunden …‹«
    Für einen Augenblick schweigt Felix und überfliegt denArtikel. Dann grinst er übers ganze Gesicht. »Wir haben’s geschafft! Hört zu … ›Während dem Parlament ein Gesetz zur Sicherung des dauerhaften Schutzes der Bucht zur Verabschiedung vorliegt, unterzeichneten einheimische Fischer die Petition zum freiwilligen Fang- und Schleppnetzverzicht in dieser Region. In weniger als zwei Stunden wurde die Eingabe von mehr als sechshundert Personen unterzeichnet.‹ «
    »Also sind die Fischer auf unserer Seite«, sage ich. »Sie haben zugesichert, die Bucht nicht mit Schleppnetzen zu durchpflügen, bis ein neues Gesetz zum Schutz des Riffes verabschiedet ist.« Ich muss einfach lächeln. Nicht einmal im Traum habe ich mir vorstellen können, dass so etwas geschieht. Wir haben Angel gerettet und die Bucht.
    »Diesen Augenblick dürfen wir nicht vergessen«, sagt Felix. »Besser hätte es nicht kommen können.«
    Ich nicke, weil er recht hat und mir nichts und niemand dieses Gefühl nehmen kann.
    Nichts und niemand.
    Nicht einmal die Tatsache, dass Dougie Evans’ Jeep in der Einfahrt von Tante Bevs und Onkel Toms Haus steht.
    Carl hält vor dem Haus an. Durch das offene Küchenfenster dringen laute Stimmen nach draußen. Onkel Tom und Dougie Evans brüllen sich gegenseitig an. Tante Bev wendet uns den Rücken zu und presst sich ans Spülbecken.
    »Sollen wir mit reinkommen?«, fragt Mr Andersen.
    Dad schüttelt den Kopf und zieht ein finsteres Gesicht.»Das ist schon in Ordnung«, sagt er. »Ich schätze mal, auch Dougie Evans hat die Zeitung gelesen.«
    Dad und ich springen von der Ladefläche. Als der Wagen um die Ecke biegt, winke ich Felix zu.
    Ich folge Dad auf dem Weg zur Haustür und bemühe mich, nicht auf die Risse in den Pflastersteinen zu treten. Dougie Evans jedoch reißt die Tür auf und bleibt unmittelbar vor uns stehen. In seiner Hand hält er die Morgenzeitung.
    Er wirft sie auf den Boden. »Nichts bedeutet das, gar nichts«, faucht er. »Ist nicht das Papier wert, auf das es geschrieben ist.« Er tritt mit dem Fuß nach der Zeitung. Die Seiten stieben auseinander.
    Dad tritt einen Schritt zurück, um ihm Platz zu machen. Dougie Evans blickt mich wütend an. Ich glaube schon, er geht an mir vorüber, als er stehen bleibt, sich umdreht und mir ins Gesicht schaut.
    »Verfluchte Delfine retten, wie deine Mum, hä?«, sagt er und hält mir sein Gesicht vor die Nase. Auf seiner Stirn glänzt der Schweiß. »Siehst ja, was mit ihr passiert ist.«
    »Geh nach Hause, Dougie.« Dad stellt sich vor mich. »Geh einfach nach Hause.« Dads Stimme klingt ruhig, aber seine Hände sind zu Fäusten geballt.
    Ich versuche mich vor Dad zu schieben, weil ich ihn schützen will, aber er hält mich einfach zurück.
    »Niemand sagt mir, was ich zu tun habe«, ruft Dougie, »niemand!«
    Er dreht sich weg, stürmt den Weg hinunter zu seinemJeep, spuckt auf den Gehsteig, steigt in den Wagen und braust davon.
    Und wir stehen da, in Staub und Stille.
    Dad legt die Arme um mich. »Ignorier das einfach«, sagt er.
    Ich lehne mich an Dad und wir gehen zusammen ins Haus. Der Gedanke drängt sich mir auf, dass Dougie Evans, wenn er könnte, wie er wollte, wahrscheinlich das ganze Meer und alle Lebewesen darin zerstören würde.
    Tante Bev steht an der Spüle und hält die Hand über den Bauch. Onkel Tom geht auf sie zu, will sie umarmen, aber sie weist ihn ab. »Du hast nicht auf mich gehört, stimmt’s?«
    Onkel Tom setzt sich an den Tisch und legt den Kopf

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