Im Zimmer wird es still
Wut, die immer größer wurde. Andreas wollte ihn ins Bett verfrachten, aber er stürzte sich auf ihn und ließ ihn nicht mehr los. Andreas lenkte seine ungestüme Leidenschaft in ruhigere Bahnen, bis er selbst seine Erschöpfung spürte und sich Andreas überließ, der alles auszublenden schien, was gerade vorgefallen war. Als er sich über ihn erhob, schön war, ruhig, zärtlich. Er hielt ihn an den Hüften, gab ihm Halt, während Andreas sich langsam auf ihn herunterließ. Er beobachtete wie sich die Lust in Andreas’ Gesicht spiegelte. Sie redeten nicht, waren ganz beieinander. Ließen sich Zeit. Als Andreas erschöpft auf ihm lag, sprachen sie immer noch kein Wort, schliefen zufrieden ein.
Er lächelt mit geschlossenen Augen, während er der Erinnerung nachspürt, dem warmen Gefühl, das sich in seinem Körper ausgebreitet hat. Das Bild verblasst. Er hält die Augen geschlossen, döst ein.
Erst ein anschwellender Schmerz weckt ihn, zerstört die Entspannung. Der Schmerz ist intensiver als der gewöhnliche, alltägliche. Vielleicht kommt er ihm auch nur intensiver vor, weil er vorher so zurückgewichen war. Es ist kein Schmerz, der ihn zum Schreien bringt, keiner, der an die Grenze des Erträglichen geht. Nur ein an- und abschwellender Schmerz, der seinen Körper in Anspannung hält. Seine Hände krampfen sich immer wieder zusammen. Er wischt sich mit dem Handrücken die Stirn ab.
Andreas kommt leise herein, tritt näher. Er versucht ihn anzulächeln, aber es gelingt ihm nicht richtig.
»Hast du Schmerzen?«
»Ein bisschen.«
Andreas streicht über seine Wange, schaut ihn an. Er setzt sich zu ihm, fährt zärtlich über sein Gesicht, seine Schulter. Die Berührung tröstet ihn. Der Schmerz tritt in den Hintergrund. Er wird ganz ruhig.
»Soll ich dir eine Tablette geben?«
»Nein, es ist schon besser. Bleib nur hier.«
Andreas nimmt seine Hand, setzt sich zu ihm. Ein Auto hält vor dem Haus. Er wendet den Blick. Tamara geht nahe am Fenster vorbei. Ihr langes, schwarzes Haar bewegt sich leicht im Wind. Sie geht mit festem Schritt, wirkt angespannt. Es klingelt an der Tür. Andreas springt auf, küsst ihn flüchtig und geht nach draußen.
✴ ✴ ✴
Er öffnet die Tür. Tamara, die gerade den Hof überblickt hat, dreht sich zu ihm um, ihre Haare fliegen über ihre Schulter, und strahlt ihn an. Ihre Haare sind länger geworden und sie trägt dunkelrote Strähnen im Pony. Noch etwas wirkt anders an ihr, aber er kann nicht sagen, was. Er überlegt, wann er sie das letzte Mal gesehen hat. Vielleicht kurz nachdem Peter ins Krankenhaus gekommen ist. Danach hatten sie nur telefoniert.
»Tamara.« Er umarmt sie.
Sie küsst ihn und der Kuss landet halb auf seinem Mund. Sie müssen beide lachen.
»Schön, dich zu sehen«, sagt sie, als sie sich lösen. Er führt sie hinein. Auf der Schwelle zum Wohnzimmer bleibt sie einen Augenblick stehen. Er steht neben ihr, sieht ihr Lächeln wegrutschen, ihre Augen sich weiten. Dann gibt sie sich einen Ruck und geht auf Peter zu. Sie beugt sich zu ihm herunter und ihr schwarzes Haar fällt vor ihre Gesichter.
Sie nimmt Peters Hand: »Wie geht es dir?«
»Ganz gut«, antwortet Peter.
»Willst du einen Kaffee? Wir könnten dann spazieren gehen«, fragt er.
»Kaffee klingt gut.« Sie setzt sich zu Peter ans Bett. Er geht in die Küche und kocht Kaffee. Tamara und Peter unterhalten sich leise. Er hört die Fröhlichkeit in Tamaras Stimme und die Wärme in Peters leiser Antwort. Dann schweigen beide. Während er Tassen und Kekse auf ein Tablett stellt, betrachtet er die beiden. Tamara hält immer noch Peters Hand.
Er bringt das Tablett hinüber. Tamara nimmt die Kaffeetassen herunter und reicht eine davon Peter. Peter schaut ihn irritiert an. Er nimmt ihm schnell die Tasse wieder ab und füllt Kaffee in die Schnabeltasse. Tamara setzt sich auf die Couch und knabbert an den Keksen. Er setzt sich dazu: »Wie läuft es auf der Arbeit?«
»Bei dem schönen Wetter ist viel los. Die Leute sind ganz verrückt nach den neuen Smoothies und der Brunch läuft sehr gut.«
Ihr hat die Arbeit immer genauso viel Spaß gemacht wie ihm, stellt er wehmütig fest.
Peter verschluckt sich an seinem Kaffee. Er steht schnell auf, nimmt ihm die Tasse aus der Hand. Peter muss husten, bekommt aber seinen Hals nicht frei. Er stützt vorsichtig seinen Kopf, um ihm zu helfen. Peter hustet weiter, dann beruhigt er sich, ringt nach Luft. Er wischt ihm den Mund ab. Peter schließt erschöpft die
Weitere Kostenlose Bücher