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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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Schultern. »Offensichtlich.«
    »Und jetzt bist du frustriert, weil dein Plan nicht funktioniert hat.«
    »Welcher Plan?«
    »Mich mit allen Männern auseinanderzubringen, damit ich am Ende zu Hannes zurückgehe. Weil nämlich er derjenige ist, der keine andere abbekommt. So!« Sie stampfte mit dem Fuß im Sand auf und fuchtelte mit ihrem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. »Aber dieses Mal klappt es nicht. Ramon wird nirgendwo ausgesetzt. Und selbst wenn, dann wirst du hinterher schön blöd gucken, das sag ich dir. Die Gentle Men haben nämlich eine Website, da kann ich ihn sofort wiederfinden, gar kein Problem.« Triumphierend stemmte sie die Hände in die Seiten und machte einen Schritt von mir weg. »Ha!«
    Das war so ziemlich der größte Quatsch, den ich in meinem Leben je gehört hatte. Am liebsten hätte ich laut losgelacht. Aber dann hätte Lucy gedacht, ich nähme sie nicht ernst, und dann wäre sie wieder wütend davongestapft, das kannten wir ja schon. »Ich versteh das trotzdem alles nicht. Es ist, als wärst du eine andere Person.«
    »Vielleicht bin ich das ja.« Fast ein bisschen stolz verschränkte Lucy die Arme vor ihrer Brust. »Ich mach jetzt alles anders. Und dann kann Hannes mal sehen …«
    »Also geht es eigentlich doch um ihn.«
    »Wie?« Verwirrt ließ sie die Arme sinken. »Nein! Geht es nicht!«
    O doch. Jetzt wurde mir alles klar. Lucy zeigte eine ganz normale Post-Trennungs-Trotzreaktion. Sie versuchte, sich von ihrem Schmerz abzulenken und die Angst vorm Alleinsein zu unterdrücken, indem sie eben nicht allein war. Die Männer. Der Alkohol. Dass ich als Expertin das nicht früher erkannt hatte! Ich nickte erleichtert. »Doch, Lucy, darum geht es. Das ist ein ganz bekanntes Muster …«
    Sie schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Das hat nichts mit Hannes zu tun!«
    »Es hat alles mit Hannes zu tun, Lucy, aber das ist nicht schlimm. Das ist normal. Du liebst ihn noch immer, und das ist gut, weil …«
    »Ich kann dich gar nicht hören!«, rief sie und hielt sich die Ohren zu.
    Ich stand auf und zog an ihren Händen. »Lucy!« Sie wehrte sich, aber ich zog fester. Nach dem Kampf mit Naddi war ich körperlich in Höchstform. Das musste ich auch sein, denn Lucy war stur und stark. »Du bist doch kein kleines Kind mehr. Stell dich nicht so an!« Schließlich gewann ich den Kampf um ihr Gehör. Um sich nicht einfach so geschlagen zu geben, kniff Lucy einfach die Augen zu.
    Ich seufzte. »Okay, dann guck eben nicht hin. Aber ich hab eine ganz tolle Überraschung für dich.«
    Neugierig öffnete sie ein Auge. Mit Überraschungen bekam man Lucy immer. »Was für eine denn?«
    »Hannes«, sagte ich. »Er ist hier!«
    Ich war mir so sicher gewesen. Spätestens als Lucy, wenn auch indirekt, zugegeben hatte, dass Hannes noch immer in ihrem Kopf war, hätte ich den Rest meines Urlaubsbudgets (der, zugegeben, eher mickrig war) darauf verwettet, dass sie sich unendlich über sein Kommen freuen würde. Darauf, dass einer gläubigen Romantikerin wie ihr die Tatsache, dass der Mann, der mehr als drei Jahre ihr Lebensinhalt gewesen war, sich auf diesen weiten Weg gemacht hatte, um sie zurückzugewinnen, Tränen der Rührung in die Augen treiben würde. Gut, dass ich es nicht getan hatte. Dann hätte ich mir jetzt nicht einmal mehr ein Trost-Eis kaufen können.
    Denn statt Liebe und Freude auszudrücken, verfärbte Lucys Gesicht sich tiefrot. Das biss sich mit dem Pink ihres Hosenanzugs, aber das in diesem Moment zu erwähnen, wäre unaussprechlich blöd gewesen. Sie atmete schnell und heftig durch die geweiteten Nasenlöcher – wie ein wütender Stier. Immer schneller und heftiger schnaufte sie, bis ich irgendwann, aus Angst, sie werde hyperventilieren und ohnmächtig werden, ihren Arm berührte und sie fragte: »Lucy? Ist alles okay?«
    Aber nichts war okay. Gar nichts. »Was fällt ihm ein?!« Ihre Stimme erfüllte den Parkplatz und den Platz vor dem Klohäuschen und hätte sicherlich auch Hannes erreicht, wenn die Tanzmusik nicht so laut gewesen wäre und die Tänzer nicht in diesem Moment aus irgendeinem erfreulichen Grund, den ich wohl nie erfahren würde, begeistert gejohlt hätten. Ich umfasste ihren Arm fester mit meiner Hand, »jetzt beruhig dich doch bitte«, aber sie wand sich aus meinem Griff und starrte mich mit entschlossenem, rasendem Blick an. »Wo ist er?«
    Ich hatte plötzlich Angst um Hannes und wollte nicht zu präzise werden. Erst musste Lucy beschwichtigt werden. Die Frage war

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