Im Zweifel suedwaerts
dazwischen!«, rief eine Frau aus der Schlange.
Wütend fuhr ich herum, in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Ach! Jetzt plötzlich, oder was?«
»Daphne?! Was machst du denn da?« Ich sah, wie Lucy sich durch die kleine Menschentraube drängelte, die sich um Naddi und mich gebildet hatte wie bei einer Schulhofschlägerei. Sie trug einen kurzen, pinkfarbenen Hosenanzug und hatte Glitzer im Gesicht. Er war überall. Ein bisschen übertrieben, dachte ich. Trotzdem war ich froh, sie zu sehen.
»Ich hab dich gesucht«, sagte ich atemlos.
»Ich war auf dem Klo.«
»Ich weiß.« Ich warf Naddi einen hasserfüllten Hab-ich-doch-gesagt-Blick zu. Sie verdrehte schmerzerfüllt die Augen. Das hatte sie jetzt davon.
»Hat ein bisschen länger gedauert.« Lucy zuppelte an ihrem Anzug. »Ich hab den so schlecht wieder anbekommen.« Sie schüttelte abwesend den Kopf, ganz so, als befände sie sich gar nicht in dieser absurden Situation. »Ich hätte doch ein Kleid anziehen sollen. Diese Hosenanzüge sind total unpraktisch.«
Die umstehenden Frauen murmelten zustimmend.
»Tja«, sagte ich.
Lucy schaute nachdenklich an sich herunter. »Ich frag mich echt, wer diese Dinger erfunden hat. Bestimmt keine Frau.«
»Aber Männer mögen die auch nicht«, gab ein Mädchen in Jeansshorts zu bedenken, das neben ihr stand.
»Nicht?!«, fragte Lucy, und als das Mädchen den Kopf schüttelte, rief sie entsetzt: »O nein! Ich hab den extra für Ramon angezogen! Daphne!«
»Ich weiß auch nicht, Lucy. Vielleicht ist er ja nicht so wie die anderen Männer.« Ich fand das alles etwas anstrengend. Das leidige Hosenanzugthema. Die um sich schlagende Naddi unter mir.
Das Mädchen mit den Shorts verschränkte die Arme. »Also, soweit ich weiß, sind alle Männer gleich.«
Lucy schlug die Hände vors Gesicht. »Herrje!«
»Steh endlich von mir auf!« Unter mir wand sich Naddi wie ein überdimensionaler Wurm und wühlte mit ihren Füßen im Sand herum.
Ich warf ihr einen strengen Blick zu. »Wehe, du benimmst dich nicht.« Ich bekam mit der rechten Hand Lucys Arm zu fassen und zog mich an ihr hoch. Im Stehen befühlte ich die Stelle an meinem Kopf, an der mir im Kampf die Haare ausgerissen worden waren. Sie fühlte sich nass an, blutete aber nicht. »Komm, Lucy«, sagte ich und zog meine aufgelöste Freundin mit mir, weg von dem Klohäuschen und der wilden Naddi, hin zum Rand des Parkplatzes, und setzte mich erschöpft auf einen niedrigen Holzzaun. Lucy blieb stehen, auf ihrem Gesicht ein Ausdruck absoluter Hoffnungslosigkeit.
»Daphne, was soll ich denn jetzt machen? Glaubst du, Ramon gefällt, wie ich aussehe?«
»Und wenn schon …«
Sie sah mich entgeistert an. »Was soll das denn heißen? Ist dir etwa egal, ob Ramon mich mag?«
Ich überlegte kurz. Wirklich nur kurz. »Ja.« Lucy schnappte empört nach Luft, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ja, das ist mir egal, Lucy. Soll ich dir sagen, warum? Weil ich aus dir nicht mehr schlau werde. Du verlässt den Mann, der dich am meisten von allen liebt, erzählst mir diese schreckliche Geschichte aus deiner Vergangenheit und dass du Männern nicht traust und Hannes verlassen musstest, weil du dich in ihm getäuscht hast. Weil er angeblich auch so mies ist wie alle anderen. Na ja, und als Nächstes schmeißt du dich so gut wie jedem Typen an den Hals, den wir treffen. Und das versteh ich einfach nicht, und das kann ich auch nicht ernst nehmen, tut mir leid.«
»Du bist doch bloß sauer, ist doch klar«
»Ähm … Nein? Erzähl mal, Lucy.« Ich stützte das Kinn auf meiner Hand ab und schaute sie betont interessiert an. »Warum bin ich sauer?«
»Weil ich so schnell über Hannes hinweggekommen bin.«
»Aha.« Vielleicht nicht der beste, aber doch immerhin ein passender Moment, um den Grund für meinen Besuch beim Klohäuschen zu erklären. »Apropos …«
»Du hast nämlich geglaubt, ich geh zu ihm zurück«, unterbrach Lucy mich, bevor ich weiterreden konnte. »Du hast gedacht, niemand sonst will eine wie mich. Aber falsch gedacht. Karol wollte mich, deswegen habt ihr ihn in Frankreich ausgesetzt.«
Ich sah sie überrascht an. »Ausgesetzt?«
Lucy nickte erregt, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie war voll in Fahrt. »Ja, genau. Ausgesetzt. Damit ich bloß weiter Hannes hinterhertrauere. Aber Pech gehabt, Daphne. Denn dann kam Ramon, und der ist super. Der ist dreimal besser als Hannes. Fünfmal besser. Er hat sogar Bauchmuskeln.«
Ich zuckte mit den
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