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Im Zimmer wird es still

Im Zimmer wird es still

Titel: Im Zimmer wird es still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Walther
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Jungen entdeckte, der ähnliche Klamotten wie er trug und der ihm gefiel. Sie standen nebeneinander an der Bar und lächelten sich an. Aber er traute sich nicht, ihn anzusprechen und musste mitansehen, wie er von einem anderen abgeschleppt wurde. Ihn schleppte keiner ab, aber das wunderte ihn nicht.
    Angesprochen wurde er erst bei seinem nächsten Besuch. Bereitwillig ließ er sich von dem jungen Mann an die Bar führen. Obwohl der trainierte, modisch gekleidete Mann nicht wirklich sein Typ war, stand er auf, als der andere ihn fragte, ob er mit zu ihm kommen wolle.
    In dem fremden Zimmer zogen sie sich aus, legten sich unter die Decke. Aufgeregt war er und ein bisschen unsicher, aber es gefiel ihm ziemlich gut für sein erstes Mal. Nachher gab der andere ihm seine Handynummer, danach zu fragen, hätte er sich nie getraut. Er verbrachte zwei Stunden auf dem zugigen Bahnhof, bevor er einen frühen Zug nach Hause nehmen konnte.
    Ebenso müde wie überdreht, dachte er die folgenden Tage an den Jungen, rief sich jede Einzelheit ihrer Begegnung ins Gedächtnis, von der ersten Berührung bis zu der lockeren Umarmung am Schluss. Als er sich schließlich überwand anzurufen, fühlte er sich so gedemütigt von der heftigen Abfuhr, dass er sich tagelang in seinem Zimmer verkroch. Er ging nicht mehr in den Club, weil er dem Typen nicht begegnen wollte und fürchtete, er würde sich lustig machen über ihn.
    Ihm folgten noch zwei andere Typen, mit denen es nicht lief, die ihn nach dem Sex abblitzen ließen. Für ihn war klar, dass es an ihm liegen musste. Er sehnte sich nach einem Freund, antwortete auf Anzeigen und gab auch selbst eine auf. Aber es klappte nie.
    An seinem zweiundzwanzigsten Geburtstag entschied er sich wegzuziehen, weil er sein Leben satt hatte, weil er sich etwas Neues wünschte. Er war zweiundzwanzig, arbeitete in einem trostlosen Gasthof, wohnte bei seiner Mutter und hatte noch nie einen Freund gehabt. Er durchforstete Stellenanzeigen, fand eine Arbeit in einer etwas größeren Stadt, und obwohl seine Mutter Bedenken äußerte, packte er seine Koffer.
    Dass die Freiheit mitunter Einsamkeit bedeuten konnte, war eine neue Erfahrung für ihn. Aber er entdeckte auch Dinge an sich, die er vorher nicht kannte. Dass er allein gut zurecht kam, dass er auf Menschen zugehen konnte, wenn er wollte.
    Und als er Peter kennenlernte, war er froh, den Schritt gewagt zu haben. Er war glücklich, mit Peter zusammen zu sein. Und trotzdem funktionierte auch mit ihm der Sex nicht.

11
    Die Kette der immer kleiner werdenden Hotels zog sich schier endlos am Strand entlang, davor lagen bunte Strandbäder. Die Linien, die Wasser, Strand und Hotels bildeten, trafen sich an einem Punkt in der Ferne, ohne unterbrochen zu werden oder den Eindruck zu erwecken, dort zu Ende zu sein. Darüber ein stahlgrauer Himmel, hinter den Hotels marmorweiße Berge.
    Das Meer schäumte um seine Füße, sprudelte um seine Knöchel. Das Wasser war wärmer als die Luft, ein kräftiger Wind wehte vom Meer herüber. Er blickte auf. Peter kam näher, die Hosen hochgekrempelt, die Füße im Wasser. Er ging auf ihn zu, umarmte ihn, legte seinen Kopf auf Peters Schulter.
    Die Toskanaküste im Herbst. Die Reihen der Liegestühle waren vom Strand verschwunden, die Hotels fast leer, viele schon geschlossen. Die Aufsteller mit Souvenirs und Badesachen waren von den Gehwegen geräumt, dahinter Haushaltsläden und Drogerien. Einheimische bevölkerten die Restaurants, spazierten mit dicken Pullovern am Strand entlang. Sie lagen in kurzen Hosen und T-Shirts auf den wenigen, noch vorhandenen Hotelliegen. Das Meer rauschte und die Sonne, ihrer Hitze beraubt, wärmte angenehm.
    Er wartete auf die Entspannung, nach der er sich den ganzen Sommer gesehnt hatte, aber sie wollte sich nicht einstellen. Spürte, dass auch Peter nicht so gelöst war wie sonst im Urlaub, dass die Müdigkeit und Abgespanntheit, die er schon den ganzen Sommer an ihm bemerkt hatte, nicht von ihm gewichen waren. Im Bett war schon vor dem Urlaub nicht viel los gewesen. Er hatte auf den Urlaub gehofft, war aber enttäuscht worden. Er drehte sich auf die Seite, fragte Peter: »Schlafen wir heute Abend miteinander?«
    Peter setzte zu einer Antwort an, sagte dann aber nichts. Etwas an Peters Gesichtsausdruck hielt ihn davon ab nachzuhaken. Doch abends im Hotel wollte er eine Antwort haben. Er duschte, kam nur mit einem Handtuch um die Hüften zurück. Ging zu Peter, der auf dem Bett lag und las. Nahm ihm

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