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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Seite der Burg erstreckte sich ein riesiges Feld, auf dem die Krieger sich im Kampf üben konnten.
    Ranulfs Blick glitt über die angespannten Gesichter der Burgbewohner, die sich im Hof versammelt hatten. Sie waren mit Schaufeln, Heugabeln oder Stöcken bewaffnet, um sich notfalls gegen die Eindringlinge zu wehren.
    Auch wenn ihr Anblick eher armselig als bedrohlich wirkte, musste Ranulf ihnen doch Respekt zollen. Offensichtlich waren sie ihrem jungen Herrn treu ergeben. „Umso besser“, dachte Ranulf erleichtert. Dann brauchte er diese Leute nur ausreichend zu bewaffnen und konnte guten Gewissens wieder seiner Wege ziehen. Vielleicht morgen schon...
    Valandra ritt in die Mitte des Hofes, erhob sich in den Steigbügeln und verkündete mit lauter Stimme: „Dies ist Lord Ranulf de Bretaux. Er bringt frohe Botschaft aus Ägypten. Mein Vater lebt und wird bald zurückkehren.“
    Laute Jubelrufe erklangen, doch Valandra hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ich möchte, dass ihr unsere Gäste willkommen heißt. Mein Vater hat uns diese wackeren Männer geschickt, damit sie uns helfen, Walkmoor Castle bis zu seiner Heimkehr zu sichern.“ Nur zögernd zeichnete sich auf den Gesichtern der Leute Erleichterung ab, doch dann, als wäre ein Bann gebrochen, brachen sie erneut in lauten Jubel und Hochrufe aus.
    Valandra lenkte ihr Pferd vor das Hauptportal und ließ sich von Owen aus dem Sattel helfen. Den Helm unter den Arm geklemmt, erteilte sie ihren Männern den Befehl, die Pferde der Neuankömmlinge zu versorgen. Nachtlager mussten errichtet und Metfässer aus dem Keller geholt werden. Danach rief sie Gweneth zu sich und gab Anweisung, ein herzhaftes Mal zuzubereiten.
    „Und sag Dalvinas Damen, sie sollen die alten Leinentücher in Streifen reißen. Wir werden Verbandsmaterial benötigen.“
    Allmählich leerte sich der Burghof.
    Auch Ranulf gab letzte Anweisungen an seine Männer und beobachtete, wie sie von den Burgbewohnern freundlich weggeführt wurden. Er war sehr zufrieden. Sein Aufenthalt hier würde nur von kurzer Dauer sein.
    Wesentlich besser gelaunt wandte er sich seinem jungen Gastgeber zu und verharrte mitten in der Bewegung.
    Das darf doch nicht wahr sein!
    Der junge Lord war eine Frau. Glänzendes dunkelbraunes Haar fiel in einem dicken, hüftlangen Zopf über das matte Metall ihrer Rüstung. Doch sie erteilte Befehle wie ein verdammter General. Dabei war ihre Stimme so fest und entschlossen, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Verdammt und zum Teufel, dies schien wahrlich nicht das erste Mal zu sein, dass sie den Burgherrn spielte.
    Namenlose Enttäuschung und das bittere Gefühl von Verrat stiegen in Ranulf hoch, und er ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die Knöchel weiß hervortraten. Seine Augen blieben an der zierlichen Frauengestalt hängen. Das würde sie ihm büßen.
    Das Lächeln gefror Valandra auf den Lippen, als sie Ranulf wütend auf sich zustapfen sah. Himmel, was mochte ihn nur so verärgert haben? Ihr erster Impuls war die Flucht, doch dann besann sie sich eines Besseren. Dies war ihre Burg. Dieser finstere Riese würde es bestimmt nicht wagen, Hand an sie zu legen.
    Mit hoch erhobenem Haupt und angehaltenem Atem wartete sie, bis er die geringe Entfernung zwischen ihnen überbrückt hatte.
    „Ihr seht verärgert aus, Mylord“, bekundete sie unnötiger Weise, als er mit bebenden Nasenflügeln vor ihr stehen blieb. Obwohl ihre Stimme nichts von ihrer Furcht verriet, hämmerte ihr Herz wie wild gegen die Rippen. Heilige Jungfrau, sie hatte seine ungewöhnliche Größe dem riesigen Schlachtross zugeschrieben, doch nun stand er auf seinen eigenen Beinen und überragte sie noch immer um gut zwei Haupteslängen.
    Er baute sich vor ihr auf. „Wie scharfsinnig von Euch, Lady “, zischte er schneidend. Dabei war er redlich bemüht, seinen Zorn zu zügeln.
    „Darf ich auch den Grund für Euren Ärger erfahren?“ Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können - ein Umstand, der ihr gar nicht gefiel.
    Ohne Vorwarnung packte Ranulf ihren Haarzopf und hielt in ihr anklagend vors Gesicht. „Das hier ist der Grund!“
    Valandra war wie erstarrt vor Schreck.
    „Dein Vater hat mit keinem Wort eine Tochter erwähnt. Zum Teufel noch mal, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich niemals hierher gekommen. Er hat mich absichtlich in diese Falle gelockt!“
    Der bittere Groll in seinem Gesicht verwirrte Valandra. „Mein Vater vergisst manchmal

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