Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
zwei bezwingende schwarze Augen bohrten sich in ihre. „Das hättet Ihr nicht tun dürfen, Mädchen.“
Wie zur Bestätigung seiner Worte schüttelte er langsam den Kopf. „Ihr hättet mich meinem Schicksal überlassen sollen. Ich bringe Euch nur Schmerz.“ Valandra fuhr fort, ihn zu verbinden. „Redet keinen Unsinn! Hätte ich etwa zusehen sollen, wie der Bär Euch zerfleischt?“
„Ihr habt den Bären erlegt?“, japste Lord Stafford ungläubig, und sein Gesicht verlor alle Farbe.
„Lasst mich hier sterben, Mädchen, oder ich werde Euer Verderben sein.“
„Habt Ihr ihn tatsächlich erlegt?“, wollte Lord Stafford erneut wissen.
„Ich denke gar nicht daran, Euch jetzt liegen zu lassen. Nicht, nachdem ich solche Angst ausgestanden habe.“
„Habt Ihr nun den verdammten Bären erlegt oder nicht?“, echote Lord Stafford ungehalten, und seine Stimme überschlug sich vor Entsetzen.
„Ja, verdammt“, zischte Valandra entnervt.
„Was, zum Teufel...?“
„...ist denn hier passiert?“, beendete Owen Greystones Satz.
Nun standen alle Männer mit offenem Mund da und betrachteten fassungslos und ungläubig die rosa gefärbten Federn, die noch aus dem Bärenauge ragten. „Sagt bloß, den habt Ihr erlegt, Mylady“, staunte Greystone.
Valandra hatte die ewige Fragerei allmählich satt. „Würde mir endlich jemand helfen? Ich brauche eine Bahre und den Kräuterbeutel vom Sattel meiner Stute.“
Als sich keiner der Männer sich bewegte, riss ihr endgültig der Geduldsfaden, und sie sprang wütend auf. „Gott verfluche alle Männer mitsamt ihrer dümmlichen Einfalt.“
Sie drückte Lord Stafford einen Stofffetzen in die Hand und funkelte ihn warnend an. „Presst das auf seine Schulter, und zwar gleich! Owen, du und Lord McSpermit, ihr werdet eine Bahre bauen!“
Owen nickte und zog den verstörten jungen Mann mit sich fort.
Valandra rannte selbst den Weg zu ihrer Stute zurück und befahl einem der zurückgebliebenen Krieger: „Reite nach Walkmoor Castle zurück und hol zwei Wagen. Ich habe einen verletzten Bauern gefunden.“
Sie schnappte sich ihren Beutel und rannte denselben Weg wieder zurück. Großer Gott, ihre Schulter schmerzte so sehr, dass sie bei jedem Schritt mit den Tränen kämpfen musste.
Als sie, heftig nach Atem ringend, wieder bei den Männern ankam, sah sie, wie Greystone gerade mit dem Schwert ausholte, um dem Verletzen den Gnadenstoß zu geben.
„Nein!“, schrie sie empört auf und stieß Greystone mit solcher Kraft beiseite, dass dieser beinahe hingefallen wäre.
Er fing sich jedoch wieder, packte Valandra und schlug ihr mitten ins Gesicht.
„Elendes Luder! Wenn du erst meine Frau bist, werde ich dir diese Manieren rasch abgewöhnen!“
Valandra funkelte ihn wütend an. Dieser Mistkerl hatte Glück, dass Owen nicht da war, ansonsten wäre er bereits tot. „Euch würde ich nicht heiraten, und wenn Ihr der letzte Mann auf Erden wäret. Und wenn Ihr noch einmal die Hand gegen mich oder diesen Mann erhebt, könnt Ihr Euch gleich neben den Bären legen. Das ist ein Versprechen!“
Greystone blinzelte ungläubig. Die Sekunden verstrichen, und schließlich warf er den Kopf in den Nacken und lachte schallend auf. „Bei Gott, dieses Weib hat Feuer!“
Valandra zweifelte ernstlich am Verstand sämtlicher Männer und kniete sich wieder neben ihren verwundeten Bauer.
„Jetzt habt Ihr mir zum zweiten Mal das Leben gerettet, Mädchen. Das war nicht klug von Euch.“
„Wenn Ihr weiterhin solchen Schwachsinn redet, fange ich an zu schreien!“, stieß sie wütend hervor und rieb sich die schmerzende Wange. „Ich habe die Nase wirklich gestrichen voll von euch Männern!“
Obwohl ihre Worte scharf klangen, behandelten ihre Finger die Wunden des Alten mit größter Vorsicht. „Ihr habt Euch tapfer gegen den Bären zur Wehr gesetzt. Die Wunden sind nicht so schlimm, wie ich zuerst befürchtete. Mit etwas Ruhe und Fürsorge werdet Ihr bald wieder auf den Beinen sein.“ „Ihr solltet Euch besser um Eure Schulter kümmern, Mädchen.“
Valandra schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Alles zu seiner Zeit.“
Kapitel 25
Ranulf stand wie angewurzelt in der Tür. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Im Burghof war ihm zugetragen worden, dass Valandra einen Bären erlegt und damit einem Bauern das Leben gerettet habe. Als ob dieser Schock noch nicht ausgereicht hätte, um ihn an den Rand eines
Nervenzusammenbruchs zu treiben, hatte Ranulf gleich gespürt, dass mehr
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