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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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selbst, dass ich seine Tochter und nicht sein Sohn bin. Er hat es bestimmt nicht absichtlich verschwiegen.“
    Ranulf aber wollte keinerlei Ausflüchte hören. All seine Pläne waren zunichte gemacht. Wie sollte er den Ort guten Gewissens wieder verlassen, wenn dieses Weibsbild hier die Aufsicht hatte? Er hatte dem betrügerischen Lord sein Ehrenwort gegeben, dass er für die Sicherheit der Burg sorgen würde - und er stand immer zu seinem Wort!
    Ranulfs Griff um Valandras Haarzopf verstärkte sich. „Erzähl mir keine Lügen! Das war pure Absicht! Er wusste verdammt genau, dass es sich bei dir um ein Mädchen handelt.“ Sein Blick glitt verächtlich über ihren Körper, der noch immer in der Rüstung steckte. „Um ein verdammtes Kind“, platzte er wütend heraus. Valandra schnappte empört nach Luft. Das war ja wohl der Gipfel. Wütend hielt sie seinem zornigen Blick stand und erklärte schneidend: „Ich bin weder das eine noch das andere, Lord de Bretaux. Ich bin eine erwachsene Frau, die es vorzieht, mit dem nötigen Respekt behandelt zu werden. Haben wir uns verstanden?“
    Ranulf ließ ihr Haar los und packte sie stattdessen bei den Schultern. „Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Weib!“
    „Oder was?“, gab sie hitzig zurück. „Wollt Ihr mich sonst wieder an meinen Haaren ziehen?“ Sie versuchte seine Hände abzuschütteln, doch die kräftigen Finger umspannten ihre Schultern wie zwei Schraubstöcke. „Wenn Euch mein Anblick so sehr missfällt, könnt Ihr jederzeit verschwinden. Das Tor steht Euch offen.“
    „Du musst verrückt sein, mich ausgerechnet jetzt zu reizen.“
    „Benehmt Euch wie ein zivilisierter Mensch, und es wird nicht nötig sein.“
    Mit nicht geringer Genugtuung erkannte sie sein Erstaunen. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass ihm jemand die Stirn bot.
    Als er sich ein wenig beruhigte, fügte Valandra etwas freundlicher hinzu:
    „Ich bin, was ich bin, daran kann niemand etwas ändern.“ Sie legte ihre Hände auf seine, die noch immer schwer auf ihren Schultern ruhten, und zog sie fort. „Bestimmt werdet Ihr diese herbe Enttäuschung überleben.“
    Ranulf hingegen war sich dessen ganz und gar nicht sicher. Was ihn im Augenblick jedoch weit mehr beschäftigte, war, dass sein Zorn urplötzlich verpufft war. Seine Handrücken prickelten angenehm von dieser unerwartet zärtlichen Berührung. Himmel noch mal, wie konnte eine so kleine, unschuldige Geste solch verwirrende Gefühle in ihm auslösen?
    Mit großer Erleichterung erkannte Valandra, dass sich der Sturm seiner Wut allmählich legte. „Wenn Ihr mir jetzt folgen wollt? In der Halle wird gerade ein herzhaftes Mahl zubereitet. Meine Mama sagte immer, nur ein gut gespeister Mann sei auch ein zufriedener Mann.“
    Plötzlich erhellte ein Lächeln ihr Gesicht, und ihre Augen funkelten vor Schalk.
    „Also esst tüchtig, Mylord. Sonst könnte unser nächstes Zusammentreffen in einem Zweikampf enden.“
    Ranulf starrte wie gebannt auf die lieblichen Lachgrübchen in Valandras Wangen. Er konnte nicht anders. Obwohl sich dunkle Ringe der Müdigkeit unter ihren Augen abzeichneten, strahlte sie eine unbändige Energie und Willenskraft aus. Kleiner General, hatte ihr Vater sie einmal genannt. Der Name passte.
    „Nun kommt endlich, Mylord. Ich muss dringend aus dieser Rüstung heraus, bevor...“ Sie stöhnte leise auf, als ihre Stiefmutter auf der obersten Treppenstufe erschien. „Zu spät.“
    „O nein! Valandra, wie kannst du dich in dieser scheußlichen Rüstung zeigen? Du bringst Schande über uns alle.“
    Valandra versteifte sich, und Ranulf konnte für den Bruchteil einer Sekunde tiefe Betroffenheit in ihren zarten Gesichtszügen erkennen. Gleich darauf war diese jedoch verschwunden, und sie wirkte kühl und unnahbar.
    “Darf ich vorstellen, dies ist Lord Ranulf de Bretaux. Er kämpfte an der Seite meines Vaters. Meine Stiefmutter, Lady Eleanora Lamont.“
    Unangenehm berührt bemerkte Ranulf die plötzliche Veränderung der älteren Frau. Die Empörung wich augenblicklich aus ihrem immer noch hübschen Gesicht, und ihre Augen verschlangen begehrlich seinen kräftigen Körper, während ein sinnliches Lächeln ihre Lippen umspielte. Eleanora schwebte mit ausgestreckten Händen die Stufen herab und säuselte: „Willkommen, Mylord. Mein Heim sei das Eure.“
    Etwas ungelenk führte Ranulf die blasse, feingliedrige Hand an seine Lippen. „Vielen Dank, Mylady.“
    Valandra presste missmutig die Lippen aufeinander. Es

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