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Im Zimmer wird es still

Im Zimmer wird es still

Titel: Im Zimmer wird es still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Walther
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Peter küsste ihn, mitten auf dem Hof, wo Leute von der Straße es hätten sehen können. Es war das erste Mal, dass sie hier auf dem Dorf Zärtlichkeiten außerhalb ihrer vier Wände austauschten. Aber was sollte es auch. Es war gewiss kein Geheimnis. Sie waren zwei Männer, die zusammenlebten.
    Die Nachbarin hatte erzählt, dass es ein paar dumme Bemerkungen gab, als sich herumsprach, wer das Haus gekauft habe. Was sie sich da wohl auf den Hof geholt hätten. Dumme Vermutungen. Aber das legte sich schnell, und es kümmerte sie nicht weiter. Bald ließ das Interesse der Nachbarn an ihnen nach, die meisten grüßten, mit einigen unterhielten sie sich. Manchmal fragten die Leute mit einer Spur Neugier, aber nie aufdringlich.
    Er nimmt die Kräuter und geht wieder hinein. Peter hat die Augen geschlossen, schläft. Er geht in die Küche, holt die Hähnchenschenkel aus dem Kühlschrank, wäscht und tupft sie trocken.
    Er macht Öl in der Pfanne heiß und brät die Schenkel darin an. Dann schält er Zwiebeln und Knoblauchzehen und schneidet sie klein. Er heizt den Backofen an und legt die Hähnchenschenkel, die schon eine knusprige braune Haut bekommen haben, in eine große Auflaufform, gibt Zwiebeln, Knoblauch und Weißwein dazu. Dann schält er Kartoffeln und schneidet Paprika und Zucchini klein.
    Er überlegt, woher er das Gesicht kennt, denkt an Frankreich oder ein rustikales Restaurant. Aber dann fällt es ihm wieder ein. Sie waren bei einem Ehepaar eingeladen gewesen, mit dem Peter bekannt war. Als sie ankamen, roch es verführerisch nach Kräutern und Knoblauch. Es waren noch zwei andere Ehepaare eingeladen und Peter stellte ihn als seinen Lebensgefährten vor, während er ihm die Hand in den Nacken legte. Obwohl sie schon eine Weile zusammenwohnten, war er überrascht, weil Peter ihn das erste Mal als seinen Lebensgefährten vorstellte. Er lehnte sich gegen Peter, fühlte sich wohl.
    Später, als sich die anderen Gäste schon verabschiedet hatten, saßen sie mit den Gastgebern zusammen. Peter legte den Arm um seine Schulter. Es war ungewohnt für ihn, vor einem Ehepaar so viel körperliche Nähe zu zeigen. Einen Moment lang war er schüchtern, aber dann trank er von seinem Wein und entspannte sich. Sie lobten das Essen und sprachen über Frankreich. Es wurde spät, sie unterhielten sich angeregt und irgendwann sagte ihre Gastgeberin, wie glücklich sie miteinander aussähen, ihr Mann pflichtete ihr bei. Er schaute Peter an und bestätigte, dass sie das auch seien.
    Er lässt das Messer sinken und schaut hinüber zum Bett. Peter schläft noch. Sein Gesicht sieht ganz entspannt aus, friedlicher als sonst. Er betrachtet ihn, spürt die Zärtlichkeit, die er für ihn empfindet. Wird ganz ruhig. Peter seufzt, dreht seinen Kopf, schläft weiter.
    Er geht zum Backofen, öffnet ihn leise. Verteilt das Gemüse und die Kräuter um die Hühnchenschenkel und gießt Brühe dazu. Ein aromatischer Duft strömt ihm entgegen.

8
    Das Hühnchen ist ganz zart und saftig, vollgesogen mit Brühe und duftet nach Kräutern und Knoblauch. Andreas hat es zerlegt, damit er es besser essen kann. Er nimmt kleine Bissen, isst langsam und mit Genuss. Schafft fast den ganzen Hähnchenschenkel, dafür nur wenig von dem Gemüse und den Kartoffeln.
    Es hatte ihm gefallen, dass Andreas für ihn kochen lernte. Eine Art von Liebeserklärung, die er noch von keinem anderen Mann bekommen hatte. Er nimmt die Tunke mit einem Stück Brot auf.
    Andreas räumt des Geschirr zusammen und bringt es in die Küche: »Die Spülmaschine ist gleich wieder voll«, er kommt zurück, »Ich leg mich ein bisschen hin. Bis später, ja?«, Andreas küsst ihn. Dann geht er.
    Im Zimmer wird es still. Obwohl Andreas vor einer Minute noch bei ihm gewesen ist, fühlt er sich plötzlich verloren. Er schließt die Augen, aber er findet keine Ruhe. Er nimmt das Babyfon vom Nachttisch und dreht es an, hört eine Decke rascheln, dann ist es still. Er konzentriert sich, wartet. Dann hört er Andreas’ Atemzüge, gleichmäßig und entspannt. Ruhiger geworden schließt er wieder die Augen. Das Gerät rutscht aus seiner Hand und er schläft ein.
    Als er wieder munter wird, ist fast eine Stunde vergangen. Er sieht es an dem Lichtstreifen an der Fensterlaibung, der im Laufe des Nachmittags weiterwandert, immer größer wird. Auch wärmer, sonniger, am frühen Abend die Textur des weißgestrichenen Holzes cremig schimmern lässt. Doch jetzt reichen die Lichtstreifen noch weit ins Zimmer

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