Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Mitgefühl von mir!“
Ranulf packte Valandra grob bei den Oberarmen und schüttelte sie. „Alles, was ich will, ist, dass du vor McGregor und seinesgleichen in Sicherheit bist. Was soll ich denn sonst tun? Ich selbst kann dich nicht heiraten!“
„Lass mich raten“, zischte Valandra und funkelte ihn wütend an. „Jetzt kommt wieder diese alberne Geschichte von deinem nahenden Tod. Fällt dir wirklich nichts Besseres ein? Wie wäre es zum Beispiel mit einem bitterbösen Fluch, der auf den männlichen Mitgliedern deiner Familie lastet und euch in einem bestimmten Alter dahinrafft? Das wäre zumindest fantasievoll.“
Ranulf ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Tiefes Bedauern spiegelte sich in seinen Zügen, als er ihr den Rücken zuwandte und den kleinen, funkelnden Punkt von Malvens Lagerfeuer betrachtete. Er konnte ihr die Entrüstung nicht verübeln. Dennoch schmerzten ihn ihre höhnischen Worte tief.
„Ich werde Greystone nach Hause schicken“, erklärte er leise. „Er ist kein Mann für dich.“
Schick sie alle heim , flehte Valandras Herz. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper, als könnte sie sich so vor dem Schmerz schützen. Ich will keinen von ihnen.
„Vielleicht gelingt es mir, noch weitere Junggesellen aufzutreiben, die mehr nach deinem Geschmack sind.“
Trotz und Schmerz formten ihre nächsten Worte. „Bemüh dich nicht weiter. Die vier, die bereits hier sind, reichen vollkommen aus. Und Lord Greystone bleibt hier. Wenn du schon verlangst, dass ich mit einem von ihnen das Ehebett teile, dann soll er zumindest gut aussehen.“
Ranulf schloss die Augen, als eine Welle der Eifersucht und des Schmerzes seinen Körper erfasste. Er hatte geglaubt, Kasims Worte wären grausam gewesen, doch Valandras Seitenhieb drang noch wesentlich tiefer. Greystone! Ausgerechnet Greystone! Dieser überhebliche Kerl konnte ihr doch niemals bieten, was sie wirklich brauchte.
Valandra ballte hilflos die Hände zu Fäusten, während sie fassungslos auf Ranulfs Rücken starrte. Sie hatte sich eine Reaktion von ihm erhofft. Eine Gefühlsregung. Irgendetwas, das ihr bewiesen hätte, dass sein Herz nicht aus kaltem Stein war. Doch sie wartete vergebens.
Er stand so ruhig und beherrscht da, dass sie vor Pein am liebsten geschrien hätte. Wie konnte er nur so grausam sein?
Unfähig, ihre Tränen noch länger zurückzuhalten, machte sie auf dem Absatz kehrt und floh. Sie rannte, bis ihre Seiten stachen, und blieb erst wieder stehen, als sie sicher war, dass Ranulf sie nicht mehr hören konnte. Erst jetzt erlaubte sie sich, ihrem Schmerz nachzugeben, und sank hemmungslos schluchzend auf die feuchten Treppenstufen des Turms nieder.
Kapitel 24
Die nächsten drei Tage und Abende war Valandra gezwungen, ihre Zeit mit den vier Heiratskandidaten zu verbringen. Sie lächelte, tanzte und scherzte mit ihnen, und wann immer Ranulf anwesend war, gab sie sich den Anschein, sich köstlich zu amüsieren. Doch nachts, wenn sie endlich allein war, weinte sie sich in den Schlaf.
Detlef erwies sich in dieser Zeit als wahrer Freund. Er hörte sich ihre Sorgen und Ängste an, tröstete sie, wenn sie glaubte, der Kummer werde ihre Seele verschlingen, und war immer für sie da. Auch Dalvina bemühte sich sehr darum, sie aufzuheitern.
Ranulf hingegen hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend an ihre Tür zu klopfen, um sich über den neuesten Stand der Dinge zu informieren. Er wartete darauf, dass sie ihm den Namen ihres zukünftigen Ehegatten nannte.
Valandras Finger schlossen sich fester um die Zügel ihrer Stute, und sie verbot sich jeden Gedanken an Ranulf. Er war weit entfernt auf Walkmoor Castle, und sie dankte Gott dafür, dass sie einen Vorwand gefunden hatte, um seiner Gegenwart zu entfliehen.
Der Frühling schien endlich Einzug zu halten. Die ersten Sonnenstrahlen wärmten den aufgetauten Boden, und kaum ein Wölkchen war am strahlend blauen Himmel zu erkennen. Deshalb hatte Valandra beschlossen, das Notwendige mit dem Unumgänglichen zu verbinden, und ihre Heiratskandidaten zur Jagd eingeladen. Die vier Herren sollten ruhig etwas zu ihrem Unterhalt beitragen.
Nun ritt sie flankiert von Lord Spencer und Greystone an der Spitze des kleinen Reitertrupps durch den Wald. Hinter ihr befanden sich Lord Stafford, Lord McSpermit, Owen und sechs Lamont-Krieger zu ihrem Schutz.
„Diese Jagd war eine wundervolle Idee“, lobte Lord Spencer erfreut und genoss den Ausflug sichtlich. Die Sonne spiegelte sich
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